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Potsdam-Mittelmark: Geschenke vom Ministerpräsidenten

Matthias Platzeck zu Besuch auf dem Franzensberg / 15 Kinder feiern Weihnachten ohne Familie

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Matthias Platzeck zu Besuch auf dem Franzensberg / 15 Kinder feiern Weihnachten ohne Familie Von Thomas Lähns Schwielowsee-Geltow. Ein Fahrrad für Stefanie, ein DVD-Player für Patrick, Ricardo, Christopher und Johannes. Unter den vielen Geschenken sind auch ein Billard-Set sowie jede Menge Spielzeug und Einkaufsgutscheine. So reich gedeckt war der Gabentisch im Kinderheim Geltow der Evangelischen Jugendhilfe schon lange nicht mehr. 15 Mädchen und Jungen werden am Heiligen Abend nicht bei ihren Familien sein können, da sind solche Weihnachtspräsente natürlich mehr als willkommen – ebenso wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck als „Weihnachtsmann“. Der Regierungschef stellt sich händeschüttelnd jedem Einzelnen vor: „Platzeck!“ – „Und wo ist jetzt dieser Ministerpräsident?“ fragen zwei Mädchen. „Der kommt später“, schmunzelt eben dieser. Die unfreiwillige Komik dieser Verwechselung bricht das Eis. Etwas befremdlich wirkt die Aufregung, die der Besuch mit sich bringt: Im Gemeinschaftsraum werden Fotos geschossen, Interviews geführt – und natürlich die Geschenke verteilt. Feierlich verliest der Landesvater die Namen auf den Paketen und überreicht jedes Einzelne. Vorab hatten sich Mitarbeiter der Staatskanzlei erkundigt, was sich die Kinder am sehnlichsten wünschen, und dabei erfahren: Einige hatten noch nie ein Fahrrad besessen, würden es wohl auch nicht mehr. Neid untereinander, weil vielleicht der eine ein größeres Geschenk bekommt als der andere, gebe es nicht, so die Leiterin der Jugendhilfe, Gundula Deiters-Schneider. Jedes Kind wisse um das schwere Los des anderen: Durch Schicksalsschläge hätten es viele schwer, sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Die Jugendhilfe ist in vielen Fällen der letzte Ausweg aus familiären Problemen oder Schwierigkeiten in der Schule. Gerade zu Weihnachten würden ihre knapp hundert Schützlinge sehr unruhig werden, erzählt die Leiterin weiter: Einige fahren zu ihren Familien, andere verbringen die Feiertage auf dem Franzensberg.. „Gestern ist wieder jemand dazugekommen. Gefeiert wird dann in den kleinen Vierer-Gruppen, in denen sich die Kinder kennen und jeden Tag verbringen. „Manche können die Aufregung nicht verkraften, sie werden zu leicht durcheinander gebracht", diese müssten dann allein mit ihrem Betreuer feiern. Ein übersichtlicher Rahmen sei für sie besonders wichtig. Zwischen den ausgepackten Geschenken kommt es zu Gesprächen zwischen Platzeck und einigen Jugendlichen. „Ich möchte gerne Kfz-Mechaniker werden", erzählt Teenager Ricardo dem Ministerpräsidenten. Sein Kumpel Chris will erst einmal seinen Realschulabschluss machen. „Das sind ja alles schon sehr ausgefeilte Vorstellungen“, lobt Platzeck. Die Gespräche bauen Vertrauen auf, bereitwillig schlägt einer der Jungen vor, sein Zimmer zu zeigen. Das 16 Quadratmeter große Jugendzimmer – in Geltow hat jeder sein eigenes – beherbergt Sitzecke, Schrankwand, Bett. Wohnlich und aufgeräumt sieht es hier aus, Pop-Sängerin Christina Aguilera lächelt verführerisch von der Wand. „Hat jetzt mal einer einen Fotoapparat?“ Schuldirektorin Brigitte Wilhelm eilt herbei, um den Moment für die Freunde fest zu halten. Bei einem kurzen Spaziergang wird das Grundstück erkundet. Jugendcafé, Schule, der Hof. „Im Sommer würden sie jetzt ganz viele Mopeds fahren sehen“, berichtet Deiters-Schneider. Das Fahren und Basteln an den Zweirädern sei ein großes Hobby der älteren Jungs. Ein Stück weiter befindet sich der Bolzplatz. „Wir suchen dringend noch jemand, der das Fußballfeld planiert.“ Die freie Sicht bis hinunter zur Havel ermöglicht einen Ausblick auf den hauseigenen Bootssteg. Aus den Gesprächen mit den Jugendlichen erfährt der Ministerpräsident auch, dass nicht alle hier zur Schule gehen. Die Älteren lernen in Werder oder Lehnin. Die Integration in solche großen Klassen ist sehr schwierig. Im nächsten Sommer will die interne Schule der Jugendhilfe endlich eine eigene siebente Förderklasse eröffnen, die Anträge laufen bereits. Momentan kann der Unterricht in Geltow nur bis zur sechsten Klasse stattfinden, doch bis dahin sind viele der Kinder noch nicht integrationsfähig, zumal die Neuankömmlinge oft älter als zwölf Jahre sind. Unterstützung dafür hatten schon viele Politiker zugesagt, doch momentan beschreitet die Leitung der Förderschule den Antragsweg noch allein.

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