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Potsdam-Mittelmark: Hausboote als Chance für die Havel

Fachtagung in Caputh beleuchtete die Chancen der wasseraffinen Wohnalternative für die Region

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Schwielowsee - 3 000 Seen, 33 000 Kilometer Fließgewässer – Brandenburg ist wasserreich. Doch ist das immense Kreativ-Potenzial der Wasserlandschaften erkannt? Ungewöhnliche Ideen wurden am Freitag im Caputher Kavalierhaus während der Fachtagung „Hausboote aus Holz – eine Chance für Brandenburg“ vorgetragen. Ausgerichtet vom Initiativkreis Albert-Einstein-Haus Caputh fanden sich etwa 50 Interessierte zu dieser an Utopien reichen Veranstaltung ein.

Getrieben von der Hausboot-Idee wurde die wasseraffine Wohnalternative durch Referenten von allen Seiten beleuchtet. Wassertourismus wird in Brandenburg großgeschrieben, zu allem Havel-Überfluss thront Berlin als touristische Drehscheibe. Das „Blaue Paradies“, wie die wassersportliche Marketingkampagne der Tourismusverbände Berlins, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns heißt, wächst zusammen und steckt doch in den Kinderschuhen.

„Der flächendeckende Ausbauzustand touristischer Anlagen am Wasser lässt kaum Wünsche übrig – überall gibt es inzwischen Marinas, Steganlagen und Wassertankstellen“, konstatierte Olaf Lücke von der IHK Potsdam. „Doch der Vernetzungs-, Service- und Qualitätsgedanke ist noch unterentwickelt.“ Neuartige Gedanken, wie ein modernes Leben auf dem Wasser oder sogar hochwassergeschützte Eigenheime, seien unterrepräsentiert. Seit dem Jahr 2000 jedoch unterstütze die IHK mehrere wassertouristische Initiativen, wie die Internationale Bauausstellung (IBA) Lausitzer Seenland, die Wassertourismus-Initiative Nordbrandenburg (WIN) oder das Netzwerk „Aktiv in der Natur“. Diese nähmen sich zukunftsträchtiger Fragestellungen an, wie eben auch der schwimmenden Architektur in der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft. Zukunftsweisende Beispiele für den Wassertourismus seien das im Ziegeleipark Mildenberg zu besichtigende Seemobil von Sönke Baumgärtner oder Rolly Tours, die bereits barrierefreie Hausboote für Menschen mit Behinderungen anbieten, führte Lücke aus.

Heike Helmers vom Tourismuskontor Brandenburg (Havel) stellte sich der wirtschaftlichen Kritik am Wassertourismus. Lohnt sich das für die Region? Ja, lautet die Antwort: „Derzeit gibt der durchschnittliche Wassertourist in Brandenburg 37 Euro pro Tag aus.“ Und Hausboote seien eine riesige Chance für einen neuen Wassertourismus: Sie sind vermietbar und wirtschaftlich attraktiv, sie überwinden die Enge der Kajütboote, bieten ein völlig neues Lebensgefühl. „Ihr touristisches Potenzial ist immens“, schaute Helmers nach vorn. Die brandenburgischen Wasserreviere, wie die Potsdamer und Brandenburger Havelseen, eignen sich hervorragend für Hausbootszenarien. Doch ihr Bekanntheitsgrad sei noch viel zu gering, die Identität als Gesamtrevier fehle, resümiert Helmers. Aus dieser Erkenntnis ging die WIR, die Wassertourismus-Initiative Revier Potsdamer und Brandenburger Havelseen hervor.

Konkrete Hausbootprojekte gibt es im Revier Potsdamer und Brandenburger Havelseen derzeit nicht. Noch müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werde. Beginnen kann indes jeder, der sich für diese Form des Wohnens interessiert – das nötige Kleingeld und Mut für den Weg durch den Genehmigungsdschungel (siehe Kasten) vorausgesetzt.

Im Spannungsfeld der Vorschriften und Sehnsüchte, lautete das Fazit von Kerstin Hoppe, Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, kann hier jeder an seinen Träumen bauen. „Wir haben das Glück der Seen und das Pech einer unterentwickelten Infrastruktur.“ Doch das Seemobil sei ein realistischer Traum für den Schwielowsee. Spontan erklärte sich das Hotelrestaurant Märkisches Gildehaus in Caputh bereit, in Zukunft Hausboote an seinem Steg anlegen zu lassen – solche Zeichen braucht die Region, wie es hieß.

Kay-Uwe Hartleb

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