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Auch nachts im Einsatz. Eva-Maria Dressler (r.) und ihre Kollegen.

© T. Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Im falschen Rhythmus

Demenzkranke werden in Teltow auch nachts betreut

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Teltow - Plötzlich wachen sie auf und laufen umher. Sie suchen Beschäftigung, dabei ist es längst weit nach Mitternacht. Wenn Demenzkranke die Nacht zum Tage machen, stellt das ihre pflegenden Angehörigen oft vor große Herausforderungen, sagt Eva-Maria Dressler. Wenn alle Welt schläft, müssen sie sich um ihren vergesslichen Mann, ihre pflegebedürftige Frau oder ihre betagten Eltern kümmern – und das, obwohl am nächsten Morgen die Arbeit wieder ruft. „Die Belastung ist sehr groß, das geht hin bis zur Selbstaufgabe“, sagt die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Pflegeeinrichtung Lafim-Mobil, die Betroffenen in Teltow nun eine spezielle Hilfe anbietet.

Am 1. Juni eröffnet die gemeinnützige Lafim in der Mahlower Straße 148 im Diakonischen Zentrum „Bethesda“ die erste Nachtpflegestelle der Region. Dabei handelt es sich um ein in ganz Deutschland bislang wenig verbreitetes Angebot, das für Menschen gedacht ist, die nachts auf Betreuung angewiesen sind. So zum Beispiel Demenzkranke, bei denen eine Tag-Nacht-Rhythmusstörung vorliegt – ein weit verbreitetes Phänomen dieser Krankheit, sagt Dressler. Die Nacht wird zum Tag und andersherum. Wenn die Sonne scheint, fühlen sich die Betroffenen oft schlapp und wollen schlafen, nachts hingegen drehen sie auf.

Für Ehepartner, die die Pflege übernommen haben, oder für ihre werktätigen Kinder kann das zum Dauerproblem werden. Aber auch, wer sich eine oder mehrere Nächte nicht um seinen Angehörigen kümmern kann, weil man ins Kino will oder einen Ausflug plant, könne auf die Hilfe in Teltow zurückgreifen.

In einem 300 Quadratmeter großen und frisch sanierten Gebäudebereich im „Bethesda“ sollen die Kranken gepflegt und betreut werden – entweder nachts oder auch am Tage. Beide Angebote wird es geben. In einer Gemeinschaftsküche wird gekocht und gebacken, im Gemeinschaftsraum gegessen. Von der Terrasse aus kann der Sonnenuntergang bestaunt werden. Es gibt große Bade-, Therapiezimmer sowie Rückzugsräume mit Bett und Liegesesseln. Tagsüber sollen Friseure, Fußpfleger und Physiotherapeuten vorbeischauen, nachts soll es beispielsweise Gedächtnistrainings geben.

Je nach Pflegestufe sind ein oder mehrere Nächte bzw. Tage in der Woche frei, wer in keine Pflegestufe eingeteilt ist oder länger bleiben will, muss draufzahlen. Alle Gäste werden abgeholt und zurückgebracht. Derzeit gibt es 16 freie Pflegeplätze am Tag und 12 nachts.

Wer dauerhaft auf Pflege angewiesen ist, kann auch ab Juli in die neu im Haus entstandene Senioren-Wohngemeinschaft ziehen. Zehn Plätze gibt es hier, 350 bis 400 Euro kostet die Miete. Dazu kommen Pflegekosten, Wirtschaftsgeld und ein Zuschlag für Pflege in der Nacht von je 15 Euro. Die Zimmer sind 20 bis 25 Quadratmeter groß, haben ein eigenes Bad und können nach eigenen Wünschen gemalert und eingerichtet werden. Ein spezielles Lichtsystem soll hier dafür sorgen, dass sich Menschen, die aus dem Rhythmus gekommen sind, in der Nacht wie am Tage fühlen können. Tobias Reichelt

Informationen unter (03328) 4340629 oder unter www.lafim.de

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