Potsdam-Mittelmark: Früh übt sich, was ein Azubi werden will
Die Mädchenzukunftswerkstatt fördert Ausbildung auf ihre Art. Gestern kam prominenter Besuch
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Die Mädchenzukunftswerkstatt fördert Ausbildung auf ihre Art. Gestern kam prominenter Besuch Teltow - Der Name ist Programm – eigentlich. Die Mädchenzukunftswerkstatt in Teltow ist normalerweise fest in weiblicher Hand. Beim Projekt „Berufsperspektiven bei uns“ machten Sonja Roque und ihre Mitarbeiterinnen aber eine Ausnahme. „Die Gemeinsamkeit von Mädchen und Jungen ist nämlich, dass sie sich zu spät mit dem Thema beschäftigen“, sagte gestern die Leiterin. Deshalb sollen in Zukunft schon die 5.- und 6.-Klässler der Grundschule I in Teltow von der Arbeit der Gruppe profitieren. Bundesfamilienministerin Renate Schmidt und Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) waren gekommen, um sich über das Projekt zu informieren. Renate Schmidts Interesse rührt daher, dass sie das Projekt finanziell unterstützt im Rahmen der Initiative „Wir hier und jetzt!“ Die Mädchenzukunftswerkstatt hat sich als eines von 110 Brandenburger Projekten beworben und ist nun unter den 14 Auserwählten. 6400 Euro Zuschuss gab“s. Was machen die Jugendlichen? Sie schaffen Informationen über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Region. Die soll nicht nur die Grundschule I in Teltow erhalten, auch im Internet werden die Ergebnisse schrittweise veröffentlicht. Ausgangspunkt waren die Betriebspraktika von Schülern der Kleinmachnower Maxim–Gorki-Schule. Sie bekamen einen Bogen mit, der Fragen über Unternehmen und Ausbildung enthielt: Dauer, Anforderungen, Inhalte etc. Die Jugendlichen werteten die Antworten aus und recherchierten selber nach, weitere Firmen besuchten sie in Eigeninitiative. Mithilfe einer Mediengestalterin werden die Berufsbilder, die sich ergeben, auf Schautafeln grafisch dargestellt. 30 Berufe sollen so vorgestellt werden, im Dezember werden die Ergebnisse der Grundschule I überreicht, um dort im Unterricht der 5. und 6. Klasse verwendet zu werden. Andere Schulen haben laut Sonja Roque auch schon Interesse angemeldet. Sie können sich die Informationen auf der Homepage unter www.maedchenzukunftswerkstatt. de besorgen. Die jungen Projektarbeiter stellten den Politikern ihre Arbeit selber vor. 50 Jugendliche haben mitgemacht, 12 Jungs kamen vom CLAB in Stahnsdorf. Die 21-jährige Sabrina Wittig, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Einrichtung macht, besuchte die Betriebe mit dem Fotoapparat. Beim Berliner Motorenbauer „Tornado“ bot man ihr gleich einen großen Rundgang an, sie war begeistert. Renate Schmidt gefiel nur eines nicht: dass für die Ausbildung zum Verspanungsmechaniker nur Jungs genommen werden. „Die werde ich mal besuchen“, polterte sie. Mädchen würden ohnehin zu sehr zu den immer gleichen Berufe tendieren wie Friseurin, Verkäuferin oder Bankkauffrau – die meist auch die schlechter bezahlten seien. Das gleiche gelte für Jungs: „Wieso sollten die nicht Erzieher oder Altenpfleger werden?“, fragte Schmidt. Ansonsten hatte die Ministerin aber viel Begeisterung und Lob mitgebracht, genau wie Matthias Platzeck, der mit Interesse vernahm, dass viele Jugendliche den Wunsch geäußert hatten, ihre Ausbildung möglichst heimatnah zu machen. Seine Aufforderung: „Ihr seid die letzten geburtenschwachen Jahrgänge. Nutzt Eure Chance.“ Im Dezember endet das Projekt, Sonja Royue hat aber schon die nächste Idee. Im Januar will die Werkstattat eine Projektwoche für Schulen anbieten, mit Firmenbesuch und anschließender Auswertung. Nur ein Problem können sie und ihr Team nicht lösen: „Die Unternehmen, die nicht ausbilden, lassen sich durch unsere Anfrage wohl nicht umstimmen.“ Volker Eckert
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