Potsdam-Mittelmark: Geldübergabe auf der Müllkippe Zeugen erklären das Geschäft des Müllpaten
Potsdam-Mittelmark – Wie ein Uhrwerk muss das Geschäft des sogenannten Müllpaten Bernd R. abgestimmt gewesen sein.
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Potsdam-Mittelmark – Wie ein Uhrwerk muss das Geschäft des sogenannten Müllpaten Bernd R. abgestimmt gewesen sein. Die Fahrer der Abfalltransporte riefen kurz vor ihrer Ankunft auf den Deponien an. War keine Kontrolle in Sicht, wurde dort schnell ein Loch gegraben. Die Abfalltransporter kippten ihre illegale Fracht ab und das Erdloch wurde wieder mit Sand und Kies verschlossen. Eine Sache von Minuten.
So schilderten am gestrigen Dienstag vor dem Potsdamer Landgericht mehrere Zeugen übereinstimmend, wie es auf den Deponien des Bernd R. zuging. Dazu gehörten fünf ehemalige Mitarbeiter des Hauptangeklagten Bernd R., die in den meisten der insgesamt sechs Deponien in Altbensdorf, Wollin, Zitz, Mörz, Rogäsen und Schlamau sowie dem Kiestagebau Schlunkendorf gearbeitet hatten. Außerdem sagte auch der Fuhrunternehmer Joachim W. und einer von dessen Fahrern aus. Die kleine Transportfirma von W. hatte im Auftrag der Firma LBR aus Braunsbedra (Sachsen-Anhalt) geschredderte Plastikabfälle an die Deponien geliefert.
Der 56-jährige Ex-Polizist und Recyclingunternehmer Bernd R. soll zwischen 2005 und 2008 insgesamt 144 000 Tonnen Siedlungs- und Gewerbeabfälle illegal vergraben haben. Eigentlich hatte er den Auftrag gehabt, die Dorfmüllkippen aus DDR-Zeiten mit Bauschutt zu versiegeln und zu renaturieren. R. hat bereits ein Geständnis abgelegt und die alleinige Verantwortung übernommen.
Die Firma LBR soll laut den Zeugenaussagen die Hauptquelle der Abfälle für die Deponien gewesen sein. Weitere Transporte seien aus Berlin, Senftenberg und Hamburg gekommen. Die Abfallfuhren wurden dort als Transport von Mineralien deklariert. Neben Bernd R. sitzt auch sein früherer Mitarbeiter Frank N. auf der Anklagebank, ihm wird Beihilfe vorgeworfen. Aber auch gegen R.’s damaligen Anwalt, gegen seine Frau und seine Tochter wird ermittelt.
Bezogen auf die Beteiligung von Frank N. gingen die Zeugenaussagen auseinander: Kraftfahrer Stefan B. sagte, Frank N. sei täglich auf der Deponie in Rogäsen gewesen. Bei Fragen zu Arbeitsabläufen hätten die Mitarbeiter immer Frank N. angerufen. Hingegen sagte der Zeuge Manfred J., dass Frank N. lediglich für die Technik und die Belieferung von Baustellen mit Material zuständig war. Um das Geschäft mit dem Abfall hätte sich Bernd R. persönlich gekümmert.
Manfred J. berichtete auch von einer weiteren Begebenheit: Die zuständige Mitarbeiterin des Wusterwitzer Bauamtes Brigitte M. sei regelmäßig auf Deponien in Begleitung von Bernd R. aufgetaucht. In Zitz soll sich Brigitte M. selbst an das Steuer eines Kippers gesetzt und Sand auf eine Grube voller Abfall geschüttet haben. Außerdem habe er vier- oder fünfmal gesehen, wie sie von Bernd R. Bargeld angenommen hat.
Dass der geschredderte Abfall verkippt wurde, sei ihnen komisch vorgekommen, sagten die Zeugen. Ihnen sei jedoch von Bernd R. und Frank N. gesagt worden, das alles amtlich genehmigt sei. Genauer nachfragen wollten sie aus Angst um ihre Arbeitsplätze nicht. Marco Zschieck
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