Potsdam-Mittelmark: Die Heinzelmännchen der Computerwelt Die Netfox AG aus Kleinmachnow sorgt dafür, dass Brandenburgs Minister im Internet surfen können
Kleinmachnow - Der Computer geht an, die Programme starten und die Verbindung zum Netzwerk steht. Für Millionen von Büroangestellten bis hin zu weltweit agierenden Unternehmen ist funktionierende Computertechnik selbstverständlich.
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Kleinmachnow - Der Computer geht an, die Programme starten und die Verbindung zum Netzwerk steht. Für Millionen von Büroangestellten bis hin zu weltweit agierenden Unternehmen ist funktionierende Computertechnik selbstverständlich. Doch was ist, wenn der Rechner streikt, das Netzwerk lahmt und Fäuste am liebsten entnervt auf die Tastatur hämmern wollen? Dann kommen die Heinzelmännchen der Computerwelt – die Retter in der IT-Not für Unternehmen der Region, für Brandenburger Ministerien und auch für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Gemeint sind die Arbeiter des Kleinmachnower IT-Dienstleisters Netfox.
Rund um die Uhr und das an sieben Tagen in der Woche ist das Unternehmen in der Region aktiv. Am heutigen Donnerstagabend begeht der Betrieb aus dem Kleinmachnower Gewerbepark Europarc sein 25-jähriges Jubiläum mit 250 geladenen Gästen in der Potsdamer Schinkelhalle.
Im Jahr 1989 einst allein mit dem Berliner Firmengründer Ulrich Otto gestartet, rüsten heute 35 Angestellte Netfox-Kunden in ganz Deutschland mit neuer Computer- und Netzwerktechnik aus. Sie sorgen dafür, dass zum Beispiel Brieffrankiermaschinen in Betrieben laufen, dass moderne Lasergeräte große Zugteile verschweißen, dass Griffe an Autotüren verchromt werden können und auch Staatssekretäre und Minister in Brandenburg immer ihre E-Mails erhalten. Nebenbei schützen sie Unternehmen vor einer zunehmenden Zahl von Hackerangriffen.
„Wir sind die, die im besten Fall niemand merkt“, sagt Ulrich Otto. Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer hatte sich der heute 56-jährige studierte Nachrichtentechniker selbstständig gemacht. Damals war er gerade aus der bekannten IT-Schmiede Nixdorf ausgestiegen und begann mit seinem Unternehmen unter anderem Rechtsanwaltskanzleien oder Architekturbüros mit moderner Computertechnik auszustatten. „Es war die Zeit, in der ich den Leuten noch klarmachen musste, wofür man ein Netzwerk überhaupt braucht.“
Heute ist die Vernetzung von Computern, Festplatten, Endverbrauchern und Produkten nicht mehr wegzudenken. Ob der PC am Bürotisch, das mobile Telefon in der Hand, der flache Computer in der Aktentasche oder sogar die leere Müsli-Schale in der Produktionshalle – alles ist heutzutage vernetzt. So weiß auch besagte Müsli-Schale, vor welcher Abfüllstation sie in der Fabrik stoppen muss und was in sie hineingehört.
6,2 Millionen Euro Jahresumsatz hat Netfox mit dem Vernetzen von groß- und mittelständischen Unternehmen zuletzt erwirtschaftet. Tendenz steigend, sagt Otto. Er ist inzwischen Vorsitzender einer privaten Netfox Aktiengesellschaft – neben seinem Geschäftspartner Ortwin Wohlrab.
Der Mathematiker Wohlrab unterstützt das Unternehmen seit fünf Jahren und wirbt Kunden an. Dazu gehören unter anderem die Berliner Wasserbetriebe und auch die Vivantes- und Ernst-von-Bergmann-Kliniken. Für den Brandenburger IT-Dienstleister ZIT-BB kümmert sich Netfox um die Computertechnik in Brandenburger Ministerien und Landesbehörden, wenn es Probleme gibt. Auch für den Berliner Senat ist das Unternehmen in diesem Bereich tätig. Sogar die Funktionstüchtigkeit der Verkehrsüberwachungsanlagen in den Autobahntunneln der Hauptstadt wird von Netfox überwacht: Über Netzwerk melden die Verkehrskameras und Computer, wenn sie zum Beispiel zu heiß werden sollten oder kaputt sind.
„Das ist die Kür“, erklärt der 61-jährige Wohlrab, „wenn wir die Fehler erkennen, bevor sie zum Problem werden.“ Schon oft seien Techniker des Unternehmens nachts unterwegs gewesen, um defekte Geräte zu reparieren, noch bevor die Nutzer den Ausfall überhaupt ahnten. Dafür hat Netfox unter anderem eine eigene Überwachungstechnik entwickelt. Eine kleine Maschine – der Netfox-Colan – analysiert Netzwerke und Computer in Betrieben. Er kann auch Angriffe auf das Netz von außen erkennen und die Verbindung notfalls kappen, um wertvolle Daten zu schützen.
Besonders nachts starteten immer mehr Hacker aus Russland oder China ihre Angriffe auf deutsche Unternehmen, wenn dort niemand mehr an den Rechnern sitzt, sagt Wohlrab. „Trotzdem reagieren viele Firmen immer noch nicht.“ Schon längst müssten sie in ihre Netzwerke investieren. Zumindest einen Notfallplan sollten sie sich zurechtlegen, wie sie ihr System wieder zum Laufen bringen, rät der Experte. Denn ohne Netz seien viele aufgeschmissen, Produktion sowie Kommunikation lahmgelegt.
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