Potsdam-Mittelmark: Hofnachfolge ungewiss
Am Seddiner See startet Pilotprojekt für Generationswechsel im Agrarsektor
Stand:
Seddiner See - Das erste bundesweite Pilotprojekt zur Bekämpfung des Nachwuchsproblems in Agrarbetrieben wird am 1. Januar an der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie (BLAk) in Seddiner See starten. Mit dem Modellvorhaben „Betriebsleiterqualifikation und Generationswechsel in der Landwirtschaft“ wolle die Bundesregierung akute Zukunftsfragen im Agrarsektor angehen, erklärte Brigitte Roggendorf vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gestern in Seddiner See.
Rund ein Drittel der Betriebsleiter über 45 Jahre wisse laut Roggendorf noch nicht, wie sie ihre Hofnachfolge regeln werden. „In Brandenburg sind 500 bis 600 Unternehmen betroffen“, so der Staatssekretär im Landesagrarministerium, Dietmar Schulze. Das von der BLAk in Seddiner See aus gesteuerte Projekt solle deshalb „wichtige Impulse“ für weitere Maßnahmen liefern, sagte Roggendorf. Es sei zum Beispiel angedacht, die von der mittelmärkischen Akademie erzielten Ergebnisse künftig zur Überarbeitung von Ausbildungsordnungen zu nutzen.
Für 20 Teilnehmer ist das Modellprojekt ausgelegt, 50 junge Interessenten haben sich bei der BLAk beworben. Mindestqualifikation war entweder ein Meisterbrief plus Berufserfahrung oder ein abgeschlossenes Studium. Doch nur drei der Bewerber konnten letztlich Leitungspraktika-Verträge mit Betrieben unterzeichnen. Grund sei vor allem die Zurückhaltung bei den Unternehmen, einen „betriebsfremden Bewerber“ einzustellen, erklärte Projektleiterin Sylvia Großkopf, „selbst wenn kein Nachfolger in den eigenen Reihen vorhanden ist“.
So wundert es kaum, dass die meisten der bisher 16 Teilnehmer von den eigenen Betrieben für das Pilotprojekt ausgewählt wurden. Vormals „normale Angestellte“, sollen sie nun als Leitungspraktikanten gezielt auf zukünftige Führungsaufgaben in ihrem Unternehmen vorbereitet werden.
Einmal im Monat kommen alle Praktikanten zu dreitägigen Schulungen in der Heimvolkshochschule am Seddiner See zusammen, um Praxiserfahrungen auszuwerten und theoretische Kenntnisse zu vertiefen. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Betriebswirtschaft, Kommunikation, Personal- und Rechtsfragen sowie Krisenmanagement. Bis zum Projektstart will die BLAk noch die angestrebte Teilnehmerzahl von 20 erreichen. „Vier Betriebe haben sich noch nicht für einen Bewerber entscheiden können“, so Großkopf, „aber wir hoffen bis Jahresende auf verbindliche Zusagen.“ Andrea Röder
Andrea Röder
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: