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Potsdam-Mittelmark: Ein Stück Unbeschwertheit

Die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow organisiert ein Sommercamp für Flüchtlingskinder

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Kleinmachnow - Es gibt Reis mit Gemüse. Ein einfaches Gericht, bei dem auch die Kleinsten mitkochen können. Die Pädagogikstudentinnen Sarah Apelt und Julia Chobotar haben ein wachsames Auge über die fünf Flüchtlingskinder, die fleißig Paprika und Tomaten in Stücke schneiden.

Seit einer Woche spielen rund 20 Flüchtlingskinder aus den Heimen in Teltow und Stahnsdorf im Garten der Alten Schule in Kleinmachnow. Organisiert wird die Sommerfreizeit von der evangelischen Kirchengemeinde in Kleinmachnow. Die Idee hatte die Koordinatorin der Flüchtlingshilfe, Marion Welsch, die bereits die Begegnungsstätte Schloss Gollwitz in Brandenburg aufgebaut hat. „Wir haben dort regelmäßig Sommercamps veranstaltet und diese Erfahrungen sind in das Camp in Kleinmachnow eingeflossen“, sagt Welsch.

Die Kinder, derzeit nur Mädchen, toben über den Rasen, basteln oder lesen in Kinderbüchern. Vier Pädagogikstudentinnen und drei Praktikantinnen spielen und singen mit den Flüchtlingskindern, die zwischen vier und zwölf Jahre alt sind. „Wir legen Wert darauf, dass die Spiele vor allem die Sprache fördern“, sagt Welsch. Die Kinder lernen somit ganz nebenbei die deutsche Sprache.

Das Sommercamp ist für die Flüchtlingskinder täglich von 10 bis 15 Uhr eine kleine Oase. „Die Eltern sind unheimlich dankbar für unser Angebot“, sagt Koordinatorin Marion Welsch. Wenn die Kleinen abends nach Hause kommen, dauere es nicht lange und sie fallen kaputt ins Bett, so Welsch. Anfangs herrschte bei einigen Eltern jedoch großes Misstrauen. Manche sind bis zum Nachmittag geblieben, um zu sehen, wer auf die Kinder aufpasst. „Wir mussten ganz schön Überzeugungsarbeit leisten, etwa, dass wir hier nicht missionieren“, sagt Welsch. „Hier kann jeder seinen Glauben behalten“, sagt Welsch mit einem Lächeln.

Vor allem die Kinder aus dem Flüchtlingsheim in Stahnsdorf freuen sich über das Freizeitangebot. Derzeit werde dort ein Spielzimmer eingerichtet, die Außenanlagen zum Spielen seien jedoch erst in der Planung. „Das ging da mittlerweile so weit, dass die Kinder mit Teelöffeln im Boden gestochert haben“, sagt Welsch.

Im Garten in Kleinmachnow können die Kinder unbeschwert sein und sich richtig austoben. „Da gibt es schon mal den einen oder anderen Streit untereinander und dann wird kräftig in der eigenen Landessprache miteinander geschimpft“, sagt Welsch. Aber das sei ganz normal. „Das verbindende Element ist dann wieder die deutsche Sprache“, sagt Sarah Apelt. Und es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit: „Wenn es um’s Wasser geht, dann spielen die Kinder verrückt“, sagt Marion Welsch. Ein Highlight sei ein Rasensprenger, der den Kindern bei den sommerlichen Temperaturen besonders viel Spaß mache. Als ein aufblasbarer Pool im Garten aufgestellt wird, kann es für die Kinder gar nicht schnell genug gehen, dass er mit Wasser gefüllt wird.

Das Sommercamp wird mit Mitteln der Kunstauktion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) unterstützt. „5000 Euro stehen uns zur Verfügung“, sagt Welsch. Mit dem Geld wird auch ein zweites Camp finanziert, das Mitte August stattfinden soll. Darüber hinaus gibt es Unterstützung vom Großhandel Selgros, der Bäckerei Fahland und und dem Obst- und Gemüsehändler Mustafa Ahmetcik. „Um das Projekt fortführen zu können benötigen wir jedoch weitere Spenden“, sagt Welsch. Die intensive Betreuung der Kinder durch die Studentinnen koste nun mal Geld. Zudem soll das Sommercamp keine einmalige Angelegenheit bleiben. „Wir werden auch in den kommenden Jahren mit Flüchtlingen zu tun haben“, sagt Welsch.

Das Engagement der Kleinmachnower in der Flüchtlingshilfe sei nach wie vor ungebrochen. In der Alten Schule gegenüber der Dorfkirche wird gemeinsam mit Flüchtlingen jeden Sonntag das Begegnungscafé organisiert. „Da dieser Ort bekannt ist, konnten viele Ängste bei den Flüchtlingen genommen werden“, sagt Pfarrerin Elke Rosenthal. Vorstellbar sei zudem ein umfassenderes Angebot für Flüchtlinge und Einheimische, als Begegnungszentrum. „Der Ort liegt ideal und kann von beiden Flüchtlingsheimen in Teltow und Stahnsdorf fußläufig erreicht werden“, sagt Rosenthal.

Schon jetzt gespannt sind die Organisatoren auf das zweite Sommercamp Mitte August. „Es kommen dann nur Jungen und da bin ich mal gespannt, wie das mit dem Essenzubereiten so funktioniert“, sagt Welsch. Hinter der Dorfkirche könne sich dann aber beim Fußball verausgabt werden. Das nächste Ziel sei dann ein Camp, bei dem Mädchen und Jungen gemeinsam unbeschwert den Sommer verleben können.

Björn Stelley

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