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KulTOUR: Geflüster und Gekreisch

Künstlerisches Kommunikationsspiel in Petzow

Stand:

Werder (Havel) - Der etwas rätselhafte Name der Ausstellung – „Papier. Geflüster und Gekreisch“ – erklärt sich sehr schnell, sobald man die Kirche in Petzow betreten hat und den Blick über die Exponate an den Wänden schweifen lässt: Links wird gekreischt, rechts geflüstert. Links wird in Formen und Farben geschwelgt, vorzugsweise in Rot und Gold, rechts geht es deutlich reduzierter zu, die Formen sind zurückhaltender, und Schwarz und Weiß sind vorherrschend.

Ungefähr siebzig Quadrate, jedes 42 mal 42 Zentimeter, hängen dort, jedes ist zusammengesetzt aus vier kleineren Quadraten, und das Außergewöhnliche dieser Ausstellung ist, dass jedes fertige Bild aus vier Einzelbildern besteht, das von jeweils einer anderen Malerin stammt. Acht Künstlerinnen sind hier – bunt gemischt – versammelt: Ute Fürstenberg, Michelle Lloyd, Renate Müller, Hanne-Martje Münther, Dorothea Neumann, Ju Sobing, Kerstin Studt und Petra Walter-Moll.

Die acht Malerinnen – die Hälfte davon aus Brandenburg, die anderen vier aus Berlin, Niedersachsen und Sachsen – spielten für die Ausstellung ein Kommunikationsspiel im Quadrat, und das ging so: Eine fängt an, auf Papier oder Pappe, das Thema ist frei. Sie schickt ihr fertiges Quadrat an eine andere, die ein zweites Quadrat gestaltet, in dem sie formal oder inhaltlich auf die Vorlage Bezug nimmt. Das zweite Quadrat wird an das erste geheftet, genäht oder geklebt, und weiter geht es zu einer dritten, zuletzt zu einer vierten Künstlerin, die das Quartett beendet. Dass das Spaß gemacht hat, glaubt man gern. Die Kunsthistorikerin Angelika Euchner betonte in ihren einführenden Worten denn auch diesen Aspekt und sprach von einem „heiteren lustvollen Glücksspiel“.

Ein ausliegender Plan mit Kürzeln der Malerinnnen macht es möglich, die Bilder zuzuordnen und die Reihenfolge des Entstehens zu erkennen. Es ist spannend, zu entdecken, welcher Impuls aus dem ersten Bild von der zweiten Künstlerin aufgenommen wurde; denn mal ist es das Material, mal die Farbe – rot! – manchmal die Oberfläche – hochglänzend – und manchmal wird das Thema aufgenommen. So wird zum Beispiel aus einer Linie ein „Zeichen“ gelesen, in ein fernöstlich anmutendes Schriftzeichen umgesetzt und später in ein Notenbild. Oder aus einem Foto von einem Zaun wird die vertikale Anordnung der Pfähle übernommen, indem Nägel parallel durchs Papier gespießt werden. Es ist zu sehen, wie ein Impuls erwidert wird, auch hier und da in Abgrenzung.

Die spielerische Freude und Anregung, die die Künstlerinnen sich untereinander gegeben und in ihren Bildern ausgedrückt haben, sprang offensichtlich auf die zahlreichen Besucher der Vernissage über. Die Stimmung war ausgesprochen fröhlich. Einzig bedauert wurde von vielen Seiten, dass der Gitarrist und Banjospieler Jan Münther, der zu Beginn eigene Arrangements in offener Stimmung vortrug, nur so kurz spielte. Man hätte gern mehr gehört.

bis 25. November am Wochenende von 11 bis 17 Uhr

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