Potsdam-Mittelmark: Entspannung auf dem Milch- und Getreidemarkt
Trotz Einbußen starten mittelmärkische Landwirte optimistisch in die Getreideernte
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Potsdam-Mittelmark – Es war eine Hauruck-Aktion mit dem Mähdrescher: Noch kurz vor den schauerartigen Regengüssen am vergangenen Sonntag haben viele Bauern in der Mittelmark ihre Wintergerste eingebracht. Denn das Wasser kam ohnehin zu spät: Durch die Rekord-Hitze der vergangenen Tage sind die Körner frühzeitig abgereift – und fallen damit kleiner aus, als sie eigentlich sollten. Dennoch herrscht vorsichtiger Optimismus bei den Landwirten, denn durch Dürren in Russland und China wird die Getreide-Nachfrage auf dem Exportmarkt wohl steigen – und damit auch die Preise. Gestern schilderten die Bauern ihre Erwartungen in einem Pressegespräch.
Auf knapp 38 000 Hektar wird in der Mittelmark Wintergetreide angebaut, das meiste davon ist Roggen, der in den kommenden Wochen gedroschen wird. Hinzu kommen die Sommersorten auf insgesamt 500 Hektar sowie Mais auf gut 15000 Hektar. Der Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark (KBV) rechnet allein beim Roggen mit Preisen von 10 bis 12 Euro pro Doppelzentner – im vergangenen Jahr waren es noch 8,50 Euro. Der Raps bringt zurzeit 29 Euro, die Gerste circa 11,50 Euro und der Weizen bis zu 15 Euro pro Doppelzentner. Denn nicht nur im Ausland gibt es Ernteeinbußen: In Brandenburg werden laut aktuellen Prognosen 600 000 Tonnen weniger Getreide gedroschen als im Vorjahr, bundesweit beläuft sich das Minus auf zwei Millionen. Grund dafür ist neben der extremen Witterung auch die immer geringer werdende Anbaufläche.
Trotzdem bleiben die Landwirte entspannt, denn auch in anderen Bereichen gibt es zurzeit positive Trends: Die Düngemittelpreise sind gesunken und der Milchpreis gegenüber dem Rekordtief von nicht einmal 22 Cent im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen. Im Juni habe er bei 28,5 Cent gelegen. „Damit kann man schon mal anfangen zu leben“, sagte KBV-Vorsitzender Wolfgard Preuß, der hofft, dass sich der Preis bei 30 Cent einpegeln wird. Für manche Milchbauern kommt das allerdings zu spät: Mehrere Höfe im Landkreis haben laut Preuß die Produktion bereits einstellen müssen.
Wichtig seien nun verlässliche Rahmenbedingungen, so Preuß weiter. Er fordert, dass die Steuervergünstigung für Agrardiesel dauerhaft beibehalten und nicht mit Mengengrenzen versehen wird. Im Moment zahlt ein deutscher Landwirt 25 Cent Steuern für den Liter Diesel – und damit immer noch weit mehr als seine Kollegen in anderen EU-Ländern. In Frankreich zum Beispiel liegt die Steuer bei nur einem Cent pro Liter. Auch was die Anreize zum Anbau erneuerbarer Energierohstoffe angeht, würden sich die mittelmärkischen Landwirte mehr Verlässlichkeit wünschen. So würde sich der Einsatz von Rapsöl als Treibstoff durch die Besteuerung und die technischen Risiken für die Maschinen mittlerweile nicht mehr lohnen. „Wir haben wieder auf Diesel umgestellt“, so Preuß, der als Geschäftsführer der Fiener Agrargenossenschaft in Ziesar arbeitet.
Ein weiterer Appell der Landwirte zur Erntesaison richtet sich an die Autofahrer: Während der kommenden Wochen werden verstärkt Mähdrescher auf den Straßen unterwegs sein. Die Bauern bitten um Verständnis und Geduld – denn das Überholen kann auf engen Straßen besonders gefährlich werden.
Thomas Lähns
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