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Interview: „Eine Fusion ist keine Option“

Regionalmanager Jürgen Piekarski über die Zusammenarbeit in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf

Stand:

Sie sind seit zehn Monaten der Regionalmanager der Nachbarkommunen Kleinmachnow und Teltow. Erstmals haben beide Kommunen diese Funktion geschaffen. Sitzen Sie tatsächlich auf einem oder zwischen zwei Stühlen?

Schon auf einem. Natürlich gibt es viele Dinge, die zwischen den Gemeinden abgesprochen, koordiniert und geregelt werden müssen. Meinen Hauptsitz habe ich seit Juli vergangenen Jahres im Rathaus in Teltow, aber auch in Kleinmachnow habe ich noch ein „halbes“ Büro.

Ein Regionalmanager ist Berater, Vermittler, manchmal auch Geldbeschaffer für diverse Projekte. Wo sehen Sie sich?

Ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit ist die Koordination. Beispielsweise beim Verkehr. Wenn es um die Frage geht, wie Wege neu gedacht oder geplant werden müssen, damit sie am Ende zusammenpassen. Aber auch Kultur, Soziales oder Schule sind regionale Themen, die ich mit spezifischen Fachleuten bespreche. Während die Grundschule Angelegenheit der jeweiligen Kommune ist, muss eine weiterführende Schule für alle gut erreichbar sein. Auch im Bereich der Kultur haben wir ein breites Angebot, das weiter wächst. Hier müssen wir schauen, dass wir die Events gut abstimmen.

Früher gab es die Kommunale Arbeitsgemeinschaft, die KAT. Jetzt werden im Regionalausschuss Themen behandelt, die Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf betreffen. Ergänzen Sie das Gremium?

Der Ausschuss hat ja gerade erst seine Arbeit aufgenommen, befindet sich noch in der Selbstfindungsphase. Aber ja, auf Verwaltungsebene bin ich in die Zuarbeit und Vorbereitung von Beschlussvorlagen involviert und wirke auch hier koordinierend mit.

In Kleinmachnow waren Sie zuvor Beauftragter für den Klimaschutz. Welches Potenzial hat die Region?

Kleinmachnow selbst ist strukturell sehr beengt und kann keine großen Sprünge machen. Um die Energiewende zu schaffen, ist die Zusammenarbeit der Kommunen notwendig. Im Bereich der regenerativen Energien hat Kleinmachnow etwa keine Möglichkeit, dafür wurden in Teltow gerade erst Pläne für vier neue Windräder umgesetzt. Im Bereich der Bioenergie haben wir eine Arbeitsgemeinschaft mit Ludwigsfelde gegründet und schauen uns an, welche Potenziale es da gibt. Zudem gab es ein Projekt an der Kleinmachnower Schleuse. Wir haben dort zusammen mit der Beuth-Hochschule Berlin untersucht, ob gegebenenfalls Strom aus Wasserkraft erzeugbar ist.

Mit welchem Ergebnis?

Prinzipiell ist diese Möglichkeit gegeben, nur an der Schleuse nicht. Dennoch sind solche Konzepte nicht umsonst. Wir haben Ideen angeregt und in Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt lassen sich sicher andere Stellen am Kanal dahingehend untersuchen.

Sie hatten auch mal die Idee gemeinsamer Stadtwerke, dabei blieb es aber.

Als die Konzessionsverträge ausgelaufen sind, gab es diese Überlegung, aber zunächst erst einmal von Netzgesellschaften als Fundament späterer Stadtwerke. Nachdem Stahnsdorf aber schon nicht mehr im Boot war, weil die Verträge früher ausgelaufen waren, zog auch Teltow nicht mit. Die vorhandenen Leitungswege sind heute aber so zerstückelt, dass es wirtschaftlich eigentlich auch keinen Sinn macht. Wir haben die Möglichkeit abgecheckt, stellen uns jetzt aber erst einmal anderen Aufgaben.

Zum Beispiel?

Wir beschäftigen uns gerade mit der Sportstättenplanung. Gemeinsam mit der Uni Potsdam haben wir an drei Orten nach einem Zufallsmuster Angebote, Zufriedenheit und Wünsche abgefragt. Als nächstes werden wir auf Grundlage der Analyse Projekte entwickeln und vorhandene Sportstätten gegebenenfalls ausbauen, um zusätzliche Zeiten für den Freizeitsport oder Raum für Angebote zu schaffen, die es bisher nicht gibt. Und es steht die Gründung des gemeinsamen Bauhofs an. Es ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in Auftrag gegeben, die Grundlage für die weitere Diskussion sein wird. Kleinmachnow und Teltow haben ihr Interesse signalisiert. Abzuwarten bleibt, wie sich Stahnsdorf verhalten wird.

Auch an ihrem Regionalmanagerposten beteiligt sich Stahnsdorf nicht.

Vorbehalte gibt es vor allem hinsichtlich der Finanzierung. Wir haben viele Themen, die alle drei Orte betreffen, bei denen wir aber auch schon jetzt koordinierend zusammenwirken. Gerade bei den angesprochenen Verkehrswegen können wir Stahnsdorf nicht ausklammern. Durch den Landesplan Berlin-Brandenburg ist der Schienenweg wieder ein heißes Thema. Ich sehe die TKS-Region als eine Art Siedlung, die mit einem gut funktionierenden fließenden Verkehr versorgt werden muss, dabei spielen auch Energiewende und Klimaschutz eine Rolle. Die Themen müssen erfasst, abgestimmt und gemeinsam vorangebracht werden.

Zwischenzeitlich stand auch eine Fusion der Kommunen im Raum.

In absehbarer Zeit ist das sicher keine Option. Die drei Orte sind sehr unterschiedlich in Struktur und Zusammensetzung, historisch anders gewachsen. Wenn ich aber Entwicklung haben möchte, brauche ich die Unterschiede. Ich sehe sie als Vorteil.

Würden Sie sagen, das regionale Bewusstsein ist in der Bevölkerung bereits verankert?

Ich denke, die meisten Leute partizipieren von der Entwicklung und gegenseitiger Erfahrung. Es gibt Teltower, die nutzen Dinge in Kleinmachnow und umgekehrt. Der große Teil weiß miteinander umzugehen und wie er Vorteile aus der Nähe und gemeinsamen Projekten für sich ziehen kann.

Das Interview führte Solveig Schuster

Jürgen Piekarski (62) ist Diplom-Ingenieur und Verwaltungsfachwirt und seit mehr als 20 Jahren in der Region tätig. Im Juli 2015 wurde er zum Regionalmanager berufen.

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