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Potsdam-Mittelmark: Gestartet mit dem Ikarus
Die Havelbus-Verkehrsgesellschaft feiert 20-jähriges Jubiläum und stellt neue Projekte vor
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Potsdam-Mittelmark - Angefangen hat alles mit den alten Ikarus-Bussen: Der ungarische Hersteller hatte einst die DDR flächendeckend versorgt. Als die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Havelland vor 20 Jahren die Havelbus Verkehrsgesellschaft gründeten, wurden noch viele der alten Fahrzeuge vom Verkehrsbetrieb Potsdam übernommen. „Bei großer Kälte mussten die vor der Fahrt allerdings mit abenteuerlichen Methoden aufgewärmt werden“, erinnert sich Havelbus-Geschäftsführer Dieter Schäfer. Bei modernen Bussen sind technische Probleme auch bei Kältegraden indes selten. Sie werden vor dem Einsatz auf den Betriebshöfen an sogenannte Elektranten mit Batteriestrom und Druckluft versorgt und sind so morgens bereits warm. Die ersten modernen Busse bekam Havelbus einst gebraucht von der Stadt Bonn. Seitdem hat sich viel verändert. Im Schnitt sind die Fahrzeuge heute nicht älter als sechs Jahre, jedes Jahr kauft Havelbus rund 15 neue Busse.
Die Flotte hat sich seit der Gründung 1992 allerding etwas verkleinert: Mit 215 Bussen startete das Unternehmen, heute stehen 198 Busse bereit. „Der Individualverkehr hat zugenommen, große Werke wie etwa die der Mikroelektronik in Teltow gibt es in der Region heute nicht mehr“, erklärt Schäfer. Damals waren im Berufsverkehr noch drei Busse gleichzeitig im Einsatz, um die Menschen zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen. Heute würden zwar viele aus Umweltbewusstsein wieder häufiger den Bus nutzen, die steigenden Benzinpreise hätten sich in der Speckgürtel-Region hingegen noch nicht bei den Fahrgastzahlen bemerkbar gemacht, so Schäfer. Havelbus selbst spürt die Kosten bei einem Verbrauch von rund 4,8 Millionen Liter Diesel im Jahr natürlich schon. Unter anderem deshalb werden im gesamten VBB-Verbundgebiet zum 1. August die Fahrpreise erhöht. „Das wirkt sich allerdings im Stadtgebiet stärker aus als bei den Lokaltarifen“, so Schäfer.
Bewährt habe sich laut Schäfer die jüngste Umstellung auf ein neues Busnetz in der Region Teltow. Damit konnte Havelbus im vergangenen Jahr seine Einnahmen um 290 000 Euro steigern – werden es bis Ende 2012 noch einmal 60 000 Euro mehr, hätte Havelbus die Vorgabe des Landkreises erreicht.
Ein nächstes Projekt ist die Einführung elektronischer Tickets. Ab dem 1. Juni sollen Testkunden das Angebot, das sich vor allem an Nutzer von Langzeittickets richtet, ausprobieren. „Ähnlich wie eine Bankkarte kann das Ticket bei Verlust gesperrt und automatisch verlängert werden“, so Schäfer. Zum Schuljahr 2013 soll die Plastikkarte zumindest die Schülertickets ersetzen. Bis zum Juni werden alle Busse mit Lesegeräten versorgt, die über ein Ampelsystem anzeigen ob das Ticket gültig ist.
Weniger zügig geht ein anderes Projekt voran. Zur Eröffnung des neuen Großflughafens BER sollte mit der Linie 600 eine bessere Anbindung an die Landkreise Potsdam-Mittelmark, Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming geschaffen werden. Unklar ist bislang die Finanzierung, in Potsdam-Mittelmark wartet man derzeit auf eine Entscheidung aus Teltow-Fläming. Dahme-Spreewald hat angesichts der Kosten eine Beteiligung bereits abgelehnt. „Alleine können wir das nicht stemmen“, erklärte Andrea Metzler, Sprecherin des mittelmärkischen Landratsamtes. Immerhin an einer Stelle behält Havelbus aber die Vorfahrt: Wenn ab kommender Woche die Pförtnerampeln in Potsdam für weniger dichten Verkehr in der Innenstadt sorgen sollen, können sie ungehindert weiterfahren. Für sie wird auf der Zeppelinstraße derzeit eine neue Busspur eingerichtet. Ariane Lemme
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