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Potsdam-Mittelmark: Für Gott und die Welt

Riebener Kirche zum christlich-weltlichen Gemeindezentrum umgebaut. Einweihung am Sonntag

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Beelitz – Die Kirche hatte in Rieben lange Zeit keinen leichten Stand. Schon 1541 beklagte sich der damals zuständige Pfarrer aus Elsholz, dass ihm von bestimmten Gütern des Dorfes der Korn- und Fleischzehnt verweigert werde. Kirchenvisitatoren, die von Kurfürst Joachim ins Land geschickt wurden, mussten den Gutsbesitzer – einen Stadtbürger aus Brandenburg – zur Ordnung rufen. Zu DDR-Zeiten sei die Kirche den Menschen sogar noch ferner gewesen, erinnert sich Pfarrerin Beate Koschny-Lemke: Bei Begräbnissen im Dorf folgte kaum jemand der Trauergemeinde zur Andacht ins Gotteshaus – man zerstreute sich, nachdem der Verstorbene begraben war.

Erst nach der Wende begann das Interesse der Riebener an ihrer Kirche zu erwachen. Und als das 1823 errichtete Gotteshaus vor zehn Jahren vollends zu zerfallen drohte, entstand eine ungeahnte Hilfsbereitschaft in dem 350-Einwohner-Ort. Beim Umbau der Dorfkirche zum christlich-weltlichen Gemeindezentrum – einem bundesweit einmaligen Projekt – wurden nicht nur die nötigen finanziellen Mittel aufgetrieben: In unzähligen Wochenendeinsätzen klopften die Bürger Putz, deckten das Dach ab, malerten den Innenraum. Nach genau zehn Jahren ist das Vorhaben jetzt abgeschlossen. Am kommenden Wochenende wird die Dorfkirche Rieben nach Sanierung und Umbau neu eingeweiht.

Nachdem bereits vor sieben Jahren die Sanierung von Außenhülle, Dach und Turm in Angriff genommen wurde – die Kosten von gut 200 000 Euro hatte vor allem die Evangelische Landeskirche übernommen – ging es an die weit kniffligere Aufgabe: Die Trennung der Kirche in einen weltlichen und einen kirchlichen Bereich. Nach den Plänen des Beelitzer Architekturbüros Götz & Ilsemann wurde die Empore in die Mitte gerückt und der Kirchenraum verkleinert. Dahinter befindet sich heute ein Raum für Feiern oder Sitzungen von Vereinen und Ortsbeirat. Die Bereiche sind per Glaswand getrennt. Zum Beispiel zu Weihnachten kann diese beiseite geschoben werden.

Über dem weltlichen Saal befinden sich nun ein Büro für den Ortsvorsteher und ein kleinerer Veranstaltungsraum. Toiletten und Teeküche, die eigentlich im Turm untergebracht werden sollten, sind nach Intervention der Denkmalschützer ausgelagert worden: in einen separaten Bau, der per Glasverbinder erreichbar ist. Das alles hatte insgesamt noch einmal 518 000 Euro gekostet, die allerdings zu 60 Prozent von Land und EU gezahlt wurden. „Das Geld gab es nur unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels“, erläutert Ortsvorsteher Armin Hilgers. Mit der Funktionsteilung der Kirche habe man Ressourcen gespart und Synergien erzielt. Das bisherige Gemeindezentrum wird mit Eröffnung der Kirche geschlossen. Die Stadt Beelitz hat dafür 130 000 Euro bereitgestellt, die Kirchengemeinde eine Hypothek von 60 000 Euro aufgenommen. 2008 hatte sich der Verein „Treffpunkt Leben“ gegründet, der das Projekt weithin bekannt machte. Im vergangenen Jahr hatte es den zweiten Platz bei einem bundesweiten Wettbewerb der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler gegeben. Die Siegerprämie von 15 000 Euro floss in den Umbau mit ein.

Wenn am Sonntag um 15 Uhr die Kirche mit einem Festgottesdienst und einer Feier eingeweiht wird, so ist dies nur eine von mehreren Wiedergeburten. An diesem Wochenende wird in Rieben auch der Beelitz-Tag gefeiert, der 2008 zum letzten Mal stattfand. Ein dritter Grund zum Feiern: Vor 650 Jahren wurde Rieben erstmals urkundlich erwähnt.

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