Potsdam-Mittelmark: Für die Havel baden gegangen
Symbolträchtiger Sprung am 3. Havelbadetag / Fluss vor Eingriffen noch nicht sicher
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Symbolträchtiger Sprung am 3. Havelbadetag / Fluss vor Eingriffen noch nicht sicher Schmergow - Der Kampf für die Havel hat Umwelt- und Naturschützern in der Vergangenheit schon eine Menge Kraft gekostet. Seit Anfang der 90er Jahre protestieren engagierte Bürger in verschiedenen Initiativen und Verbänden gegen Großprojekte wie den Havelausbau, kämpfen gegen Gewässerverschmutzung und werben für einen schonenden Umgang mit der Natur. Gestern offenbarte sich die angenehme Seite des Protestes: Bei sommerlichen Temperaturen gingen Havelfreunde bei Schmergow baden und demonstrierten so ihre Verbundenheit mit dem Fluss im Herzen Brandenburgs. Mit dem so genannten „Big Jump“, einem symbolträchtigen Sprung ins kühle Nass, wurde an zirka 30 Flüssen in ganz Europa ein Zeichen gesetzt. „Einerseits feiern wir, dass die Flüsse sauberer geworden sind“, so Winfried Lücking vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Andererseits solle aber auch gezeigt werden, dass insbesondere die Havel längst noch nicht vor Eingriffen sicher ist. Im Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit 17 wird seit Jahren diskutiert, die Havel für Großraumgüterschiffe und Schubverbände befahrbar zu machen. Und dafür sind Abgrabungen und Verbreiterungen an Punkten wie dem Sacrow-Paretzer Kanal, dem Deetzer Knie und eben dem Trebelsee in Schmergow geplant. Zwar war es in letzter Zeit still um das Vorhaben geworden, doch ist das Baugenehmigungsverfahren im vergangenen Jahr angelaufen. „Und jetzt geht es der Havel an den Kragen“, sagte Lücking. Der BUND bekräftigt immer wieder, dass die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Schiffverkehr auf der Havel längst gegeben seien. Auch der Förderverein „Mittlere Havel“ setzt sich seit Jahren für den Fluss, speziell den Abschnitt zwischen Groß-Kreutz und Werder, ein. „Wir wollen das Bewusstsein der Bürger für die Havel wecken“, so Vereinschef Chris Rappaport. Und dies sei zu einem guten Teil schon gelungen, unterstrich er in Anbetracht der zahlreichen Besucher am Havelbadetag. Sowohl Bürger aus den umliegenden Gemeinden, als auch Gäste aus Potsdam und Berlin, waren angereist - viele mit dem Fahrrad. Und die Havel verbindet. Das sagen die Bürgermeister der Gemeinden Groß Kreutz und Ketzin. „An beiden Ufern ziehen wir an einem Strang“, veranschaulichte Ketzins Stadtoberhaupt Bernd Lück. Seit längerem besteht das Vorhaben, einen Naturpark „Mittlere Havel“ aus der Taufe zu heben, um die Region zu entwickeln. Der Kreistag hat dafür bereits sein Einvernehmen erteilt, ist auch Mitinitiator, allerdings zögere das Landesumweltministerium noch - schließlich müssten dann Fördermittel gezahlt werden. „Aber dort ist man überrascht, dass so ein Vorhaben von unten kommt“, so der Groß Kreutzer Bürgermeister Reth Kalsow. Doch gehe es schließlich nicht darum, die Nutzung der Havel und ihrer Ufer zu erschweren, sondern den Fluss im Rahmen eines sanften Tourismus für die Menschen erlebbar zu machen. Thomas Lähns
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