zum Hauptinhalt
Das älteste Gewerbe wieder an der B2? Vor zwei Jahren standen bis zu 16 Prostituierte an der Staße nach Michendorf.

© PNN / Archiv

Potsdam-Mittelmark: Die käufliche Liebe kehrt zurück

Zwei Jahre lang war Ruhe an der B 2. Jetzt werben Prostituierte wieder um Freier

Stand:

Michendorf – Die B 2 zwischen Potsdam und Michendorf droht erneut zum Straßenstrich zu werden. Seit einigen Tagen sind auf der Strecke in Höhe Wilhelmshorst wieder zwei auffällig leicht bekleidete Damen zu beobachten, die Durchreisenden ihre Liebesdienste anbieten. Die Polizei kann das bestätigen: Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung seien Beamte der Wache Beelitz bereits vor Ort gewesen. „Die Personalien einer Frau wurden aufgenommen und ihr wurde ein Platzverweis ausgesprochen“, teilte der zuständige Schutzbereich Brandenburg gestern auf Anfrage mit. Anhaltspunkte für eine Straftat hätten nicht vorgelegen, so Pressesprecherin Jana Birnbaum. Prostitution als solche ist nicht strafbar, nur die Zuhälterei.

Auch im Michendorfer Ordnungsamt ist der Fall bereits bekannt, um eine Ordnungswidrigkeit handelt es sich nämlich schon: Den Platzverweis hatte eine der eigenen Außendienstmitarbeiterinnen ausgesprochen – mit Hinweis auf das Bundesfernstraßengesetz: Demzufolge ist der Betrieb eines Gewerbes an einer Bundesstraße untersagt. „Die Frau ist dem Verweis nachgekommen“, sagte Ordnungsamtsleiterin Juliane Seidel gestern.

Allerdings nur für diesen einen Tag: Am Mittwoch waren erneut zwei Frauen an der B 2 in Höhe des Wilhelmshorster Forstweges zu sehen. Sollten sich diese Fälle in Zukunft häufen, müsse man alle verantwortlichen Behörden an einen Tisch holen, sagte Seidel. Die kontrollierte Prostituierte sei „ausländischer Herkunft“ gewesen, soviel habe die Überprüfung ihrer Personalien ergeben.

Bereits vor zwei Jahren hatte sich auf der B 2 zwischen Potsdam und Michendorf ein Rotlichtbezirk etabliert. Zeitweilig gingen hier bis zu 16 Frauen, die unter anderem aus Rumänien stammten, ihrem Gewerbe im angrenzenden Wald, in den Autos der Freier oder einem Wohnwagen nach. Bürgerbeschwerden über herumliegende Kondome und das rege Treiben in diesem Bereich hatten sich gehäuft. Kommunen und Landespolitik machten Druck – vor allem weil die Strecke vom Schulbus befahren wird und Schulkinder hier mit dem Fahrrad langfahren. Eine rechtliche Handhabe hatte es kaum gegeben, da sich die Frauen legal in Deutschland aufhielten und Zwangsprostitution nicht nachgewiesen werden konnte.

So musste sich die Polizei auf regelmäßige Kontrollen beschränken und konnte nur hin und wieder ein Ordnungsgeld verhängen, wenn ein Freier zum Beispiel mit seinem Wagen zu weit in den Wald hineingefahren war. Dennoch zeigten diese Nadelstiche Wirkung: Im Winter 2009 waren die Prostituierten von einem Tag auf den anderen verschwunden. Wie PNN-Recherchen ergeben hatten, wechselten sie den Arbeitsplatz: Statt zwischen Potsdam und Michendorf boten sie ihre Dienste daraufhin Freiern an der Bundesstraße 5 bei Müncheberg an.

Das Thema Prostitution hat vor kurzem auch den Brandenburgischen Landtag beschäftigt: Die Linken-Abgeordnete Helga Böhnisch hatte eine Kleine Anfrage gestellt, wie viele Prostituierte im Land gemeldet sind und wie viele schwarz arbeiten. Wie aus der Antwort der Landesregierung von Ende August hervorgeht, hatte es im Jahr 2009 insgesamt 38 „steuerlich geführte Personen“ gegeben, die ein entsprechendes Gewerbe angemeldet hatten und insgesamt gut 40 000 Euro an Einkommens- und Umsatzsteuer gezahlt haben.

Wie hoch die Zahl der schwarz arbeitenden Prostituierten ist, lasse sich dagegen nicht sagen. „Eine Identifizierung und vollständige Erfassung ist nahezu ausgeschlossen“, erklärte die Landesregierung. Nach hiesigen Erfahrungen stamme die überwiegende Zahl der im Land tätigen Prostituierten aus Osteuropa und aus sozial schwachen Schichten. „Oft sind Prostituierte selbst Beschuldigte in Strafverfahren und daher nicht zu Aussagen bereit, inwieweit sie tatsächlich selbstständig oder gar abhängig sind“, so die Landesregierung weiter mit Verweis auf den Tatbestand der Zuhälterei. Erschwerend komme hinzu, dass eine große Anzahl der Prostituierten weder eine Aufenthalts- noch eine Arbeitserlaubnis besitzen.

Von einer Rotlichtszene könne in Brandenburg jedoch keine Rede sein. Dass sich eine solche hier entwickeln werde, davon sei aufgrund der Nähe zu Berlin auch nicht auszugehen, teilte die Landesregierung mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })