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Potsdam-Mittelmark: Glänzende und hölzerne Pokale

Ausstellung über die Geschichte des Wasserskiclubs „Preußen“ Caputh im Heimathaus

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Schwielowsee · Caputh - Der Caputher Wasserski-Alleskönner Heiko Hüller kann sich gut an seinen ersten Wettkampf im Ausland erinnern: 1966 war das, in Dubna, einem „Vorort“ 160 Kilometer vor Moskau. Und er war ein bisschen überrascht, als er am Wettkampfort eintraf: Von einem Tragflächenboot wurden die Wasserskifahrer durch die Wolga gezogen. „Erst hatte ich Angst, aber es funktionierte.“ Mit 36 Metern sprang Hüller damals einen neuen DDR–Rekord

Erfindungsgeist war seinerzeit nicht nur in der Sowjetunion gefragt, auch in Caputh. Wasserskifahren war ein ausgefallenes Hobby. Der gewöhnliche DDR-Wasserski kam bis zur Wende aus der Tischlerei, die Hüller bis heute in Caputh betreibt – vierfach asymmetrisch verleimt. Das archaische Sportgerät hat viele moderne Nachfolger überlebt, der Vereinsnachwuchs nutzt es noch heute. Auch seine Boote bastelte der Verein selber – und baute, um die nötige Beschleunigung hinzubekommen, Tschaika-Motoren ein. Eine solche Maschine wird demnächst im Caputher Heimathaus ausgestellt, auch die alten Wasserski und andere Devotionalien. Der Heimatverein widmet sich – nach Ausstellungen über das Caputher Gummiwerk und Fontane – dem bekanntesten Verein im Ort.

44 Jahre alt wird der „WSC Caputh Preußen“, vor der Wende „Motorsportclub Caputh“, in diesem Jahr. Über 100 Meistertitel hat er seit der Gründung errungen. Vereinschef Heiko Hüller und seine Frau Gabriele Hüller zählen nunmehr seit Jahren zu den weltweit erfolgreichsten Wasserski-Senioren. Und Hüller kann heute von Wettkämpfen im arabischen Emirat Ra’s al Khaima berichten, wo eher ein neues Boot gekauft wird, als ein altes zu reparieren.

Der Vereinsnachwuchs schläft derweil nicht. Caputh ist Landesstützpunkt für den Sport – und die Titel von Mitgliedern wie Andreas Leonhardt (31) oder selbst den erst 14- und 15-jährigen Gebrüdern Constantin und Bastian Bothe sind kaum noch alle aufzuzählen. Von über 60 Wasserskiklubs in Deutschland zählt der Caputher zu den drei erfolgreichsten.

Die glänzenden Pokale – oder die hölzernen, wie 1981 für Platz 1 in Plowdiw – sind Teil der Vereinsgeschichte, ebenso wie der wohl erste „Jump-Switch“ der Welt: Was heute mit Computern und schicken Schaltern geregelt wird, lief damals mit Klebeband und Glühbirnen– das Zugsignal der Fahrer an den Bootsführer, für einen Schanzensprung zu beschleunigen. Auch zum Ausklinken bei Figurenläufen hat der Verein damals eigene Technik entwickelt. Und seinen Innovationsgeist hat der WSC nicht aufgegeben: Die Caputher Wasserski-Boote fahren seit drei Jahren mit umweltfreundlichem (und halb so teurem) Propangas. Und Vereinschef Hüller überlegt, ob er nicht mit einer neuen Eigenproduktion von Wasserskiern den Weltmarkt aufmischt. Henry Klix

Ausstellung vom 2. Juni bis 14. Juli im Heimathaus, Krughof 24. Geöffnet am Wochenende von 15 bis 18 Uhr. Zum 4. August beim Fährfest wird der Verein um 15 Uhr wieder eine Showvorführung im Caputher Gemünde geben.

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