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Potsdam-Mittelmark: Dürre, Regen, fette Beeren

Startschuss für Selbstpflücke: Die Erdbeeren sind gelungen, bei Kirschen und Äpfeln gibt es Ausfälle

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Werder - Der Preis auf dem Obsthof Lindicke dürfte unschlagbar sein – 2,60 Euro für das Kilo Erdbeeren. Die Sache hat einen Haken: Um so viel Geld für frische Ware zu sparen, muss man selbst den Rücken krumm machen. Gestern gab Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) den Startschuss für die Erdbeer-Selbstpflücke im Land Brandenburg auf dem Obsthof Lindicke an der B 1 in Werder (Havel). Woidke warb für die „de facto rückstandsfreie Produktion“ durch den integrierten Anbau, dem sich – wie Bauer Lindicke – über 80 Prozent der Obst- und Gemüsebauern im Märkischen verschrieben haben. Der Einsatz von Chemie bleibt dabei auf ein Mindestmaß beschränkt. „Schade, dass unsere Obstbauern bei Skandalen mit Rückständen in Früchten aus Marokko oder Südspanien trotzdem mit in Haftung genommen werden“, sagte Woidke.

Schon seit einer Woche werden Erdbeeren im Werderschen Obstbaugebiet – dem größten im Land – geerntet, auch die Süßkirschernte beginnt. „Alles ist 10 bis 14 Tage früher dran“, sagte Stefan Lindicke, der auf 20 Hektar auch Sauerkirschen, Pflaumen, Birnen und Äpfel anbaut. Obstbauer sei er geworden, um nicht täglich vor denselben Aktenbergen zu sitzen. „Die Natur stellt uns jedes Jahr vor neue Aufgaben.“ So sei es auch mit dem trockenen April und feuchten Mai gewesen: Etwa 50 Prozent der Kirsch- und der Pflaumenblüte, 30 bis 40 Prozent seiner Apfel- und Birnenblüte seien erfroren. Die Trockenheit machte die Pflanzen, besonders in Senken und niedrigen Lagen, noch frostempfänglicher. Dabei gab es im April in zwei Nächten nur einige Stunden, in denen die Temperatur unter Null sank. Lindicke hat mit den Verlusten noch Glück gehabt und kann manches vielleicht durch die Preisentwicklung ausgleichen – oder die Größe der Kirschen. Sind viele Kirschen am Baum, werden die Früchte kleiner und lassen sich schlechter verkaufen – und andersrum.

Andere Bauern stehen schlechter da: Laut Obstbauexperte Manfred Kleinert vom Landesverband Gartenbau Brandenburg gab es bei einer Reihe von Obstbauern in der Region sogar 80- bis 90-prozentige Ausfälle bei der Baumobstblüte. Kleinert findet auffällig: „Die alten Süßkirschsorten haben den Frost besser verkraftet als die neuen aus Chile, Ungarn, Brasilien oder Bulgarien.“

Was Erdbeeren anbetrifft, wird ein Durchschnittsjahr erwartet. Die Früchte seien wegen der Aprildürre etwas kleiner als sonst, die Feuchtigkeit wiederum birgt ein erhöhtes Fäulnisgefahr, sagt Kleinert. Auf Lindickes Erdbeeräckern gibt es jedenfalls reichlich rote Punkte zwischen den Blättern – mit großen und kleinen, leckeren Früchten. Genießer finden hier die aromatische „Korona“, eine der Lieblingsorten der Direktvermarkter in Werder. Selbstpflücker werden auf der „Vitaminstraße“, der B 1 zwischen Werder und Groß Kreutz, fündig. Für Rückenkranke gilt: Auf den Höfen kann man Erdbeeren auch schon frisch gepflückt kaufen – derzeit für 3,50 bis 4 Euro.

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