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Potsdam-Mittelmark: Hoffnungen treffen die Wirklichkeit Vorpremiere in Belzig für Asylbewerber-Doku

Bad Belzig - Drei Männer, ein Problem: Brian aus Kamerun, Farid aus dem Iran und Abdul aus dem Jemen, alle wollen Asyl in Deutschland. In Bad Belzig sind sie auf der Suche nach einer gesicherten Zukunft und einem unbeschwerten Leben gelandet.

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Bad Belzig - Drei Männer, ein Problem: Brian aus Kamerun, Farid aus dem Iran und Abdul aus dem Jemen, alle wollen Asyl in Deutschland. In Bad Belzig sind sie auf der Suche nach einer gesicherten Zukunft und einem unbeschwerten Leben gelandet. Ein Jahr lang haben die Dok-Filmerinnen und Grimmepreisträgerinnen Antje Kruska und Judith Keil die drei mit der Kamera begleitet. Alle lebten zu diesem Zeitpunkt im Belziger Asylbewerberheim, wo 120 Asylbewerber eine zeitweilige Heimat haben. Am Montag wurde der Streifen in einer Preview im überfüllten Belziger Hofgarten-Kino vorgestellt, alle Heimbewohner waren eingeladen.

Entstanden ist nicht nur ein eindringliches Porträt der Protagonisten, sondern ein Sittengemälde, das die Diskrepanz zwischen Wünschen und Hoffnungen der Männer und der Wirklichkeit ihres Daseins in der deutschen Provinz aufzeigt. Der 32-jährige Farid wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder mit seiner Familie zusammenzusein. Abdul war Beduinenscheich, Hauptmann bei der jemenitischen Armee, kam mit Schussverletzungen nach Deutschland und blieb. Der 36-Jährige will arbeiten, sucht eine Partnerin. Und schließlich der Jüngste – Brian, 28. Er hat sich das „Paradies“ anders vorgestellt, ist trotzdem zuversichtlich, versucht Deutsch zu lernen, Arbeit zu finden und die Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.

Allen zur Seite steht Sozialarbeiterin Rose Dittfurth. „Als ich diese Arbeit begann, habe ich jeden Tag geheult. Ich versuche jetzt zu trennen, die Probleme nicht mit nach Hause zu nehmen“, sagte sie nach der Vorführung. Für sie gibt der Film einen tragisch-komischen Einblick in vorhandene und fehlende Perspektiven von Migranten in unserem Land.

Die Protagonisten sind tatsächlich manchmal unfreiwillig komisch: Man merkt die Diskrepanz der Kulturen und beginnt die Helden zu mögen. Die beiden Regisseurinnen kommentieren nicht, lassen die Bilder auf den Zuschauer wirken. Man gewinnt Einblicke in drei Leben, die einem sonst verborgen bleiben. Ein halbes Jahr wurde der Film vorbereitet, danach innerhalb eines Jahres gefilmt. „Wir haben hier in Bad Belzig eine offene Atmosphäre vorgefunden“, dankte Judith Keil der Leitung des Heimes. Nach der Vorführung sah man viele nachdenkliche, aber auch lächelnde Gesichter. Der Stolz, einer der Akteure gewesen zu sein, war Brian, Abdul und Farid anzumerken.

Inzwischen ist Brians Asylantrag abgelehnt worden, er lebt mit Duldung im Asylbewerberheim Teltow. „Es gibt viele tolle Frauen in Deutschland, ich würde mich aber über eine dauerhafte Beziehung freuen“, so sein Wunsch. Die Heirat würde ihm ein Bleiberecht ermöglichen. Auch Abdul ist nur geduldet, zwischendurch wohnte er in einer Wohnung in Werder (Havel). Jetzt ist der vor Charme sprühende Beduine nach Belzig zurückgekehrt. Nur Farids Antrag wurde anerkannt, er lebt jetzt in Berlin und versucht sich eine Zukunft aufzubauen – ohne Frau und Kind, die kurz hier waren. Seine Frau hielt es in Deutschland nicht aus, ging nach drei Monaten in den Iran zurück.

„Der Film fasst das Herz an, er berührt und hat eine emotionale Größe“, so Sozialminister Günter Baaske (SPD), prominenter Gast der Preview. Er hofft, dass der Film viele Menschen erreicht. Immerhin musste allein Potsdam-Mittelmark voriges Jahr über 346 Flüchtlinge aufnehmen. Der Kinostart ist am 23. Januar in Berlin, allerdings hat der „Basis-Film Verleih“ Probleme, Kinos zu finden. „Wir würden uns eine weitere Aufführung in Bad Belzig und anderen brandenburgischen Orten wünschen“, so Produzentin Sonia Otto. Der Film soll später im Fernsehen (RBB und Arte) zu sehen sein. Andreas Koska

Andreas Koska

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