
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Eine ansteckende Idee
Der Aktionstag „Feuer und Flamme“ findet immer mehr Mitstreiter. Am 27. Oktober öffnen 64 Museen in fünf Landkreisen die Türen
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Potsdam-Mittelmark - Die Idee hat auch bei den Nachbarn gezündet: Ein regionaler Tag der offenen Museen, flankiert von Konzerten, Lesungen und Schauspiel – und das alles im spätherbstlichen Halbdunkel von Fackeln und Kerzen in Szene gesetzt. Für seinen jährlichen Aktionstag „Feuer und Flamme“ findet Potsdam-Mittelmark immer mehr Mitstreiter auch außerhalb der Kreisgrenzen. Zur achten Auflage der Veranstaltung am 27. Oktober ist neben Einrichtungen aus Brandenburg (Havel), dem Havelland und Teltow-Fläming erstmals auch das Ofen- und Keramikmuseum Velten aus Oberhavel dabei. Insgesamt werden am letzten Samstag dieses Monats 64 Museen, Heimathäuser und Kulturstätten meist bei freiem Eintritt ihre Türen öffnen.
Allein in Potsdam-Mittelmark sind 47 Museen dabei. „Wir sind stolz darauf, wie die ehrenamtlichen Betreiber mitziehen“, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am gestrigen Mittwoch in Teltow. Er verwies auf die hohe Dichte an Museen zwischen Havelland und Hohem Fläming, mit der sich der Landkreis nicht hinter Kulturorten wie Potsdam verstecken müsse. Während die Landeshauptstadt bislang eine Beteiligung am Aktionstag mit Verweis auf eigene Reihen abgelehnt habe, wie der Landrat erklärte, beteiligt sich vor allem das Havelland rege mit zehn Einrichtungen – darunter das Spielzeugmuseum Klessen, das Optik- und Technikmuseum in Rathenow sowie der Kolonistenhof in Großderschau.
Der Aktionstag, dessen ursprüngliches Anliegen gewesen ist, die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Kuratoren im Landkreis einem breiten Publikum vor Augen zu führen, findet auch beim Publikum immer größeren Anklang: Waren es 2005 noch knapp 1600 Besucher, die sich zu diesem Anlass hinaus locken ließen, stieg die Zahl vor drei Jahren auf 3400. Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Rekord von knapp 7800 Besuchern erreicht, wie die zuständige Kulturreferentin beim Landkreis Doris Patzer erklärte. Mittlerweile können sich die Besucher auf acht Routen auf Zeitreise begeben (siehe Kasten). Sie können aber auch thematische Touren selbst planen: So könne man sich auf die Spuren der Flugpioniere begeben und zu den Lilienthal-Museen nach Derwitz und Stölln sowie dem Hans-Grade-Museum nach Borkheide reisen. Oder man folgt Albert Einstein nach Caputh, den Rochows nach Reckahn und Petzow und dem Maler Roger Loewig nach Bad Belzig. Man kann auch eine Schlösser-, Kloster- und Burgenrundreise unternehmen: Von Raben über Bad Belzig, Ziesar, Lehnin, Paretz bis nach Ribbeck. Und man kann sich gezielt der Industrie- und Technik-Geschichte widmen und nach Rathenow, Brandenburg (Havel) und vor allem nach Teltow reisen.
Das Industrie- und Technikmuseum der Region Teltow gehört zu den Vorzeige-Einrichtungen in Potsdam-Mittelmark: Von rund 50 ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern getragen und von den drei Teltow-Kommunen sowie dem Landkreis finanziell unterstützt, ist es zum Bewahrer der einmaligen, über 140-jährigen Technikgeschichte entlang des Teltowkanals geworden. Darüber hinaus wird hier ein Informationszentrum für Berufsorientierung betrieben, in dem Schüler Einblicke in technische Berufe erhalten. Mittlerweile würden mit 13 Schulen Kooperationsverträge bestehen, 1000 Schüler erreiche man pro Jahr. Und mit insgesamt 200 Firmen, die immer stärker um Lehrlinge werben müssen, arbeite man zusammen – von Konzernen wie der Telekom oder Siemens bis hin zum Bäcker von nebenan, erläuterte Vereinschef Lothar Starke gestern vor Ort.
Erst im Juli dieses Jahres war das Industriemuseum an seinen neuen Standort in die Oderstraße 23 gezogen. Die Exponate – vom Halbleiter über das Telefon bis hin zum DDR-Farbfernseher, die alle wenigstens zum Teil in Teltower Betrieben wie Askania oder Dralowid hergestellt wurden – haben jetzt mehr Platz und sind thematisch neu geordnet worden. Blasig würdigte die Arbeit der Teltower Museumsbetreiber und unterstrich, dass die Region weit mehr als nur das Rübchen zu bieten habe. „Hier hat man die Pflicht, sich als Industrieregion darzustellen“, so der Landrat auch im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung in technischen Berufen. Im Industriemuseum würden Kinder nicht lernen, wie viele Apps ein Handy hat – sondern erfahren, wie diese überhaupt funktionieren.
Das detaillierte Programm gibt auf:
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