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Potsdam-Mittelmark: Hilfe für Ricardo

300 Menschen ließen sich für Langerwischer Jugendlichen als Stammzellenspender typisieren

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Michendorf · Langerwisch - Die Hilfsbereitschaft scheint grenzenlos: Am Sonnabend hatte die Feuerwehr Langerwisch dazu aufgerufen, sich von Mitarbeitern der Aktion Knochenmarkspende Berlin-Brandenburg (AKBB) typisieren zu lassen. Kameraden der hiesigen und anderer Wehren sowie Bürger waren dem Aufruf gefolgt, insgesamt 300 Menschen gaben innerhalb von vier Stunden eine Blutprobe im Feuerwehrquartier in der Straße des Friedens ab. Sie alle wollen damit dem 15-jährigen Ricardo aus Langerwisch helfen, bei dem Anfang dieses Jahres Leukämie diagnostiziert wurde.

Die Betroffenheit im Ort ist groß, besonders bei der Feuerwehr – Ricardo ist Mitglied der Jugendmannschaft. „Als wir es erfahren haben, haben wir sofort gesagt: Wir müssen etwas tun“, erinnert sich der stellvertretende Ortswehrführer Thomas Jung. Ricardos Bruder René hatte die Kameraden auf die „Aktion Knochemarkspende“ aufmerksam gemacht, die in solchen Fällen Hilfe verspricht. Man nahm Kontakt auf und beschloss, einen Stammzellenspender auch hier im Ort zu suchen.

Zur Behandlung von Blutkrebs wird das Blut bildende System eines Patienten zunächst durch Chemo- oder Strahlentherapie zerstört und dann mit Hilfe frischer Stammzellen eines Spenders neu aufgebaut. Allerdings muss dieser Spender ein „genetischer Zwilling“ des Erkrankten sein, erklärt Ilona Rieger von der AKBB. Das macht die Suche nicht einfach, doch innerhalb von zehn Jahren – so lange gibt es den Verein schon – haben sich bereits 23 100 Menschen typisieren lassen. Weltweit sind sogar 10 Millionen potenzielle Spender in einer Datenbank erfasst. 50 Patienten konnte durch den AKBB bereits geholfen werden.

Die Stammzellenspende ist ein recht unkomplizierter Vorgang. Mittels eines Medikaments wird die Produktion dieser Zellen – aus ihnen entstehen rote und weiße Blutkörperchen sowie die Gerinnungsstoffe – über vier Tage im Blut angeregt. Unter ärztlicher Aufsicht werden diese dann entnommen, Narkose oder ein längerer Krankenhausaufenthalt sind nicht notwendig. Solche Befürchtungen müssen die AKBB-Mitglieder immer wieder ausräumen – ebenso wie Ängste, dass Daten in falsche Hände gelangen. „Es läuft anonym ab, die Namen werden nicht weitergegeben“, so Ilona Rieger.

Ricardo selbst würde es im Moment verhältnismäßig gut gehen. „Er bekommt Chemotherapie, kann sich aber frei bewegen“, sagt Vater Marco. Er gab sich von der Hilfsbereitschaft beeindruckt. „Es ist eine hervorragende Aktion. Die Krankheit betrifft schließlich nicht nur unseren Sohn, sondern auch viele andere.“ Je mehr sich typisieren lassen, umso größer sind die Chancen für alle. Und wenn sich kein geeigneter Spender in Langerwisch findet, „werden wir weiter suchen“, so Bruder René entschlossen.

Die ehrenamtlich beim AKBB arbeitenden Ärzte und Krankenschwestern sind an fast jedem Wochenende unterwegs. Allein in diesem Jahr wurden zwölf passende Stammzellenspender für Leukämiekranke gefunden. Am kommenden Sonnabend wird auch beim Kürbisfest in Teltow gesucht. Thomas Lähns

Infos im Internet unter:

www.akbb-verein.de

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