zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Für separate Festwiese außerhalb der Altstadt

Inselbewohner fordern weniger Rummel und mehr Tradition / Gesprächsrunde der Initiative 2008

Stand:

Werder (Havel) - Entspannte Spaziergänge am Ufer, Kaffee, Kuchen und ein Glas Wein auf den offenen Höfen sowie Stände mit regionalen Produkten auf dem Marktplatz – das alles mit Familie und weitab von Rummel und Konzerten. So stellen sich viele Bewohner der Inselstadt die Zukunft des Baumblütenfestes in ihrer Nachbarschaft vor. Es sind längst nicht nur Neu-Werderaner, die sich dieser Tage für ein behutsames Feiern zwischen Havel und Föhse aussprechen, mittlerweile fordern auch alte „Werdersche“ ein Umdenken. Dies wurde auf einer Bürgerversammlung deutlich, zu welcher die Initiative 2008 gestern ins Scala-Kino eingeladen hatte.

Dazu waren auch Vertreter des neu gegründeten Vereins Werder24 erschienen. Obwohl dieser bereits Aktionen zum Erhalt des Baumblütenfestes in der bisherigen Form gestartet hat – zurzeit werden Unterschriften gesammelt und die Parteien zu ihrer Haltung befragt – zeigten sie sich gesprächsbereit. Kontaktdaten wurden ausgetauscht und demnächst will man sich in einer kleineren Runde zusammensetzen. „So unterschiedlich sind unsere Ziele nicht“, sagte Hoteleigner Thomas Spieß von Werder24. Die Forderung nach mehr Toiletten während des Festes und die Kritik an Vandalismus und Verunreinigungen während der Feierwoche teilten alle Anwesenden.

Kontroversen gibt es in der künftigen Ausrichtung des Festes. „Ohne Bühnen und Fahrgeschäfte auf der Insel kann man das Fest vergessen“, so Spieß. Im kommenden Jahr läuft der Vertrag mit der Veranstaltungsagentur Horn aus, dann müsse ein neues Konzept gefunden werden, sagte demgegenüber Uta Klotz, Sprecherin der Initiative 2008. „Es ist klar, dass wir dafür Zeit brauchen – aber die Bürger müssen beteiligt werden.“ Sie hob hervor, dass die Inselstädter keinesfalls gegen das Blütenfest an sich seien. Gegenüber dem Rathaus gab Klotz sich noch recht versöhnlich und hob hervor, dass bereits erste Reaktionen kamen, zum Beispiel die Zusicherung für mehr Toiletten und eine striktere Einhaltung des Lärmschutzes. Das Publikum jedoch übte harsche Kritik, zumal niemand aus Werders Stadtverwaltung zur Bürgerversammlung erschienen war.

Anwohner der Festmeilen berichteten von brenzligen Situationen mit Betrunkenen, Schäden an ihren Häusern und Konflikten mit Budenbetreibern. Mit den Problemen hätten sie sich immer wieder an die Verwaltung gewendet, dafür aber nur beschwichtigende Worte geerntet – wenn überhaupt reagiert wurde. „Es wird einfach ausgesessen“, sagte eine Inselbewohnerin. Die Oppositionsparteien in der Stadtverordnetenversammlung greifen den Vorstoß der Initiative 2008 hingegen dankbar auf: Linkspartei und SPD waren mit ihren Stadtverordneten fast in voller Besetzung erschienen und versprachen, sich hinter die Bürger zu stellen. Joachim Lindicke, Vorsitzender der SPD-Fraktion, erinnerte daran, dass seine Partei gegen das Veranstaltungskonzept der Agentur Horn gestimmt hatte. Wenn es 2009 an die Neuausschreibung geht, sollten die Ideen der Initiativen Eingang finden. Und die sehen bereits eine Auslagerung der Konzerte und Rummelattraktionen vor: runter von der Insel, hin zu einer separaten Festwiese. „Zurzeit ist es einfach nur importierter und aggressiver Kommerz“, sagte der Ur-Werdersche Wolfgang Müller.

Dabei beruft man sich auf die Tradition des Blütenfestes, welche von Stadtführerin Jutta Enke anfangs noch einmal in Erinnerung gerufen wurde: Als Anfang der 20er der Trubel beim Baumblütenfest zu groß wurde, legte die Stadt Grenzen fest. Nur der eigene Wein durfte verkauft werden, ortsfremde Händler wurden nicht zugelassen. „Man wollte die Gäste nicht durch den Rummel ablenken.“ Eine „Tradition der Jahrmärkte“, wie sie der Bürgermeister ins Feld führe, gebe es hingegen erst seit 1991, sagte Norbert Schultze, ebenfalls Werderscher. Immerhin sei mittlerweile Bewegung in die Diskussion gekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })