Potsdam-Mittelmark: Die Chance auf Millionen
Jürgen Guzda hat in einem Buch das Rätsel der Lottozahlen geknackt – den Jackpot allerdings noch nicht
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Werder (Havel) - Jürgen-Toralph Guzda glaubt nicht an Zufälle. Nicht im Lotto. Früher hat der geborene Werderaner hin und wieder gespielt, willkürlich Zahlen angekreuzt, nie gewonnen. Wenn er heute spielt, hat er meistens drei oder vier Richtige und zumindest die Kosten wieder drin. „Es wird immer behauptet, jede Zahl habe die gleiche Chance, gezogen zu werden. Aber das stimmt nicht.“ Darüber hat er sich Gedanken gemacht, Berechnungen angestellt, Ziehungen verglichen – und kam zu dem Ergebnis, dass Zahlen aus bestimmten Gruppen häufiger gezogen werden als andere.
Die Erkenntnis und seinen Weg dorthin hat der 43-Jährige in einem Buch nachgezeichnet. „Lotto: Deine Chance auf Millionen“ gab es bislang nur ungebunden im „Buchladen“ im Werderpark und im „Internationalen Buchhaus“ in der Potsdamer City. Hundert Test-Exemplare wurden verkauft, Rücklauf erhält der Autor zur Genüge per Mail: „Die Leute finden die Berechnungen verblüffend, bei den meisten haben sich schon Erfolge gezeigt.“ Für die Veröffentlichung im großen Stil hat er jetzt den Marco-Neumann-Verlag gewonnen, das Buch gibt es seit gestern bundesweit.
Knapp 14 Millionen verschiedene Kombinationen gibt es bei der Ziehung 6 aus 49, jede Kugel ist genauso groß und schwer: die Voraussetzungen sind also gleich. „Mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt man hier nicht weiter. Wenn man die zugrunde legt, müsste man für einen Sechser 14 Millionen Tippscheine ausfüllen. Wer den Jackpot knackt, hat dies sicher nicht getan.“ Jürgen Guzda hat die Lottozahlen in Gruppen eingeteilt: 0 bis 9, 10 bis 19, 20 bis 29 und 30 bis 40. Die erste Gruppe hat schon dadurch geringere Chancen, da sie mit einer Zahl weniger aufwartet. Wenn man diese Gruppen zugrunde legt, ergeben sich bestimmte Kombinationsmöglichkeiten, die er als Gruppenzahlenmuster (GzM) bezeichnet. Fünf davon hat er ermittelt, die unterschiedlich komplex sind, demnach auch unterschiedliche Chancen auf eine Ziehung haben.
Die einfachste Kombination ist die erste und ergibt sich konkret aus Zahlen einer einzelnen Gruppe, also entweder werden nur einstellige Zahlen gezogen, oder nur welche aus der Gruppe 10 bis 19 oder 20 bis 29 und so fort. Die Chance, dass eine solche Reihe gezogen wird, geht gegen 0. Die umfangreichsten Gruppenzahlenmuster ergeben sich aus mehreren Zahlengruppen, dann werden Kugeln zum Beispiel sowohl aus dem einstelligen als auch aus dem Zehnerbereich gezogen. Immerhin: Die beiden umfangreichsten Muster haben eine Gewinn-Chance von 85 Prozent.
Natürlich ist es immer noch schwierig genug, die richtige Zahl anzukreuzen, eine Gewinngarantie gibt es nicht. Doch allein die Beobachtung, dass bestimmte Muster häufiger auftreten, erhöht die Chance. Guzda belegt es mit den Ziehungsergebnissen früherer Jahre.
