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Potsdam-Mittelmark: Geschenktes Gold

Vom Weltklimabericht hat Erfinder Reinald Ramm noch nichts geh?rt ? dabei ist sein Niedrigenergie-Haus vielleicht die L?sung

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Werder - Er ist nicht der Typ, der im Brioni-Anzug einfliegt und in zehn Minuten die Vorstandsetage ?berzeugt. Er hat noch nicht mal etwas vom Weltklimabericht geh?rt. ?Ich sehe nicht fern.? Aber um zu errechnen, wie die H?lfte der W?rmeenergie auf der Welt verschleudert wird, m?sste man ?nur den Griffel in die Hand nehmen?. Reinald Ramm ist Erfinder, ?Volkserfinder? wie er sagt. Die fehlende Forschungssektion im R?cken macht es ihm nicht einfach, seine Ideen zu verkaufen. Der erste Eindruck passt ins Bild des skurrilen Einsiedlers, der sich in seine Formelwelt zur?ckgezogen hat. Aber Ramm hat Ideen, mit denen die Erderw?rmung wom?glich aufzuhalten w?re ? so leicht kann man es sich mit Leuten wie ihm vielleicht nicht mehr machen.

Die Szene vom April vorigen Jahres bei der mit 700 Ausstellern weltgr??ten Erfindermesse in Genf hat sich in der deutschen Szene eingemei?elt und ist durch einschl?gige Fachzeitschriften gewandert: F?r sein Niedrigeenergiehaus hatte Reinald Ramm die Bronzemedaille in der Kategorie ?Erneuerbare Energien? erhalten. Der Goldmedaillentr?ger Paul Durand aus Frankreich hatte Reflektoren vorgestellt, die Solareinheiten effektiver machen. Doch Durand hielt Ramms Erfindung f?r einfacher und effizienter ? und ?berreichte sein Gold an den Mann aus Werder (Havel). Von dem eloquenten Franzosen wird Ramms Idee derzeit an drei H?usern im schweizerischen Tessin und auch in Frankreich erprobt.

Den Aussto? von Treibhausgasen bis zur Mitte des Jahrhunderts um 50 Prozent zu reduzieren ? f?r Reinald Ramm ist es ein machbares Ziel. Er sa? bei einem Lehrgang im Arbeitsamt vor einer Thermoskanne, als ihm die Idee gekommen war: K?nnte man die Sonnenw?rme nicht mit demselben Prinzip speichern, um sie im Winter zum Heizen zu nutzen?, fragte er sich. Was damals vor seinem geistigen Auge entstand, baute er f?r Genf aus Holzleisten, Folien und Plastikschl?uchen.

Seine Augen gl?nzen, wenn er das wacklige Modell mit genauen Gesten erkl?rt: Der Keller eines Einfamilienhauses wird wie eine Thermoskanne isoliert, mit Folien ausgelegt, geflutet. Das Wasser wird an warmen Tagen aufs Dach gepumpt, in billigen Rohrregistern geheizt. Ramm hat errechnet, dass das Kellerwasser zum Herbst auf 70 Grad erw?rmt ist. ?Das reicht f?r den Winter.? In Zwischenspeichern wird dann mit der Kellerhitze die angesaugte Au?enluft erw?rmt, die durch L?ftungssysteme das ganze Haus beheizen kann. Im Sommer funktioniert das System als Klimananlage. Mit 200 000 Liter Wasser im Keller lie?e sich ein Haus mit gut 100 Quadratmetern das ganze Jahr klimatisieren.

Reinald Ramm ist 57, Hartz IV-Empf?nger und fragt sich, ob die Aufmerksamkeit in der Erfinderszene reichen wird, damit er mit der Idee mal Geld verdienen kann? ?Die Energiekonzerne werden jedenfalls nicht beigeistert sein.? Ramm erz?hlt von mehreren beruflichen und private Projekten, die in Desastern endeten. ?ber das Patentrecht macht er sich auch keine Illusionen, ?um es durchzusetzen m?sste ich einen Rechstanwalt bezahlen k?nnen?. Aber nach dem Zuspruch in Genf und verschiedenen Anfragen auch aus Deutschland hat er etwas Hoffnung gesch?pft. ?Im Zweifel ist in der Stunde Null zumindest etwas greifbares zur Hand.?

Der Obstbaumeister ist schon in der DDR mit Neuerervorschl?gen aus der Reihe gefallen, 50 Projekte hat er auf Papier gebracht. Er erz?hlt von seiner Erdbeerpfl?ckmaschine, zeigt seinen gel?ndeg?ngigen Stemmbogenschlitten, schw?rmt von der gebogenen statt geformten Autokarosserie. Als ihn ein Nachbar fragte, ob er beim Zaunpf?hle vergraben hilft, baute er in zwei Stunden einen archaischen Bohrspaten ? so wirkungsvoll, dass bei ersten Versuchen ein 1,50 Meter tiefes Telefonkabel durchtrennt wurde.

Sein Niedrigenergiehaus hat er derweil weitergesponnen: Das Wasser im Keller lie?e sich auch erg?nzend mit der Abw?rme eines Bio?l-Generators erw?rmen ? damit k?nnte sich der Wasserspeicher im Keller verkleinern. ?Man schmei?t dann nicht mehr die W?rme einfach weg, wie in den gro?en Kraftwerken. Und wenn man mit dem Strom noch Elektroautos speist, f?llt einem der Griffel aus der Hand.? Auch f?r den Generator hat er eine effiziente L?sung am Computer animiert: An seiner Tornadoturbine hat Reinald Ramm 20 Jahre lang get?ftelt. ?Der Ottomotor ist vom Wirkungsgrad am Ende.? Statt einem Takt bei zwei Umdrehungen schafft seine Kombination von Strahlturbine und Kolbenmotor satte 320. In Genf gab es lange Schlangen von Industrievertretern ? und Silber. Ein Schweizer Unternehmen, die ASS AG, will gemeinsam mit einer deutschen Hochschule weiter daran forschen. Die Firma ist Zulieferer f?r Daimler Chrysler.

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