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Der Erpresser soll dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Sein Verteidiger will Berufung einlegen.

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Potsdam-Mittelmark: Erpresser soll dreieinhalb Jahre in Haft

Er hatte Waffelfabrikant mit Tod der Tochter gedroht / Gericht kaufte Teilgeständnis nicht ab

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Potsdam-Mittelmark - Ein unbekannter Anrufer droht einem Eiswaffelfabrikanten aus Ragösen (Amt Wusterwitz) damit, die zwölfjährige Tochter zu erschießen – und fordert Geld. Die Unternehmerfamilie taucht ab und wird von der Polizei versteckt. Fünf Monate nach der Tat ist der Erpresser jetzt zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Amtsgericht Brandenburg/Havel sah es als erwiesen an, dass der 54-Jährige mit dem Tod der zwölfjährigen Unternehmerstochter gedroht hat. Der Erpresser hatte 800 000 Euro gefordert. Als Motiv gab der 54-jährige Mann aus Karow (Sachsen-Anhalt) Geldsorgen an. Mit dem Urteil folgte das Schöffengericht am Freitag dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Der Angeklagte war Ende Januar auf einem Parkplatz an der Autobahn 2 festgenommen worden, nachdem ihn vier Tage lang bis zu 100 Polizisten verfolgt hatten. Die Ermittler waren ihm per Handyortung auf die Schliche gekommen. In einem Teilgeständnis schilderte er vor Gericht die Hintergründe seiner Tat. Der Versuch, sich als Kfz-Sachverständiger selbstständig zu machen, sei gescheitert. Er habe ohne eigenes Geld leben müssen und sich „als Versager“ gefühlt. Da sei ihm spontan der 47 Jahre alte Waffelfabrikant aus Rogäsen eingefallen. Mit den Worten „Dies ist eine Erpressung“, habe er sich am 25. Januar bei dem Unternehmer gemeldet. Nach einer „Schnitzeljagd“ sollten die 800 000 Euro an der A2 übergeben werden.

Erst ein, zwei Tage vor der Tat sei ihm die Idee dazu gekommen. Vor Jahren will er den 47-jährigen Unternehmer auf einer Geburtstagsparty kennengelernt haben. „Auf einem Bierdeckel hat er mir seine Handynummer aufgeschrieben“, erklärte der Angeklagte. Zusätzlich seien sie ins Gespräch über ihre Töchter gekommen. Noch während des Erpresser-Anrufs hätten ihn Gewissensbisse geplagt. „Bevor ich aufgelegt habe, war mir klar, dass ich abbreche“, sagte der 54-Jährige. „Danach habe ich nichts mehr gemacht.“

Das Gericht kaufte ihm diese Version nicht ab. „Vor dem Haftrichter hatte er die Erpressung noch in vollem Umfang gestanden“, sagte Gerichtssprecher Ralf Weller. Außerdem sei der 54-Jährige in der Nähe des Geldübergabeortes gefasst worden. Er war gerade dabei, mit Gummihandschuhen eine SMS mit Instruktionen an sein Opfer zu verfassen. Im Auto fanden die Ermittler mehrere Schilder mit Hinweisen, die offenbar für die „Schnitzeljagd“ genutzt werden sollten. Der Angeklagte habe drei verschiedene Handynummern für seine Anrufe benutzt und ständig die SIM-Karten gewechselt, sagte Weller weiter. Mit dem Teilgeständnis sei kein Raum für eine weitere Strafmilderung gewesen.

Die Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe plädiert und will jetzt Berufung einlegen. Grund: Die Waffe, die bei dem Verurteilten gefunden wurde, sei nur eine Schreckschusspistole gewesen. „Vor Gericht ist nicht positiv festgestellt worden, ob diese Pistole eine scharfe Waffe war. Der Bundesgerichtshof fordert dies aber“, sagte Verteidiger Matthias Schöneburg.

Erst im Februar 2011 war die Entführung einer Vierjährigen aus Kleinmachnow unblutig beendet worden. Der 45-jährige Kidnapper wurde zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Ungeklärt sind dagegen mehrere Anschläge auf die Berliner Unternehmerfamilie Pepper, die in Brandenburg Ziel eines Kriminellen geworden ist: Der Täter ist nach vier Monaten noch immer nicht gefasst. Er hatte im Oktober nahe der Villa in Bad Saarow auf Peppers Tochter geschossen und ihren Leibwächter lebensgefährlich verletzt. Möglicherweise derselbe Täter soll im August Peppers Ehefrau mit einem Knüppel angegriffen haben. Die Familie steht unter Polizeischutz. dpa/hkx

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