Heimatmuseum Kleinmachnow: Ein Haus mit lebendiger Geschichte
Museumsberater legt Konzept für Heimatmuseum vor, gestalten sollen es die Kleinmachnower.
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Kleinmachnow - Noch ist die Frage des Standorts nicht in allen Einzelfragen geklärt. Ein Museum im ehemaligen Verkaufsbüro in der Karl-Marx-Straße 117 wird jedoch immer wahrscheinlicher. Auch der Berliner Museumsberater Christian Hirte, der im Auftrag der Gemeinde ein Konzept für das neue Museum erstellte, favorisiert diesen Bau. Die PNN sprachen mit ihm über seine Vorstellungen und sein Konzept, das kürzlich im Kultur- und Sozialausschuss erstmals beraten worden ist.
Herr Hirte, wagen Sie eine Prognose – Kleinmachnow in fünf Jahren, gibt es ein Heimatmuseum?
Im Moment sieht es gut aus. Ich habe das Gefühl, dass sich viele mit dem Gedanken angefreundet haben. Vor einem halben Jahr war das noch anders. Aber jetzt ist Dampf drin und die Kleinmachnower sind mittlerweile in freudiger Erwartung.
Und wie sieht das Museum aus, das zu Kleinmachnow passt?
Na ja, ein Museum entsteht nicht aus dem Stand, es muss sich entwickeln und in der bürgerlichen Gesellschaft gut verortet sein, also auf Bürgerbeteiligung setzen. Es gibt Beispiele, da hat sich ein solcher Prozess über Jahre hingezogen. Ich hatte ja eingangs die Wünsche in der Gemeinde abgefragt, und da entstand im Durchschnitt ein Bild eines lebendigen und abwechslungsreichen Museums, das auch immer wieder für Überraschungen gut ist.
Also eines, das über die Sammlung des Heimatvereins hinausgeht?
Ja, für eine Museumsgründung reicht die Sammlung des Heimatvereins wohl nicht aus. Ich stelle mir vor, sehr auf die Mitwirkung der Kleinmachnowerinnen und Kleinmachnower zu setzen, auf deren Geschichten und die Dinge, die damit verbunden sind. Das neue Museum sollte eine Basisgeschichte erzählen, die den Ort lebendig erklärt, um Kleinmachnow besser zu verstehen. Daneben könnte es jährlich wechselnde Themen geben, die exploratorisch erforscht werden können, also projektbezogene Ausstellungen, die im Dialog mit den Menschen entstehen. Sie könnten etwa selbst Dinge auf Zeit ins Museum geben, mit denen sie eine bestimmte Erinnerung, Geschichte oder auch ein Schicksal verbinden.
Als Standort favorisieren Sie das von Adolf Sommerfeld errichtete Haus in der Karl-Marx-Straße 117?
Ich denke, es ist ein wunderbares Haus, mit dem sich gut anfangen lässt. Trotz oder vielleicht gerade wegen des bescheideneren Formats. Das in den 30er-Jahren gebaute ehemalige Verkaufsbüro liegt zentral, nur etwa 400 Meter vom Rathausmarkt entfernt, es gehört der Gemeinde, das sind gute Voraussetzungen. Und es ist für sich gesehen ja schon ein Exponat. Hier lässt sich bereits am Haus ein Stück Kleinmachnower Geschichte erzählen. Man könnte die Frage stellen, wie war das in den 30er-Jahren oder eben auch andere, wie war es etwa im Krieg, nach 45, wie wurde früher eingekauft und vieles mehr.
Die Kirche hätte das Museum lieber auf dem Gelände ihrer Stiftung, in der Alten Schule am Zehlendorfer Damm ...
Letztlich ist das eine Kostenfrage und was die Gemeinde bereit ist, für das Museum in die Hand zu nehmen. Die Alte Schule bietet deutlich mehr Platz als das Haus in der Karl-Marx-Straße. Hinzu kommt ein gewaltiger Sanierungsbedarf von sicher weit über einer Million Euro. Und das Haus ist teilvermietet, alles könnte sich deutlich länger hinziehen.
Der Heimatverein war bislang treibende Kraft in dem Prozess, als Betreiber des Museums sehen Sie ihn aber nicht?
Nein, das will er auch selbst nicht aufgrund des hohen Alters der Mitglieder. Das halte ich für vernünftig. Aber er steht mit seiner Kompetenz bereit und könnte den Prozess begleiten. Am zielführendsten halte ich die Gründung eines Fördervereins als Träger.
Und es braucht einen Kurator?
Ja, der Prozess der Museumsgründung und auch der spätere Betrieb brauchen eine professionelle Moderation, das war aber auch immer Konsens in der Gemeinde. Im Kultur- und Sozialausschuss waren sich die Mitglieder zuletzt auch einig, dass jetzt daran gegangen werden sollte, eine geeignete Person zu suchen.
Haben Sie das Gefühl, dass die Gemeinde Ihren Ideen auch darüber hinaus folgt?
Das kann ich im Moment noch nicht sagen. Mit meinem Rahmenkonzept habe ich eine Empfehlung abgegeben, aufgezeigt, wie ein Kleinmachnower Museum aussehen, wo es eingerichtet werden könnte und welchen finanziellen Aufwand dies jeweils bedeutet. Jetzt folgt ein interner Klärungsprozess, und die Verwaltung muss eine beschlussfähige Vorlage erstellen.
Das Gespräch führte Solveig Schuster
ZUR PERSON: Christian Hirte ist promovierter Historiker und Kulturwissenschaftler. Er arbeitet als Museumsberater und Kurator. Zuvor leitete er verschiedene Museen, etwa in Halle und Spremberg.
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