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Potsdam-Mittelmark: Die größte Familie im Dorf
Neue Reihe über Kindheit in Schwielowsee
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Schwielowsee - „Die größte Familie im Dorf“ – so lautet der Titel einer Ausstellung über das einstige Kinderheim „Anne Frank“, die am heutigen Samstag im Heimathaus Caputh eröffnet wird. Die Schau bildet den Auftakt eines Verbundprojekts zum Thema „Bunter Fächer der Kindheit“. In zahlreichen weiteren Ausstellungen und Veranstaltungen in der Schwielowsee-Region wird in den kommenden Wochen gezeigt, wie Erinnerungen an das Leben im Umfeld von Seen und Wäldern ebenso wie zwischen Krieg und Frieden die Bewohner geprägt haben. Die Ausstellung wurde durch zahlreiche Leihgaben ehemaliger Heimkinder, Lehrer und Erzieher sowie der Gemeinnützigen Gesellschaft für Soziale Hilfen in Berlin/Brandenburg ermöglicht. Kuratorin istKrystyna Kauffmann. Einen besonderen Beitrag habe Manfred Friedrich mit der Rekonstruktion des historischen Fotomaterials geleistet, sagt René Granzow vom Verein Kulturland Brandenburg.
So gibt die Ausstellung im Heimathaus Caputh mit rund 100 aus den Jahren von 1960 bis etwa zum Jahr 2000 stammenden Fotos von ehemaligen Kindern, Lehrern und Erziehern des Kinderheims einen Einblick in das Alltagsleben im Kinderheim. „In zahlreichen Dokumenten, wie Tagebüchern und Briefen, berichten die Zeitzeugen, wie die Kinder des Heims in der heutigen Potsdamer Straße 1 in das Leben Capuths integriert waren“, so Granzow. Sie gingen mit den Kindern des Ortes in die Schule, musizierten gemeinsam und trieben zusammen Sport, wobei Rugby die beliebteste Sportart war.
Das Haus war 1931 als „Jüdisches Landschulheim Caputh“ von der Pädagogin Gertrud Feiertag gegründet worden. 1938 wurde das Heim aufgrund häufiger Übergriffe der Nationalsozialisten und eines Überfalls im Zusammenhang der Pogromnacht geschlossen. Nach dem Krieg fanden dort Kinder aus Berlin ein Zuhause. Seit 1986 trug das Heim den Namen „Anne Frank“. Seit 1997 befindet es sich in der Trägerschaft der Gemeinnützigen Gesellschaft für Soziale Hilfen, die dort ein Jugendhilfezentrum betreibt. Dieses erhielt 2008 anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht den Namen „Gertrud Feiertag“.
Ab dem 2. Juli setzen sich im Initiativkreis Albert-Einstein-Haus im Bürgerhaus Caputh heutige Jugendliche mit der Geschichte des „Jüdischen Landschulheims Caputh“ auseinander. Insgesamt sind acht Veranstaltungen zum Themenzyklus „Bunter Fächer der Kindheit“ in der Region geplant. Zur Eröffnung der Ausstellung über das Kinderheim wird am heutigen Samstag um 15 Uhr in das Heimathaus Caputh, Krughof 28, eingeladen.ldg
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