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Wenn die Worte nicht fließen wollen: 15 Prozent der mittelmärkischen Kinder haben Sprach- oder Sprechstörungen. Der Landkreis will mit einem breiten Bündnis aus Kommunen, Erziehern, Eltern und der Politik gegensteuern.

© Kitty Kleist-Heinrich

Potsdam-Mittelmark: Gesund, aber sprachgestört

Landkreis Potsdam-Mittelmark will Kinder besser in ihrer Entwicklung fördern / Fachtagung am Samstag

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Potsdam-Mittelmark - Die Kinder im Landkreis sind überwiegend gesund – das haben die jüngsten Reihenuntersuchungen in den mittelmärkischen Kitas und Schulen ergeben. Allerdings gibt es auch gravierende Defizite in der Entwicklung des Nachwuchses: 15 Prozent der etwa 5000 untersuchten Kinder haben Sprach- und Sprechstörungen. Darüber informierte die Kreisverwaltung gestern in einem Pressegespräch. Wie der zuständige Sachbearbeiter Axel Goldmann erläuterte, seien Jungen doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Bei den Sprachstandsuntersuchungen hätten sich auch regionale Unterschiede gezeigt: Im engeren Verflechtungsraum an den Grenzen zu Berlin und Potsdam seien die Entwicklungsstörungen seltener festgestellt worden als bei Kindern in der Peripherie.

Seit 2006 werden die Reihenuntersuchungen jährlich durchgeführt. Vor zwei Jahren habe der Anteil der sprach- und sprechgestörten Kinder noch bei 13 Prozent gelegen, die Tendenz sei auch weiterhin steigend, so Axel Goldmann. Bei Sprachstörungen sind Kinder gedanklich nicht ausreichend in der Lage sich zu artikulieren, bei Sprechstörungen hingegen ist die motorische Fähigkeit, Laute zu formen, beeinträchtigt. Die Kreisverwaltung will jetzt auf den Trend reagieren und ein breites Bündnis zwischen Kitas, Schulen, Gesundheitseinrichtungen, den Sport- und Kulturvereinen sowie vor allem den Eltern schmieden. Der Anfang dazu soll am Samstag gemacht werden: Im Zentrum für Gewerbeförderung Götz (Gemeinde Groß Kreutz) veranstaltet der Landkreis eine Tagung unter dem Motto „Gesund aufwachsen in Potsdam-Mittelmark“. In verschiedenen Foren sollen Erzieher, Lehrer und Eltern mit medizinischen Experten und der Politik ins Gespräch kommen. So sollen Möglichkeiten der Förderung von Kita- und Schulkindern erörtert werden. Schwerpunkte sind die Themen Ernährung, Gesundheit, Bewegung und Sprache.

„Kinder mit Entwicklungsstörungen haben einen schwierigeren Start ins Schul- und Berufsleben“, erklärte Goldmann gestern. Das Ziel des Landkreises sei, dass alle Kinder zwischen Havelland und Fläming gesund aufwachsen. Dazu gehöre nicht nur das körperliche, sondern auch das soziale und seelische Wohlbefinden, wie es in einer Mitteilung der Verwaltung heißt. So sei die Förderung einer gesunden Lebensweise mit vollwertiger Ernährung und Bewegung nur die eine Seite. Ebenso wichtig sei eine kindgerechte gesunde Lebenswelt, Liebe und Zuwendung und Lebensperspektiven. Hier will der Landkreis vor allem auch die Eltern und Großeltern als Verantwortliche ansprechen. Nicht zuletzt seien die auch Vorbilder, was die Lebensweise angeht.

Bei den Reihenuntersuchungen wurden Kinder bis 12 Jahre auf körperliche und seelische Gesundheit untersucht. Mehr als zwei Drittel der Unter-6-Jährigen hätten keine „förderrelevanten“ Befunde aufgewiesen, heißt es in einer Analyse des Kreis-Fachdienstes Gesundheit. Die Zahl ändere sich jedoch bei den 6- bis 12-Jährigen: Hier sei nur noch die Hälfte der Kinder ohne auffällige Befunde. Die Ergebnisse der zahnärztlichen Untersuchungen seien hingegen seit Jahren gleichbleibend gut: Die Kita-Kinder hätten zu 82 Prozent naturgesunde Gebisse und liegen damit weit über dem Landesdurchschnitt von 63 Prozent. Bei den Grundschülern liegt die Zahl noch bei 58 Prozent. Einen guten Standard konnte der Landkreis auch bei den Impfungen erreichen: Mehr als 92 Prozent aller Kinder im Kreis haben die Grundimpfungen erhalten.

„Nur gesunde Kinder haben die besten Chancen auf eine Teilhabe am Leben“, so Goldmann abschließend. Vom Fachtag am Samstag erwarte er wichtige Impulse dafür. Zu der Veranstaltung im Gewerbezentrum Götz, Am Mühlenweg 15, sind alle Interessierten eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, Beginn ist um 8, Ende um 13.30 Uhr. Thomas Lähns

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