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Gänse und Enten misshandelt: Tierschützer werfen Brandenburger Geflügelschlachthof massive Tierquälerei vor
Verstörende Aufnahmen: Videos zeigen, wie Geflügel in einem Schlachthof in Potsdam-Mittelmark gequält wurde. Die Tierschutzorganisation Aninova erstattete Anzeige. Der Betrieb zog mittlerweile Konsequenzen.
- Christian Müller
- Monika Wendel, dpa
Stand:
Die Tierschutzorganisation Aninova wirft einem Geflügelschlachthof in Seddiner See (Landkreis Potsdam-Mittelmark) massive Tierquälerei an Enten und Gänsen vor.
Auf Videomaterial ist demnach unter anderem zu sehen, wie Transportboxen mit lebenden Tieren achtlos auf den Boden geworfen werden, Gänse geschlagen und gewürgt werden. Die Aufnahmen sollen zwischen dem 8. November und dem 5. Dezember 2025 entstanden sein. Wie die Tierschutzorganisation Aninova auf ihrer Homepage mitteilt, wurde Strafanzeige erstattet. Auch das Veterinäramt des Kreises Potsdam-Mittelmark und das Landwirtschaftsministerium wurden informiert.
Der Geflügelschlachthof nannte die Vorwürfe auf Anfrage des RBB zunächst „überraschend“. Der Schlachtbetrieb werde zuverlässig geführt, täglich seien Tierärzte des zuständigen Veterinäramts anwesend und die Mitarbeiter würden über die erforderlichen Sachkundenachweise verfügen.
„Die Bilder zeigen ein Ausmaß an Gewalt, das sprachlos macht. Besonders erschütternd ist, dass die Übergriffe nicht von Einzelpersonen ausgehen, sondern von mehreren Mitarbeitenden. Dass ein Unternehmen, das mit Tierschutz und Freilandhaltung wirbt, solche Zustände zulässt, ist völlig inakzeptabel“, sagte der Aninova-Vorstandsvorsitzende Jan Peifer.
Betrieb zieht Konsequenzen
Gegen einen Mitarbeiter, der im Video bei einem tierschutzwidrigen Umgang mit einzelnen Tieren zu erkennen ist, sei eine fristlose Kündigung ausgesprochen worden, teilte der Geschäftsführer des Geflügelbetriebs, Miko Pabel, mit. Ein zweiter Mitarbeiter sei arbeitsrechtlich verwarnt worden. Er darf laut Unternehmen einen bestimmten Bereich des Betriebs nicht mehr betreten.
Zudem werde das Unternehmen eine Kameraüberwachung im Lebendtierbereich installieren, hieß es. Die Produkte aus der Schlachterei werden unter dem Markennamen „Dithmarscher-Geflügel“ verkauft.
Federn aus lebenden Gänsen gerissen
Laut Aninova ist in den Aufnahmen auch zu sehen, wie ein Mitarbeiter offenbar aus purer Belustigung Federn aus lebenden Gänsen reißt. „Viele Tiere müssen das Leiden ihrer Artgenossen hilflos mit ansehen – ein zusätzlicher Stressfaktor, der ihre Panik enorm verstärkt“, so die Tierschutzorganisation. Anivova schildert, dass Gänse auf stillstehenden Förderbändern minutenlang kopfüberhängen. „Auf dem Förderband bleiben die Tiere immer wieder an einem Vorhang hängen. Beim anschließenden Kehlschnitt bluten die Tiere langsam aus“, heißt es.
Brandenburgs Landestierschutzbeauftragte Anne Zinke sagte dem RBB: „Ich bin fassungslos und aus meiner Sicht geht das absolut gar nicht. Wenn Tiere schon für die Lebensmittelgewinnung gehalten und am Ende auch geschlachtet werden, dann muss man immer zu jedem Zeitpunkt versuchen, sie bestmöglich zu handeln und sie vor vermeidbaren Schmerzen, Leiden und Schäden zu schützen.“
Der Geschäftsführer erklärte: „Wir distanzieren uns mit allem Nachdruck von einem derartigen Umgang mit Tieren, wie er auf den Videoaufnahmen zu sehen ist (...).“ Auch das Unternehmen werde „Strafanzeige gegen Verantwortliche“ stellen. „Das schließt eine mögliche Strafanzeige gegen Verantwortliche der Tierrechtsgruppe ausdrücklich mit ein, falls sich die Anhaltspunkte in diese Richtung verdichten.“
Es werde geprüft, wie es zu den Videoaufnahmen kommen konnte und ob gezielt Aktivisten eingeschleust worden seien, so Pabel. Er wies einen Vorwurf von Aninova zurück, dass eine Vielzahl von Mitarbeitern an Misshandlungen von Tieren beteiligt gewesen seien.
Wie der RBB berichtet, wirbt der betroffene Geflügelschlachthof auf seiner Internetseite explizit mit hohen Tierschutzstandards und Gänsen aus Freilandhaltung.
Immer wieder geht die Justiz dem Verdacht von Tierschutz-Verstößen in Agrarbetrieben nach. Im Oktober nahmen Staatsanwaltschaften Ermittlungen gegen drei Hähnchenmastbetriebe in Brandenburg auf. (mit dpa)
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