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KulTOUR: Hallo Nachbarn!

Kammer-Musikensemble „Arpeggiato“ in der Nudower Kirche

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Nuthetal - Auch in Nudow boomt die Kultur. Ihre Träger sind Feuerwehr, Kirchengemeinde, das Rathaus sowie etliche „Heinzelmännchen“, deren Tun man nicht immer gleich sieht. Unvergessen das schöne Kinderfest Anfang Juni, unvergessen die Bemühungen, mit jährlichen Verkaufsausstellungen in der Kirche dem Geist der Gemeinde aufzuhelfen. Die Nudower danken es für gewöhnlich mit gutem Besuch. So war es auch letzten Sonntag, als das Potsdamer Kammermusik-Ensemble „Arpeggiato“ ein Gastspiel mit dem Titel „Beschwingte Klassik zum Sommerbeginn“ gab.

Russische Musiker jüdischer Abkunft, durchweg Absolventen von Konservatorien in Moskau oder Kiew, nur die Harfenistin Domenica Reetz steht für die HdK Berlin. Zwei Geigen (Aleksandr und Olga Babenko), Cello (Mikhail Ganevskiy), Kontrabass (Sviatoslav Shuk), Harfe – alle haben einen Solistenabschluss in der Tasche. Von Wolfgang Eisert klug moderiert, spielte das 2004 gegründete Quintett zum Wohlgefallen des vollen Kirchsaals über neunzig Minuten Werke von Bach bis Elgar, von Vivaldi bis zum argentinischen Tango-Erneuerer Astor Piazzola. Thomas Engelhardt vom örtlichen Gemeindekirchenrat begrüßte die vielen vertrauten Gesichter also ganz rechtens mit „Hallo, Nachbarn!“.

So richtig beschwingt wirkte der Anfang des Sommerkonzertes nicht. Sebastian Bachs „Air“ aus der dritten Orchestersuite wurde von dem Quintett als gefühlvolles Largo gegeben, in Vivaldis a-Moll Konzert hüllte das Klagen des Mittelsatzes selbst noch das finale Andante ein, und auch das Harfensolo „Hachas“ von Ruiz de Ribyaz klang eher träumerisch als sommerfrisch.

Wenn auch die Qualität der folgenden Vorträge nicht immer auf einer Höhe gehalten werden konnte, so sprachen doch die musikalische Homogenität, die Repertoire-Sicherheit und die spürbare Spielfreude des Ensembles letztlich für sich, wie auch die gute Akustik der kleinen Kirche sehr überraschte. Vielleicht gilt hier „Nomen est Omen“: der Name „Arpeggiato“, sich direkt auf die Harfe beziehend, bedeutet technisch ein Nacheinanderspielen der Töne.

Von Michael Praetorius war die „Spagnoletta“ (ohne Anspielung auf die verlorene EM) zu hören, Franz Schuberts „Abendständchen“ mit Schmelz, ziemlich flott dann das Rondo von Luigi Boccherini in G-Dur. Franz Schuberts melancholisches „Abendständchen“ kennt jeder, den unsterblichen „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß auch, hier als Gruß zum Sommer hin. Es wurde tatsächlich fröhlicher, wenn auch die beiden Tango Argentina die Stimmung wieder erdwärts zu ziehen schienen. Nach dem „Salut d“amour“ von Edward Elgar und Brahms“ Ungarischem Tanz Nummer 1 – ein Vergnügen dem Ohre – war man endlich beim Juni angekommen: Aleksandr Babenko beschwor den „Gewitter“-Sommer aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ mit seinen Künsten geradezu herauf, exzellent!

Hohes Können, beispielhafte Musikalität mit Freundlichkeitsgarantie (außer beim Bass), die neunzig Minuten mit „Arpeggiato“ verhießen Nudow ein Fest. „Eintritt frei – Spenden erwünscht“ – Thomas Engelhardt erinnerte das begeisterte Publikum nach den Zugaben (Aram Chatschatorians „Säbeltanz“ wie ein Nachhall der venezianischen Gewitterfront) an den zweiten Teil der Vereinbarung. Wichtig genug, denn die Hälfte dieser Kollekte sollte das Ensemble entgelten. Zwei weitere Konzerte folgen, Höhepunkt wird freilich die Jahresausstellung mit Werken von Claus Haase und Wilhelm Köber ab Ende August in der Dorfkirche sein.

Jubiläumskonzert „55 Jahre Chorgemeinschaft Potsdam-Rehbrücke“ am 12. Juli, 17 Uhr, Dorfkirche Nudow

Gerold Paul

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