
© Albrecht Herrmann
Potsdam-Mittelmark: Geltower Jagdhunde ein Fall für das Militär
Suche nach den Skulpturen jetzt auf internationaler Ebene / Neue Erkenntnisse über sowjetischen Offizier
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Schwielowsee - Die verschollenen Geltower Jagdhund-Skulpturen sind jetzt ein Fall für das Militär geworden: Über den russischen Militärattaché in Berlin ist eine Anfrage nach dem Verbleib der Bronzefiguren an das Verteidigungsministerium in Moskau weitergeleitet worden. Das teilte das Büro der CDU-Fraktionschefin im Landtag, Saskia Ludwig, jetzt mit. „Die Nachforschungen werden aber voraussichtlich Monate dauern“, räumte Ludwigs Mitarbeiter Tim Schroeder ein. Die Landtagsabgeordnete hatte Anfang des Jahres die Suche nach den 1945 von der zerstörten Baumgartenbrücke abmontierten Figuren in die Wege geleitet. Es wird vermutet, dass die Rote Armee sie während der Besatzungszeit nach Russland gebracht hat.
Dafür spricht, dass die beiden anderen Tierskulpturen der alten Baumgartenbrücke – zwei Wildkatzen – kurz vor dem Abzug der russischen Truppen 1994 auf dem damaligen Kasernengelände in Wünsdorf entdeckt worden waren. Die Geltowerin Friedel Schopp hatte sie im Fernsehen entdeckt, als der ORB über den Abzug berichtete. Heute stehen die beiden Wildkatzen unterhalb der neuen Brücke auf Geltower Seite, dort wo einst der Vorgängerbau die Havel überspannte. Die Stahlkonstruktion war am 30. April 1945 von fliehenden deutschen Soldaten gesprengt worden, die vier Skulpturen des Berliner Bildhauers Stephan Walter wurden in den folgenden Monaten abgebaut.
Die beiden Jagdhunde sind bis heute verschollen, lediglich einige alte Fotos, die der heutige Vorsitzende des Geltower Heimatvereins Albrecht Herrmann damals als kleiner Junge geschossen hatte, sind geblieben. Unterstützung bei der Suche konnte Ludwig bislang bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) gewinnen. Neben seinem Gespräch mit dem russischen Militärattaché hat er auch das Auswärtige Amt gebeten, Kontakt zu den russischen Behörden aufzunehmen. Auch auf Landesebene ist die Suche angelaufen. Ministerpräsident Matthias Platzeck hat angekündigt, Kontakte auf internationaler Ebene zu nutzen, um etwas über den Verbleib der Skulpturen herauszufinden.
Unterdessen gibt es neue Erkenntnisse über jenen Offizier der Roten Armee, der im Frühjahr 1945 in Geltow das Sagen hatte. Albrecht Herrmann hatte vorgeschlagen, mit der Suche bei dem Kommandeur N. Gerassimow anzusetzen – den Namen hat er aus einer persönlichen Widmung von damals. Der Historiker Matthias Helle ist nun vor Kurzem in den Akten des Landeshauptarchives auf einen Kapitän Gerassimov gestoßen. In seiner Dissertation „Nachkriegsjahre in der Provinz. Der Landkreis Zauch-Belzig 1945-1952“ (erscheint im Mai) schildert er einen blutigen Vorfall: In der Nacht zum 20. April 1946 ließ sich Gerassimow, nun Offizier der Zauch-Belziger Kreiskommandantur, in schwer angetrunkenem Zustand von Lehnin aus nach Belzig im Auto eines Lehniner Zahnarztes chauffieren. Vorn im Wagen saßen der Fahrer und der Zahnarzt, auf dem Rücksitz der Kapitän sowie der stellvertretende Polizeichef von Lehnin. Der Offizier scherzte während der Fahrt, doch plötzlich und ohne Vorzeichen tötete er den Polizisten mit einem Kopfschuss. Der Kapitän gab weitere Schüsse im Auto ab, verwundete den Fahrer und suchte dann zu Fuß das Weite. „Gerassimow, der aus irgendwelchen Gründen freigedreht hatte, wurde noch nahe Schwanebeck von NKWD-Männern (sowjetischer Geheimdienst) aufgegriffen und auf der Stelle getötet“, schreibt der Historiker. Eine weitere Spur der Jagdhunde, die sich hiermit verläuft. Thomas Lähns
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