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Potsdam-Mittelmark: Der Wunsch nach einer eigenen Schulküche bleibt

Eltern aus Seddiner See und Michendorf wollen, dass Schulessen im Ort zubereitet wird

Von
  • Eva Schmid
  • Enrico Bellin

Stand:

Michendorf/Seddiner See - Aufgewärmtes Essen, darin Zucchini aus Italien, Tomaten aus Marokko und Rindfleisch aus Südamerika. Das muss nicht sein, finden Eltern der Initiative „Wir kochen selbst“ aus der Gemeinde Seddiner See. Seit eineinhalb Jahren kämpfen sie für frisch gekochtes Essen und gegen die Versorgung durch den in die Schlagzeilen geratenen Caterer Sodexo.

Der hatte im Herbst 2012 mit verseuchten Erdbeeren aus China eine Brechdurchfallwelle bei zahlreichen Kindern der Region ausgelöst. Bis heute ist das Thema Schulessen bei vielen Eltern präsent. So kommt es, dass sich am gestrigen Dienstag rund 50 Schulcaterer aus Brandenburg in Teltow trafen, um dort über besseres Schulessen zu diskutieren. Auf Einladung der Vernetzungstelle Schulverpflegung wollten sie beraten, wie die Caterer die Prozesse vom Kochen bis zum Aushändigen der Mahlzeiten optimieren können. Das auch, weil noch immer viele Eltern und Kinder eine Verbesserung bei der Essensversorgung erwarten, wie eine Umfrage der PNN zeigt.

„Das Essen ist zu kalt und hat hohe Geschmackseinbußen, da es bereits morgens um neun Uhr angeliefert wird“, sagt Mandy Sommer von der Seddiner Elterninitiative für besseres Schulessen. Ihre 20 Mitstreiter wünschen sich eine zentrale Küche in der Gemeinde, in der das Essen für die Grundschule und beide Kindergärten täglich frisch gekocht wird. Anderswo gehe das schließlich auch.

Besuch in Fichtenwalde: In der dortigen Schulküche werden täglich 300 Essen von drei Angestellten gekocht, daneben werden kleine Pakete für die Vesper vorbereitet. Ein Menü gibt es täglich, für Allergiker wird es angepasst. Dazu bekommen Schüler Unterricht zum Umgang mit Lebensmitteln. Ein ähnliches Konzept wünschen sich Eltern auch für Seddiner See.

Die Verwaltung dort hat das bisher aber abgelehnt. „Momentan haben wir eine kostendeckende Essensversorgung“, so Bürgermeister Axel Zinke (parteilos). Er sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern. Auch eine Kalkulation zu genauen Kosten einer eigenen Küche wolle die Verwaltung nicht aufstellen. „Das Geld wäre rausgeschmissen.“ Man habe keine geeigneten Räume zur Verfügung.

Das sieht die Seddiner Elterninitiative anders. So könnte eine bereits vorhandene Küche in Seddin, in der derzeit das Essen für 36 Kinder gekocht wird, weiter ausgebaut werden. Auch im Dachgeschoss der Neuseddiner Kita gebe es ungenutzte Räume. „Selbst das Argument hoher Personalkosten, welche die Essenspreise in die Höhe treiben würden, kann man so nicht gelten lassen“, sagt Carina Simmes von der Elterninitiative. Nehme man das für das Essen verantwortliche Personal von Grundschule und Tagesstätten der Gemeinde zusammen, habe man bereits die drei Angestellten, mit denen beim Nachbarn in Fichtenwalde die 300 Essen gekocht werden.

Eine Möglichkeit sieht jedoch auch Bürgermeister Axel Zinke, in Zukunft selbst gekochtes Essen anzubieten: Im Nachbarort Beelitz werden derzeit in einer alten Küche im Platanenring täglich 600 Essen gekocht. Sollte Beelitz die Küche erweitern, könnte er sich eine Beteiligung vorstellen. Die Küche würde dann groß genug geplant, um dort auch die Essen für Seddiner See zuzubereiten. Ein Zeitplan dafür ist jedoch noch nicht abzusehen.

Auch in Michendorf wünschen sich viele Eltern eine eigene Schulküche. Das ergab eine vom Rathaus initiierte Umfrage. Für besseres Essen wäre man dort bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Doch auch in Michendorf wird schon seit gut einem Jahr diskutiert.

„Eine Schulküche ist ein großer Wunsch“, sagt Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Ob eine Gemeinde das leisten könne, sei eine andere Frage. Mirbach hält in Michendorf nur ein Modell möglich, bei dem ein Caterer die Ausstattung und den Betrieb der Küche selbst finanziert. Die Gemeinde könnte dafür ein leer stehendes Gebäude zur Verfügung stellen, jedoch keinen Neubau, sagte Mirbach.

Bislang gebe es zu dem Caterer Sodexo, der die Gemeinde beliefert, keine Alternative. „Wir versuchen die Qualität des Essens zu verbessern“, sagte Mirbach. Unter anderem werde geprüft, ob das so genannte Cook&chill-Verfahren, bei dem vorgegartes Essen erst in der Schule oder der Kita fertig zubereitet wird,  in Wildenbruch und Langerwisch einzuführen. Damit will Sodexo auf den Wunsch der Eltern nach kürzereren Lieferwegen und regionalem Essen reagieren. Die Großküche befinde sich in Treuenbrietzen, Michendorf könne daher direkt angefahren werden, so Mirbach.

Künftig soll in Michendorf zudem öfter Obst und Gemüse aus der Region aufgetischt werden – und seltener Erdbeeren aus China oder Heidelbeeren auch Chile.

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