Potsdam-Mittelmark: Die Bayern haben gar nicht mehr Ferien
Bundesbildungsministerin Annette Schavan besuchte die Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule
Stand:
Stahnsdorf - „Professoren hätten herausgefunden, dass Kaugummikauen im Unterricht gut fürs Lernen sei. Was halten Sie denn davon?“, wollte der zehnjährige Max wissen. Beantworten sollte ihm die Frage immerhin Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Die CDU-Politikerin war gestern nach Stahnsdorf gereist, um gemeinsam mit ihrer Parteikollegin Katherina Reiche aus dem Bundestag und der Stahnsdorfer CDU-Bürgermeisterkandidatin Ute Stelter der sechsten Klasse der Zille-Grundschule eine Stunde Politikunterricht zu geben. Schavan wollte alle – wirklich alle Fragen beantworten, also auch die nach der Kaugummi-These.
Pünktlich um zwölf Uhr war die Ministerin in einer silbergrauen Limousine vor der Heinrich-Zille-Schule eingetroffen und hatte eine Sunde Zeit für die Kinder im Unterricht und die Stahnsdorfer CDU im Wahlkampf mitgebracht. Aus dem fast noch rollendem Fahrzeug stieg Schavan, gekleidet in lindgrünem Sakko, auf den Gehweg vor der Schule, wo sie vom 40-köpfigen Schulchor mit einem Frühlingslied begrüßt wurde. Von dort ging es schnurstracks in den Klassenraum der 6d.
„Es sei eine große Ehre für die Klasse“, erklärte Schüler Simon der Ministerin und gab ihr gleichzeitig zu verstehen: „Wir hoffen, Sie werden unsere kritischen Fragen beantworten“. Schnell reckten die Kinder ihre Arme, als Schulleiterin Christina Sommer die Runde endlich eröffnete: Müssen jetzt alle Schüler Vergleichsarbeiten schreiben? Gibt es bald ein Förderprogramm für Jungs? Warum werden keine neuen Lehrer eingestellt? Lieber vier oder sechs Jahre Grundschule? Können wir nicht mehr ausschlafen und die Schule später anfangen? Und warum haben die Bayern mehr Ferien als wir? Viele Fragen an die Ministerin, die eine nach der anderen beantwortete. Welche Schüler länger schlafen können, bestimme Holger Rupprecht, der brandenburgische Bildungsminister oder die Direktoren der Schulen. Mit den neuen Lehrern sei das so eine Sache, schließlich kosten die viel Geld. Genauso mit den Jungs, die nicht so richtig lernen wollen – ihnen falle es oft schwer einfach still zu sitzen, erklärte Schavan, deshalb müsse Schule offener werden und Kinder sich auch im Unterricht bewegen dürfen. Außerdem habe Bayern gar nicht mehr Ferientage, erklärte sie, „die haben nur mehr Feiertage“. Und bereits nach der vierten Klasse ans Gymnasium zu wechseln, finde sie ganz gut, weil dann das Gymnasium mehr Zeit für die Kinder habe. Doch zunächst müssen die dorthin kommen. Um das einheitlich zu regeln, befürwortet Schavan die neuen Vergleichstests: „Ihr könnt davon ausgehen, dass es bei den Vergleichsarbeiten in Deutschland bleibt“, sagte sie den Schülern, die ihre Arbeiten schon hinter sich haben. Besonders schwer waren die Tests zwar nicht, bemerkte der zwölfjährige Leon. „Aber was ist, wenn man einen schlechten Tag erwischt hätte?“, hakte er nach. Schließlich gehen diese Arbeiten in Brandenburg zu 40 Prozent in die Halbjahresnote ein, mit der man sich am Gymnasium bewirbt. „Man sollte nochmal darüber nachdenken, ob die Arbeiten nicht überbewertet werden“, erklärte ihm die mitgereiste Katherina Reiche. Erste Signale dafür habe sie bereits vom brandenburgischen Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) erhalten.
Im Übrigen findet Annette Schavan Kaugummikauen im Unterricht „unmöglich“. Zwar sei es auch eine Form der Bewegung, aber keine sehr ästhetische, erklärte sie Max, der trotzdem stolz auf seine Frage blieb.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: