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Potsdam-Mittelmark: „Graft, das ist cool“

„Popstars der Architektur“ werden das Blütenviertel bauen – in Caputh kommt das gut an

Stand:

Schwielowsee - Erst vor einem Monat hat Privatier Lothar Hardt das Caputher „Blütenviertel“ gekauft. Am Mittwochabend präsentierte er mit den ersten Planungen für die Gewächshausbrache eine Sensation: Das Architekturbüro Graft wird das neue Quartier in seinem Auftrag errichten. Die Graft-Architekten gelten als „Popstars der Architektur“: Bauten wie das Russisch-Jüdische Toleranz-Museum in Moskau, das City-Center von Las Vegas oder das „Vertical Village“ in Dubai gehen auf Graft zurück, in Berlin das international ausgezeichnete Designhotel „Hotel Q“.

Jetzt also das neue „Blütenviertel“ in Caputh: Die sechs Hektar große Brache ist das wichtigste Baugebiet im Ort. Laut Hardt sei es für Graft interessant gewesen, ein geschlossenes Quartier in der Nähe von Berlin zu planen, zumal gerade das „Headquarter“ von Los Angeles herverlegt wurde. Erste Visionen für das Blütenviertel stellte Graft-Mitbegründer Lars Krückeberg am Mittwochabend rund 100 Caputhern bei einer Ortsbeiratssitzung vor: Ein in Ort und Landschaft eingepasster, blühender Wohnanger soll demnach entstehen. Die Bebauung soll von der Straßenfront Schmerberger Weg / Friedrich-EbertStraße zum Stichgraben und zum Caputher See hin gelöster werden. Mietwohnungen, Reihenhäuser, Einfamilienhäuser und Villen sind in dieser Staffelung geplant, rund 120 Wohneinheiten aus Baumaterialien wie Glindower Ziegeln und Holz. „Wir wollen nicht so viel erfinden und auf die Stärken im Ort reagieren“, sagte Krückeberg. Das Büro ist dafür bekannt, sich intensiv mit den Bauplätzen auseinanderzusetzen und Gegensätzliches zusammenzuführen. Krückeberg zeigte „Assoziationsbilder“ mit futuristischen Wohnquartieren in Österreich und Holland.

An der Friedrich-Ebert-Straße sind um einen Platz drei Geschäftshäuser für einen Supermarkt und Läden angedacht, alles in allem rund 2400 Quadratmeter Gewerbefläche. Auch eine Kita wäre möglich. Im Frühling sollen in den Spielstraßen die Obstbäume blühen. Auch der Rundweg um den Caputher See soll mit dem Bauprojekt geschlossen werden. Bislang gibt es nur grobe Vorplanungen – wie die Häuser aussehen werden, wird in den nächsten Wochen aufs Papier gebracht.

Für das Wohnquartier muss ein Bebauungsplanverfahren geführt werden, die Gemeinde will die Caputher umfassend daran beteiligen, wie Bürgermeisterin Kerstin Hoppe betonte. „Bis etwas zu sehen ist, werden wohl noch zwei Jahre ins Land gehen.“ Allerdings werde versucht, den Bau des von den Bürgern gewünschten Supermarktes zu beschleunigen.

Caputh kenne er durch Sommerausflüge ganz gut und habe an der Fähre „auch schon mal ein Bier getrunken“, sagte Stararchitekt Krückeberg. Der Ort und die Seenlandschaft rundrum würden ihn reizen, auch Bauten wie das Schloss, die Stülerkirche oder das Einsteinhaus. „Es liegt nahe, etwas Vermittelndes zu machen.“ Name und Geschichte des „Blütenviertels“ nannte Krückeberg „interessant“: Im Dezember 2004 wurde hier die erste Euro-Fälscherbande ausgehoben, zudem war es Standort der ersten Gartengenossenschaft der DDR „GPG Havelobst“.

Das Büro Graft baut weltweit Shoppingmalls, Luxushotels und Privatvillen, unterhält mit etwa 100 Mitarbeitern neben Berlin und Los Angeles auch ein Büro in Peking und ist für seine langjährige Zusammenarbeit mit Schauspieler Brad Pitt und sein Engagement beim Wiederaufbau von New Orleans bekannt. Auch der Bauherr Lothar Hardt ist Kosmopolit, auf dem Immobilienmarkt an der Côte d’Azur, in Monaco und Dubai aktiv. Er interessiert sich seit einigen Jahren für Caputh, will hier „etwas Bleibendes schaffen“. Der Kontakt zum Büro Graft sei über den TV-Schauspieler Sebastian Koch zustande gekommen, der dort Freunde hat und Mittwochabend dabei war. Koch will sich am Schwielowsee ein Haus bauen. Mit Hardt hat er ein Villengrundstück in der Schwielowseestraße gekauft, auf dem noch Platz für Neubauten ist. Auch die sollen jetzt von Graft geplant werden.

Die Caputher begrüßten die Blütenviertel-Pläne am Mittwoch einhellig und mit mehrfachem Applaus. „Wir können uns auf diese neue Etappe freuen“, sagte Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter. Der Caputher Architekt Thomas Groß sagte, an Lothar Hardt gewandt: „Mir ist heute ein Stein vom Herzen gefallen. Sie bringen Graft nach Caputh, das ist cool.“

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