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Potsdam-Mittelmark: Fit fürs Leben Bildungspolitik Brandenburgs auf dem Prüfstand

Nuthetal – Nicht immer werde Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) so freundlich empfangen wie zur Diskussionsrunde der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung vor wenigen Tagen in der Schule von Bergholz-Rehbrücke. Bildungspolitik sorge ständig für turbulente Debatten, weiß er.

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Nuthetal – Nicht immer werde Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) so freundlich empfangen wie zur Diskussionsrunde der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung vor wenigen Tagen in der Schule von Bergholz-Rehbrücke. Bildungspolitik sorge ständig für turbulente Debatten, weiß er. „Doch unter schwierigsten Rahmenbedingungen wollen wir besser werden.“

Schwerpunkt der Diskussion waren die frisch erschienenen Ergebnisse der PISA-Studie. Rupprecht widersprach ersten negativen Meinungen, dass man nur deshalb „Grund zu verhaltener Freude“ über Brandenburgs verbessertes Abschneiden habe, weil andere Länder schlechter geworden seien. Ein „stabiles Netz an Grundschulen“ wertete Rupprecht als gute Basis für eine gute Bildungsqualität in Brandenburg. Doch habe das Land mit dem „Magnet Berlin“ ein Riesenproblem. Die Stadt entziehe Brandenburg Schüler, Auszubildende und Arbeitskräfte. Das führe dazu, dass im Speckgürtel neue Schulen gebaut werden, sich aber nur 50 Kilometer entfernt ein anderes Bild zeigte. Hier werde eine Schule nach der anderen wegen Schülermangel geschlossen. Folge: Lehrer müssen umziehen und Teilzeitarbeitsverträge in Kauf nehmen.

Die gerade in den 6. Klassen absolvierten Vergleichsarbeiten hält der Brandenburger FDP-Generalsekretär Hans-Peter Goetz für den falschen Weg, den Zugang zum Gymnasium zu bremsen. Aber der neue Weg „Oberschule“ werde wegen der vermeintlich geringeren Zukunftschancen schwer „abgestraft“. „Diese Ablehnung war vorprogrammiert“, so Hans-Peter Goetz. Im Bundesvergleich sei der Brandenburger Oberschulabschluss kaum etwas wert. „In anderen Bundesländern kennt den keiner“, meint der FDP-Politiker. Rupprecht indes setzt große Hoffnungen in den neuen Schultyp. Er sei nur schlecht „verkauft“, die Qualitäten verkannt worden. Real- und Gesamtschule ohne Gymnasialstufe wären als solches nicht mehr tragbar. Deshalb verteidigt er auch, dass vor dem Wechsel an weitergehende Schulen Eignungstest zu absolvieren sind. „Wir wollen erreichen, dass möglichst wenige ungeeignete Kinder am Gymnasium angenommen werden“, so Rupprecht. Das Abitur sei aber weiter auch in Oberstufenzentren und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe möglich. Die Ansicht mancher Eltern, dass die Tagesform der Kinder während der Tests über den weiteren Lebensweg entscheide, halte er für überzogen. Denn die Arbeiten gingen nur mit 40 Prozent in die Gesamtbewertung der Schüler ein. Und wer den Test „verhaue“, habe noch immer die Chance des Probeunterrichts am Gymnasium.

Als Problem thematisiert wurde die Altersstruktur der märkischen Lehrerschaft. Der Altersschnitt liege bei 50 Jahren. Jüngere Jahrgänge würden nur wenig nachrücken. Was macht die gelobte finnische Bildungspolitik so anders? Rupprecht: „Die Stellung der Bildung und auch der Lehrer ist dort eine ganz andere.“ Zehn Bewerber für einen Studienplatz gäbe es dort. An erster Stelle stünde die menschliche Eignung, an zweiter Stelle das Können künftiger Lehrer. Die Schulen leben von der Motivation der Lehrer. Aber was unternehme Brandenburg zur Motivierung der Lehrer? Einmal jährlich sollen Mitarbeiter des Bildungsministeriums in allen Schulen des Landes hospitieren, um Stärken und Schwächen zu analysieren. Eine ausgeprägte Aufsichtspflicht seines Ministeriums hält Rupprecht für wichtig – ebenso regelmäßige Fortbildung der Lehrer. Für gefährlich hat Rupprecht Überlegungen, dass die einzelnen Bundesländer ihr eigenes Gehaltssystem für Lehrer installieren. „Dann kaufen sich die wohlhabenden Länder die besten Lehrer“, befürchtet der Minister. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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