Potsdam-Mittelmark: Die Nieplitzhasen bei der Arbeit
Die Beelitzer rüsten sich für das vierte Badewannenrennen auf der Nieplitz
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Beelitz - In vielen Beelitzer Werkstätten wird bis zuletzt gebastelt und geschraubt. Was dabei herauskommt, ist „märchenhaft“ – und besteht in jedem Fall aus einer Badewanne. Für das vierte Beelitzer Wannenrennen am kommenden Wochenende sprießen die Ideen, schließlich sollen die Gefährte nicht nur auf der Nieplitz schwimmen, sondern dabei auch noch die Herzen der Zuschauer erobern. Das vorgegebene Thema in diesem Jahr sind Märchen. Und so werden sich Zauberer, Hexen, edle Prinzen und böse Wölfe mit dem Paddel messen.
Die wohl größte Kreativ-Schmiede in der Spargelstadt ist der neue Sitz des Badewannenrennen-Vereins (BBRV) auf dem Gelände des alten Klärwerks. Hier, am Rande der Stadt, werden Schleifer geschwungen, Sägen angesetzt und Schraubschlüssel gedreht. Die gesamte Deko wird von Hand gemacht, ebenso die Schikanen, welche die Tour über die Nieplitz spannender machen sollen. In der alten Pumpenstation – Büro, Werkstatt und Lager in einem – steht noch der Drache vom vergangenen Jahr und wartet auf seinen Einsatz. Er wurde technisch verbessert und speit jetzt sogar Wasser.
Einige Teams haben hier ihre Gefährte bereits abgestellt – unter einer Plane versteckt, denn die Konkurrenz schläft nicht. Andere sind noch am Werkeln. Zwischen Dekoteilen, ausgeschlachteten Konstruktionen früherer Jahre und allerlei nützlichem Gerümpel verleihen die beiden Beelitzerinnen Anne Stoltenow und Johanna Herrenkind ihrem Gefährt den letzten Schliff. Zusammen mit ihrer Freundin Nadine Gase sind sie die „Nieplitzhasen“. In diesem Jahr wollen sie mit einer „Frau Holle“-Wanne punkten.
Wie die jungen Frauen zu Ingenieurinnen wurden? „Unsere Freunde machen hier seit dem ersten Jahr mit“, berichtet die 22-jährige Anne. Die Idee, dass auch Frauen als Wannen-Kapitäne antreten könnten, sei von den routinierten Herren belächelt worden. „Dann wollten wir es denen natürlich zeigen“, lacht sie. Mit ihrem schwimmenden Hasenkäfig belegten die drei Frauen voriges Jahr den vierten Sympathie-Platz und kamen immerhin als siebente ins Ziel. Diesmal wollen sie auf der 400 Meter langen Kampfstrecke zwischen Treuenbrietzener Straße und Steinhorst das bekannte Grimm-Märchen nachstellen. Viel Platz für eine Kulisse haben sie dabei nicht, auf dem Wannenrand stehen ein Backofen, der goldene Torbogen und ein Barometer.
Noch liegt die Nieplitz still in ihrem Flussbett, idyllisch plätschert das flache Wasser vor sich hin. Das wird am Sonntag ganz anders aussehen, wenn schaukelnde Wassergefährte die Wellen zum Tosen bringen. 14 Anmeldungen gebe es bereits, sagt Cheforganisator Helge Schmeier, unter anderem aus dem sächsischen Friedersdorf. Dort sitzt der Partnerverein des BBRV. Schmeier blickt skeptisch gen Himmel, denn noch liegen dicke Wolken über Beelitz. Aber am Wochenende sollen es laut Vorhersage 30 Grad werden – Sonnenschein ist eine der Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Wannen-Wochenende. Der Verein rechnet mit rund 2500 Besuchern, das Programm verspricht zahlreiche Höhepunkte: neben dem eigentlichen Wettkampf gibt es Kinderwannenrennen, Nachtschwimmen, Paddeln gegen den Strom, Fahren ohne Stöpsel.
Während den Vereinsmitgliedern immer noch Ideen einfallen, die notfalls verschoben werden müssen, testen die Nieplitzhasen ihre Wolken-Wanne noch einmal auf Wasserdichte, schließlich soll Frau Holle mit ihren Marien frühestens hinter der Zielmarkierung baden gehen.
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