Potsdam-Mittelmark: Dieselpreis wird zur „Katastrophe“
Havelbus plant Preiserhöhungen, APM kalkuliert neu, Fuhrunternehmer müssen Mitarbeiter entlassen
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Potsdam-Mittelmark - Steigende Dieselpreise und teure Mautgebühren hinterlassen tiefe Spuren bei mittelmärkischen Betrieben, die auf Kraftstoff und Autobahn angewiesen sind: Die Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark (APM) kalkuliert ihre Preise neu, bei der Havelbus Verkehrsgesellschaft verzichtet man auf teure Reparaturen, spart wo man kann und wird die Fahrpreise wohl 2009 erhöhen. Spediteure und Logistiker bauen Routen, Laster und Arbeitsplätze ab, Taxiunternehmer verzweifeln. Die Stimmung ist gedrückt, so das Bild einer Unternehmensumfrage der PNN.
„Katastrophal, tödlich und politischer Schwachsinn“ – mit wenigen Worten bringt Brigitte Meisel, Präsidentin des Landesverbands des Berlin-Brandenburger Verkehrsgewerbes, die Meinung hiesiger Spediteure und Logistiker auf den Punkt: Die Preissteigerungen beim Diesel seien „katastrophal“. Ihre Transportunternehmer ständen mit dem Rücken zur Wand. Steige der Preis weiter und erhöhe die Regierung wie geplant die Maut im Schnitt von 13,5 auf 16,3 Cent pro Kilometer, sei das „tödlich“ und verkehrspolitischer „Schwachsinn“, klagt Meisel.
Wohin die Preissteigerungen bei den Betrieben führen, macht Manfred Schmidts Beispiel deutlich: „Wir müssen Touren einstellen, Lkws verkaufen, Leute entlassen“, gesteht der Geltower Fuhrunternehmer schweren Herzens ein. Schmidt kann seine Maschinen vor Ort kaum noch rentabel betreiben. Nur im Ruhrgebiet, München oder Hamburg lassen sich derzeit Gewinne erwirtschaften. „Aber die Fahrer wollen auch nach Hause“, sagt Schmidt, nur mit leerer Ladefläche ginge das nicht. Seine Konsequenz: In den letzten drei Monaten stellte er vier seiner 30 Touren ein. Polnische oder russische Konkurrenten fahren günstiger. Schmidts Mitarbeiter stehen nun rum, genau wie seine Laster, die auf dem Gebrauchtwagenmarkt niemand mehr will. Seit einer großen Firmenpleite in Thüringen sei der Markt mit rund 1000 gebrauchten Lkws überschwemmt. Schmidt hat es ausgerechnet: um ein Drittel sind sein Spritkosten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Kosten, die letztendlich beim Verbraucher hängen bleiben. Der müsse dann „leider die Suppe auslöffeln“, sagt APM-Geschäftsführer Thomas Wendenburg. Seine Müllfahrzeuge starten jeden Tag in Niemegk, tief im Süden des Landkreises, fahren von dort aus bis Teltow und Werder und bringen es auf etliche Fahrkilometer. Mit großen Sammelfahrzeugen wird versucht zu sparen. Aber auch das hat Grenzen, sagt Wendenburg. Derzeit kalkuliere die APM, rechne und versuche den Preis zu halten. Bei den schwankenden Ölkosten sei das problematisch. Hinzu kommt die Maut. Schon im September soll sie erhöht werden. Das trifft dann selbst die modernsten Fahrzeuge der APM, die angeschafft wurden, um Maut und Diesel zu sparen.
Neue Busse wird es bei der Havelbus Verkehrsgesellschaft wohl nächstes Jahr kaum geben, sagt Dieter Schäfer. „Unsere Kalkulationen gehen von einem Dieselpreis von 1,01 Euro aus, inzwischen zahlen wir ohne Mehrwertsteuer 1,18 Euro“, erklärt der Havelbus-Chef. Bei einem Jahresverbrauch von 3,5 Millionen Liter Diesel stehen schnell 300 000 Euro Spritkosten mehr auf der Rechnung. Seine Konsequenz: „Wir denken gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg über Preiserhöhungen im April 2009 nach, vermutlich in Höhe der Inflationsrate“ – die liegt bei vier Prozent.
Ob das für Taxiunternehmer Andreas Zimmer reichen würde, weiß er nicht. Es sei eine schwierige Situation, erklärt der Michendorfer. Zwischen 10 und 20 Prozent verdiene er weniger– nur wegen der Spritkosten. Ein kleiner Fahrkostenaufschlag täte ihm gut, verschrecke aber Kunden. Deshalb bleibt Zimmer bei seiner Devise: „Keine Panik, erstmal sehen, wohin sich das alles entwickelt.“
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