Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin: Diesel-Stammbahn als Zwischenlösung
Züge sollen laut Bahnkundenverband von Wannsee aus nach Steglitz rollen
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Durchgehende Regionalzüge von Beelitz über Berlin Wannsee nach Steglitz: Der Deutsche Bahnkundenverband (DBV) fordert den Berliner Senat auf, schnellstmöglich wieder Züge über die vorhandenen Gleise ab Wannsee in Richtung Berliner Zentrum fahren zu lassen – als Vorstufe einer künftigen Reaktivierung der Stammbahn. „Berlin als wachsende Stadt mit immer mehr Pendlern aus und nach Brandenburg braucht endlich einen deutlichen Ausbau des Schienenangebotes“, so Frank Böhnke, stellvertretender Landesvorsitzender des DBV.
Fast alle Bahnstrecken und Stationen seien schon heute „hoffnungslos überlastet“, da brauche man zwangsläufig neue Strecken und Bahnhöfe. Von Berlin Wannsee gibt es ein Gleis für dieselbetriebene Güterzüge nach Zehlendorf und Steglitz. Laut Böhnke wäre es sinnvoll und mit geringem Aufwand möglich, dorthin die Züge der Regionalbahn 33 zu verlängern, die derzeit zwischen Jüterbog, Beelitz und Wannsee verkehrt.
Die Züge stünden mehr als eine halbe Stunde lang in Wannsee, diese Zeit könne man nutzen, um sie bis Steglitz fahren zu lassen. „Das wäre auch ein erster, ernsthafter Schritt zur Wiederinbetriebnahme der Stammbahn“, so Böhnke. Die Stammbahn ist die kürzeste Verbindung zwischen Potsdam und Berlin über Kleinmachnow, seit Ende des zweiten Weltkrieges ist dort kein Betrieb mehr möglich. Zwischen Zehlendorf und Steglitz würde die vom DBV geforderte Regionalbahnverlängerung die Trasse der Stammbahn nutzen, es müssten allerdings an beiden Bahnhöfen neue Bahnsteige entstehen.
Der Verband sorgt sich laut Böhnke zudem, dass bei den derzeitigen Untersuchungen zur Wiederinbetriebnahme der Stammbahn deren Kosten künstlich hochgerechnet würden. So werde aus umweltpolitischen Gründen eine Wiederinbetriebnahme nur für Dieselfahrzeuge, die deutlich günstiger wäre, nicht berücksichtigt. Der DBV fordert die Zuständigen auf, das nachzuholen.
Allerdings: Dieselfahrzeuge könnten auf der Strecke nicht bis zum Potsdamer Platz durchfahren, da im dortigen Eisenbahntunnel nur elektrisch betriebene Züge verkehren dürfen. Außerdem wird die Regionalbahnlinie 33, die einzige dieselbetriebene Linie der Region, nur bis Ende 2022 nach Wannsee fahren. Ab dann soll sie von Beelitz zum Potsdamer Hauptbahnhof verkehren (PNN berichteten).
Ob dauerhaft Züge über die Stammbahn oder die Verbindung von Wannsee nach Steglitz fahren werden, wird wie berichtet derzeit in einer Korridorstudie des Landes untersucht. Sechs verschiedene Varianten einer neuen Zugverbindung in der Region rund um Kleinmachnow sind darin insgesamt enthalten: Die S-Bahn-Verlängerung von Teltow nach Stahnsdorf in zwei Varianten oder als Ringschluss nach Wannsee, S-Bahnen auf der früheren Stammbahntrasse, Regionalbahnen auf der Stammbahntrasse oder Regionalbahnen auf der Trasse über Zehlendorf und Wannsee.
„Die Ergebnisse der Untersuchung liegen vor und werden jetzt ausgewertet“, so Steffen Streu, Sprecher des Brandenburgischen Infrastrukturministeriums. Bis Jahresende, spätestens aber Anfang 2017, solle dann feststehen, ob und wo zusätzliche Bahnen fahren werden und wo dafür womöglich weniger Züge verkehren. Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung sind nicht öffentlich einsehbar, die Menge an Daten sei für Laien ohnehin nicht nachvollziehbar.
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