Potsdam-Mittelmark: Flugroutenstreit erreicht Seddiner See
Neue Bürgerinitiative fordert Rückkehr der Routen über die A 10 / Infoabend am Freitag in Wildenbruch
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Michendorf / Seddiner See – In der aktuellen Flugroutendebatte hat sich jetzt eine neue Fraktion zu Wort gemeldet: Die Betreiber des Wildenbrucher Gasthofes „Zur Linde“, der Verein „Alte Poststraße“ und der Golf- und Countryclub Seddiner See haben mit weiteren Mitstreitern die „Initiative zur Verlegung der Abflugroute West I“ gegründet. Ihre Forderung: Die Abflüge vom künftigen Großflughafen BER in Schönefeld sollen bei Westwind entsprechend früherer Planungen wieder auf die A10-Achse geleitet werden.
Wie berichtet, hatte die Deutsche Flugsicherung erst Anfang Juli zugestanden, dass die Havelseengemeinden Werder (Havel), Schwielowsee, Nuthetal und Michendorf künftig von startenden Flugzeugen südlich umflogen werden sollen. Dadurch würden dann allerdings 6000 Einwohner der Orte Wildenbruch, Seddin, Neuseddin und Kähnsdorf künftig direkt unter die Düsen geraten, heißt es nun seitens der Wildenbrucher Initiative. Würde man hingegen die ursprüngliche Routenführung beibehalten, ließe sich die Zahl der vom Fluglärm Betroffenen in der Region halbieren.
Während bei der Forderung nach einem erweiterten Nachtflugverbot am BER unter den Bürgerinitiativen Einigkeit besteht, werden die Flugrouten auf der Landkarte weiter hin- und hergeschoben. Gegen Überflüge südlich des Berliner Ringes, wie sie vor allem die Initiative „Fluglärmfreie Havelseen“ gefordert hatte, waren zuletzt auch Stimmen aus der Gemeinde Kloster Lehnin und der Stadt Beelitz zu hören. „Uns ist bewusst, dass der neue Großflughafen nicht spurlos an unserer Region vorbeigehen kann“, heißt es jetzt auch aus Wildenbruch.
Jedoch sei die Routenführung über die A10 die bessere Alternative. „Damit wären weniger Menschen betroffen und ein fast letztes, beliebtes Naherholungsgebiet vor einer europäischen Hauptstadt würde geschont werden.“ Der Schutz des Naturparks Nuthe-Nieplitz ist für die neue Initiative eines der gewichtigsten Argumente. Laut einer Untersuchung des Seddiner Institutes für angewandte Gewässerökologie, welche man ins Feld führt, habe sich allein auf dem Golfplatz am Seddiner See in den vergangenen Jahren eine breite Artenvielfalt entwickelt. So habe sich die Zahl der Tierarten auf gut 200 vervierfacht. Ein großer Teil davon wie die Ringelnatter oder diverse Insektenarten seien ohnehin schon stark gefährdet. Und von den 122 hier festgestellten Pflanzenarten würden immerhin 10 auf der „Roten Liste“ stehen.
„Durch die nochmals geänderten Flugrouten sind die natürliche Landschaft und ihre Biotopkomplexe im westlichen Naturpark massiv bedroht“, heißt es in einem Brief des Wildenbrucher Vereins „Alte Poststraße“ an die Verantwortlichen in Landes- und Bundespolitik.
Für kommenden Freitag lädt die Initiative zu einem Infoabend um 18.30 Uhr in die Gaststätte „Zur Linde“ ein. Auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden sowie die Michendorfer Kandidaten sollen vor Ort sein. Thomas Lähns
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