Muss man für solche Überlegungen ein Mathe-Ass sein? „Ich war ganz gut in dem Fach, aber ich habe weder Mathematik noch Statistik studiert“, sagt der Werderaner. Zu DDR-Zeiten arbeitete er als Heizungsmonteur, war zeitweilig als Kranführer im alten Heizwerk angestellt und ist heute Kaufmann im Einzelhandel. Und Jürgen-T. Guzda ist Hobby-Erfinder. Das Lotto-Buch ist ein typisches Beispiel für seine praktische Kreativität: Es gibt ein Problem, dem widmet er sich – und findet eine Lösung. Ob das an der polytechnischen Ausbildung zu DDR-Zeiten liegt oder an der Tatsache, dass man damals oft improvisieren musste, wenn zum Beispiel das Auto kaputt war? „Möglich wäre es.“
Jürgen Guzda wirkt nicht so, wie man sich einen Erfinder vorstellt: Kein weißer Kittel, keine wilde Struwel-Frisur und kein hektisches Umherlaufen vor einer Tafel. Er hat ein eher ruhiges Naturell und erklärt geduldig seine einfachen und wirksamen Kombinationen. So ist es bei seinem Zwiebelmesser, mit dem man dem Gemüse in einem Zug und ohne Tränen die Haut abziehen kann, so ist es bei seiner Pin-Memory-Card: Auf einer Metallplatte in Kreditkartengröße sind 26 Doppelfenster eingestanzt, auf denen sich jeweils ein kleiner Schieber befindet, der eine Hälfte immer verdeckt. Auf den linken Feldern stehen alle Buchstaben des Alphabetes, die rechten sind leer.
Das Prinzip: Man denke sich ein vierstelliges Wort, zum Beispiel „Haus“, und ordne jedem Buchstaben eine Ziffer aus der Pinnummer zu. Die wird dann auf die rechte Seite des Doppelfensters geschrieben. Ist die Pin 1234, steht also hinter dem H die 1, hinter dem A die 2 und so weiter. Alle anderen noch offenen Fenster werden willkürlich mit Zahlen gefüllt. Der Grundgedanke: „Worte merkt man sich leichter als Zahlen.“ Bis zu fünf Pins, zum Beispiel für Handy oder Bankcard, können codiert gespeichert werden. „Die Memory-Card wäre ein ideales Werbegeschenk für Banken“, sagt der Entwickler.
Angefangen hatte Guzdas Erfinder-Laufbahn vor acht Jahren, als seine Großmutter sich zuhause ausgesperrt hatte. „Die Tür fällt ins Schloss und der Schlüssel liegt im Haus – wer kennt das nicht?“ Die Lösung fand er mit einem flachen Stück Metall, dass einfach vor den Einraster an den Türrahmen geschraubt wird und ihn blockiert. Will man die Tür zumachen, muss man fortan immer den Schlüssel benutzen: Sie kann nicht mehr ins Schloss fallen. Einige Exemplare seines Aussperrschutzes hat Jürgen Guzda im Seniorenzentrum im Strengfeld verbaut, einige an Ständen verkauft. Er wollte sie auch in Serie fertigen, fand aber keinen Händler. „Als Vertriebspartner hatte ich mir Schlüsseldienste vorgestellt, die machen da natürlich nicht mit.“
Es sei generell schwierig, mit Erfindungen den großen Wurf zu landen: Die Produktion solcher Pfennigartikel lohnt erst bei hoher Stückzahl und hohen Absatzchancen. Außerdem haben große Firmen gut bezahlte Forschungsabteilungen, „und wenn dann ein kleiner Erfinder mit einer Idee kommt, der nicht einmal vom Fach ist, sind die pikiert“. So war es auch, als er einem Waffenhersteller sein Spezialschloss, das eine Nutzung durch Unbefugte unmöglich macht, präsentierte. Anlass waren die Amokläufe von Schülern in den USA vor einigen Jahren. Es sei auch schon vorgekommen, dass jemand ihm seine Ideen einfach abluchsen wollte, entsprechende Formulare zur Unterschrift vorlegte – denn alle Erfindungen hat Guzda sich patentieren lassen. „Solche Firmen wollen dann produzieren, vermarkten – und den Erfinder außen vor lassen.“
So wird wohl bis auf weiteres nur ein kleiner Kundenkreis von Jürgen-Toralph Guzdas Antworten auf die kleinen Hürden des Alltags profitieren. Zumindest das Lotto-Buch kann jetzt jeder kaufen. Er würde sich ohnehin gern verstärkt dem Schreiben widmen, „aber nicht nur Sachbücher, vielleicht auch was Gesellschaftskritisches“. Denn auch darüber macht er sich Gedanken: Soziale Nöte, die schwierige Wirtschaftslage, die ohnmächtige Politik, und was einem sonst noch auf der Straße begegnet. Im Großen wie im Kleinen: Es gibt ein Problem – Jürgen-T. Guzda denkt über eine Lösung nach.
Jürgen T. Guzda: „Lotto - Deine Chance auf Millionen“. Marco-Neumann Verlag, 9,95 Euro. ISBN 9783 9811 814 32.
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