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Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam gegen Fußballrowdys
Erstmals übten polnische Beamte in Lehnin an der Seite der Brandenburger Bereitschaftspolizei
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Kloster Lehnin - Gegröle ist aus einem U-Bahnschacht zu hören, die ersten Rauchbomben werden geworfen und Böller detonieren. Erst danach sieht man die Fans des FC Union Eiche aus dem Tunnel kommen. Fast einhundert vermummte und offenbar gewaltbereite Fußballfans streben in Richtung des Stadions in Rauhberg. Begleitet wird die Gruppe von Beamten der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Brandenburger Bereitschaftpolizei. Im Stadion eskaliert die Situation, das Spiel wird abgebrochen. Die Gästefans werden zum Bahnhof zurückgeleitet, ein besonders uneinsichtiger Teil wird von den friedlichen abgetrennt und zur Feststellung der Personalien festgehalten.
Rauhberg ist ein fiktiver Ort auf dem Truppenübungsplatz der Bundeswehr in Lehnin, auch die Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizisten sind nur eine Übung. Mit dabei sind am Dienstag erstmals Polizisten aus der Stadt Lódz. Seit dem 7. Oktober haben die sieben polnischen Beamten eine spezielle Fortbildung an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg absolviert. Dabei standen unter anderem das gemeinsame taktische und rechtliche Vorgehen bei verschiedenen Einsätzen sowie die Zweikampfausbildung auf dem Stundenplan. „Dies ist ein weiterer Baustein bei der Zusammenarbeit beider Polizeien", sagte Polizeipräsident Arne Feuring am Rande der Übung.
Kommissar Marek Wludarczyk aus Lódz war die ganz Zeit dabei. Er habe viel Neues gelernt, sagte er, und eine Reihe von Vorschlägen mit im Gepäck, wenn es Richtung Heimat gehe. „Ich habe hier eine andere Zugriffskultur kennengelernt und die Unterschiede zu unserer Praxis bemerkt", so Wludarczyk, der bedauert, dass es in Polen bisher nicht möglich sei, Steinewerfer festzunehmen. „Dabei sind die Probleme mit gewaltbereiten Fans bei uns durchaus ähnlich, Angriffe auf Polizisten sind eine Straftat.“
Der polnische Kommissar hofft nun, ähnliche Einheiten wie die spezialisierte BFE auch in Polen etablieren zu können. In Brandenburg verfügt jede der vier Einsatzhundertschaften der Polizei über einen BFE-Zug mit etwa 30 Beamten. Während des vierwöchigen Lehrgangs wurde die Fanbetreuung ebenso gemeinsam geübt wie die Räumung eines besetzten Hauses.
Polizeidirektor Klaus-Dieter Vossen nutzte am Dienstag eine Metapher vom Hausbau, um die deutsch-polnische Kooperation zu beschreiben. Das Fundament sei für ihn die Erklärung zur Zusammenarbeit aus dem Jahr 2012, die Terminplanung die Bauzeichnung und die gemeinsame Übung der Einzug ins neu errichtete Gebäude. Auch die speziell angereiste stellvertretende Kommandantin der Lodzer Polizei, Renata Kasprzak-Papierniak, bezeichnete die Übung als einen hervorragenden Einstieg. „Das Verbrechen kennt keine Grenzen, hier konnten wir Einblick in neue Polizeitaktiken bekommen“, sagte sie. Andreas Koska
Andreas Koska
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