zum Hauptinhalt
Will mit regionaler Küche. Das Team um Küchenchef Arno Schmädicke (r.).

© lä

Potsdam-Mittelmark: Die Angst vor kleinen Portionen

Nach 16 Jahren auf Hermannswerder ist Inselkoch Arno Schmädicke nach Michendorf gewechselt

Stand:

Michendorf - Mit den kulinarischen Gepflogenheiten auf dem Lande musste sich Hotelier Karsten Dreger erstmal vertraut machen. „Im Gegensatz zu Berlin gibt es eine gewisse Grundangst, dass die Portionen zu klein sind“, hat er festgestellt. Außerdem solle das Essen schmecken, aus der Region kommen – und nicht zu teuer sein. All die Wünsche will Dreger jetzt in Michendorf erfüllen: Im neuen Restaurant VinSens in der Potsdamer Straße 96, in dem ab Montag zu Tisch gebeten wird. Das Restaurant mit 130 Sitzplätzen befindet sich im Erdgeschoss des Hotels, das im Frühjahr unter dem Namen SensConvent Michendorf neu eröffnet hat.

Für die Küche ist Hotelchef Dreger ein personeller Coup gelungen: Spitzenkoch Arno Schmädicke, gut bekannt in der Potsdamer Gastroszene, ist nach Michendorf gewechselt. 16 Jahre hatte er für das Inselhotel Hermannswerder gearbeitet. „Es war Zeit für etwas Neues“, sagt der 54-Jährige heute. Er wolle den ländlichen Raum beflügeln. Schmädicke hat mit der Koch-Nationalmannschaft schon Gold geholt, in Einzelwertungen erreichte er bei den Weltmeisterschaften Silber und Bronze. Auch bei nationalen Wettbewerben in der Schweiz, in Luxemburg, Dubai und Singapur hat er abgeräumt. Bevor er Inselkoch wurde, hatte er unter anderem in Garmisch-Patenkirchen, der Kleinmachnower Hakeburg und im Hoteltow gearbeitet.

Schmädicke ist einer von zwei Küchenchefs, mit denen das Restaurant an den Start geht. Während er für die Speisen à la Carte zuständig ist, hat der frühere Berliner Koch Wolfgang Joppien die Verantwortung für den Bankettbereich und den Einkauf. Der 48-Jährige hat zuletzt unter anderem in Saalow, Lübben und Kleinmachnow gearbeitet.

Was die kulinarische Ausrichtung angeht, ist Betreiber Dreger auf Nummer sicher gegangen: Im Vorfeld hatte er per Haushaltsbefragung ermittelt, was sich die Michendorfer wünschen. 99 Prozent hätten sich für deutsche Küche ausgesprochen. Dazu gehören vor allem regionale Produkte. Das Teltower Rübchen steht bereits auf dem Speiseplan, Ketchup wird aus Werder geordert – ebenso Wein vom Wachtelberg. Auch die Kartoffeln sollen aus Brandenburg kommen, ebenso wie saisonale Produkte – also Obst, Kürbisse, Wild, Pilze – und natürlich der Spargel.

Deutsche Küche bedeutet aber nicht nur deftige Kost, es bleibt Platz für Leichtes und Kreatives. Auf der Karte steht neben dem Fläminger Hirscheisbein die Hähnchenbrust mit Schalotten und Grapefruits, neben dem gebratenen Zanderfilet nach Werders Winzer Art die Schweinefilet-Medaillons auf Calvadossauce sowie der Herbstsalat mit Walnussdressing. Dass solche Gerichte bei den Gästen ankommen, hat sich bereits bei den Degustationsmenüs gezeigt, die das Restaurant seit dem 15. November exklusiv den Michendorfern anbietet. Jeweils 50 Gäste können sich nach Anmeldung jeden Abend bis zur Eröffnung für 19,50 Euro durch neun Gänge schlemmen. Dabei habe es bereits spontane Beifallsbekundungen für den Küchenchef gegeben, so Karsten Dreger.

Der Unternehmer, dessen Hotel mit seinen 125 Zimmern und dem großen Tagungsbereich in diesem Jahr gut gestartet sei, hat noch einige Ideen, um in der Region anzukommen. Dazu gehört ein Nachbarschaftsrabatt für Michendorfer, die hier Gäste unterbringen, oder saisonale Kochevents. Im VinSens gibt es zudem ab kommender Woche „Schmädickes Weihnachtsgans“ mit Rot- oder Grünkohl und Esskastanien für zwei oder vier Personen. Und bei einem 4,8-Kilo-Geflügel ist sicher, dass der Teller voll wird. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })