Potsdam-Mittelmark: Gefragt: Entdecker, Tüftler und Engagement
Besucherandrang auf der Regionalen Ausbildungsmesse in Teltow
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Teltow - Online-Bewerbungen liegen im Trend und werden von vielen Unternehmen sogar bevorzugt. „Das spart uns Zeit und Kosten und dir das Porto“, rät Jens Latendorf einem jungen Besucher der Regionalen Ausbildungsmesse in Teltow. Latendorf ist Mitarbeiter im Personal Center der Deutschen Bahn, die sich am Samstag mit rund 50 Ausbildungsberufen im Teltower Oberstufenzentrum präsentierte. Es war nicht das einzige Unternehmen: Insgesamt 75 Firmen waren nach Teltow gekommen, um Azubis zu locken. Der Ansturm von rund 4500 Besuchern übertraf ihre Erwartungen.
„Du musst in deinem Schreiben deutlich machen, warum du zur Bahn möchtest. Darauf kommt es an!“, redet Latendorf auf den jungen Mann an seinem Stand ein, der sich für eine Ausbildung zum Mechatroniker interessiert. Um den Nachwuchs wird gebuhlt: Die Bahn verspricht, 90 Prozent der Azubis zu übernehmen. 300 Lehrstellen gibt es allein in Brandenburg und Berlin, 3000 sind es bundesweit. „Spürnasen, Tüftler und Entdecker“ seien besonders chancenreich, verkündet ein Werbeposter hinter Latendorfs Rücken. Als der junge Mann verunsichert lächelt, empfiehlt ihm Latendorf: „Schreib rein, dass du hier auf der Messe mit mir gesprochen hast“. Denn das sei schon ein Pluspunkt, der für die Eigeninitiative des Bewerbers spreche.
Die diesjährige 6.Auflage der Messe hatte die Stadt Teltow erstmals selbst gestemmt. Nicht nur die Besucher kamen zahlreich, auch die Unternehmen: Um eine Etage soll die Messe im nächsten Jahr erweitert werden, erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). „Wir haben jetzt schon für 2014 über 20 Anmeldungen von Ausstellern.“
Detlef Witte, Projektleiter der Brandenburger Urstromquelle GmbH in Baruth, hatte sich kurzfristig zur Teilnahme an der Messe entschieden und das nicht bereut. „Wir sind zufrieden, auch mit den Gesprächen“. Ein Schnupperpraktikum für eine Woche oder einen Tag bietet das Unternehmen an, „denn der Bewerber sollte schon wissen, worauf er sich einlässt“, so Witte. Mitgebracht hat er einen seiner jüngsten Azubis, Stefan Müller. Dem angehenden Lebensmittelchemiker gefällt vor allem die Arbeit im Labor, wo nach Kundenvorgaben die Rezepte von nichtalkoholischen Getränken zusammengestellt werden. Einen Erfrischungstrunk, gemixt aus der Handmischanlage, bot der Azubi den Besuchern an.
Stark nachgefragt waren auf der Messe nicht nur technische, sondern auch soziale Berufsbilder. Vor allem der Stand der Dietrich-Bonhoeffer-Schule zog Besucher an, die sich für die ausgestellten Spielmaterialien und den Modellspielplatz interessierten. Die staatlich anerkannte Schule des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin bildet Sozialassistenten aus. Mit dem Abschluss wird gleichzeitig die Fachoberschulreife erworben und an der gleichnamigen Fachschule werden Sozialpädagogen und Heilerziehungspfleger ausgebildet. Im Oktober 2013 zieht die Krankenpflegeschule nach Kleinmachnow, auf den Campus der Evangelischen Hoffbauer-Stiftung. Im ersten Jahr der dreijährigen Ausbildung beträgt die Vergütung 800 Euro, zuzüglich Schichtzuschlägen, merkt Schulleiterin Katrin Gutschlag an.
Aufstiegsmöglichkeiten mit dualen Studiengängen boten nicht nur Unternehmen wie die Telekom an, sondern auch einige öffentliche Verwaltungen. So wirbt der Landkreis Potsdam-Mittelmark mit einem Bachelor of Laws, zu deutsch: Kommunales Verwaltungsmanagement und Recht. Auch Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf bilden Verwaltungsangestellte aus – aber nicht im Studium. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Finanzbuchhaltung und Ordnungsamt bis zum Bürgerservice. K. Graulich
K. Graulich
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