Potsdam-Mittelmark: „Extremisten unerwünscht“
Werder (Havel) ist gestern mit 93 weiteren Kommunen zum „Ort der Vielfalt“ gekürt worden
Stand:
Werder (Havel) - Von Aachen bis Zwickau – 93 deutsche Kommunen haben gestern von der Bundesregierung den Titel „Ort der Vielfalt“ verliehen bekommen. Unter den zwölf neuen brandenburgischen Namensträgern reiht sich zwischen Falkensee, Rathenow, Hennigsdorf oder Senftenberg auch Werder (Havel) ein. Die Initiative „Ort der Vielfalt“ wurde im November 2007 von der Bundesregierung gestartet und macht mobil gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Bis 2010 sollen möglichst viele Kommunen dafür gewonnen werden, schon im September 2008 hatten 66 Kommunen den Titel mit „Ortsschild“ überreicht bekommen.
Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) verbucht auf der Habenseite, dass es der DVU bei den Kommunalwahlen 2008 – trotz massiver Wahlwerbung – nicht gelungen ist, einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung zu erringen. An Werders Schulen werde Toleranz und Weltoffenheit gelehrt: Die Carl-von-Ossietzky-Oberschule hat den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhalten. Seit 2005 gestalten Schüler und Lehrer am Ernst-Haeckel-Gymnasium einen Tag gegen Rechts, der ganz bewusst am 9. November 2008 mit vielen Höhepunkten begangen wurde. An den Grundschulen gibt es Konzepte gegen Gewalt, für gutes Benehmen und Zusammenleben mit anderen Völkern und ihre Kulturen, zum Beispiel Europaprojekttage. Im Rahmen der Aktion „Tagewerk“ hat die Grundschule Glindow mit einer Schule in Mosambik eine Partnerschaft aufgenommen. Die drei Fußballklubs der Stadt haben am Spieltag für Menschlichkeit und Toleranz teilgenommen.
Nicht zuletzt wirbt das Aktionsbündnis Kurage für den Kulturaustausch und gegen Rassismus und Gewalt. Zum Europafest am 9. Mai hatte Kurage Bürgermeister Große als Schirmherr gewinnen können. Große geht davon aus, dass es neben den städtischen Bemühungen um Toleranz und Vielfalt auch künftig Aktionen aus der Bürgerschaft heraus geben wird. Die Bewerbung der Stadt als „Ort der Vielfalt“ geht auf einen Antrag der Linken zurück, der im Stadtparlament einstimmig befürwortet wurde.
Hermann Kues (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, würdigte bei der Auszeichnungsveranstaltung in Berlin das Engagement der in den Kommunen lebenden Bürger: „Viele dieser Menschen haben eines gemeinsam – sie setzen sich dafür ein, dass Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in ihren Reihen keinen Platz haben. Sie engagieren sich in Aktionsbündnissen, Initiativen und Projekten für ein vielfältiges, tolerantes und demokratisches Miteinander.“
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bezeichnete es als bemerkenswert, dass Brandenburg mit zwölf von 93 Auszeichnungen überproportional unter den Preisträgern vertreten sei. „Die ausgezeichneten Kommunen machen klar: Extremisten sind in Brandenburg unerwünscht.“ Die Auszeichnungen müssten ein Ansporn für andere Kommunen sein, sich noch stärker gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt einzusetzen.Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: