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Potsdam-Mittelmark: Im Schloss am singenden See

Das Festival Rheinsberg bietet mehr als Mozart: Eine Open-Air-Oper mit prächtigem Seeblick

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Klingt wie ein Werbespruch aus der Fußballszene: „Wer sich bei uns durchsetzt, dem steht die Weltspitze offen.“ Doch er stammt vom Berliner Komponisten Siegfried Matthus. Der 80-Jährige bezog sich auf seine Kammeroper in Rheinsberg, die er 1990 in Brandenburgs bekanntestem Musenort jenseits Potsdams ins Leben rief und schon ein Jahr später erstmals zusammen mit einem Förderverein veranstaltete. Ein Blick auf die Karrieren früherer Festival-Teilnehmer gibt ihm recht. Sie spielen an namhaften Opernhäusern von Athen bis Zürich, schafften den Weg vom Rheinsberger Schlosshof in den Opern-Olymp, die Metropolitan Opera New York oder treten an der Mailänder Scala oder im Covent Garden London auf.

Die Idee zu diesem internationalen Gesangswettbewerb für Nachwuchskünstler aus aller Welt klingt heute fast selbstverständlich, sie war es aber kurz nach dem Mauerfall, mitten im politischen Umbruch keineswegs. Denn zwischen Währungsunion, Betriebsschließungen und der Hoffnung auf neue Chancen stand den meisten nicht gerade der Sinn nach Kultur, schon gar nicht nach Kammeroper.

Dazu kam das ungeklärte Schicksal des Rheinsberger Schlosses, zu DDR-Zeiten ein Sanatorium für Diabetiker und dadurch baulich erheblich verändert. Erst nach längerer Diskussion fiel 1991 die Entscheidung zur Wiedereröffnung als Museumsschloss. Noch zehn Jahre länger dauerte der Wiederaufbau des Schlosstheaters. Die Oper „Kronprinz Friedrich“ von Siegfried Matthus eröffnete damals die hochmodern ausgestattete Spielstätte, die auch von der Kammeroper Rheinsberg während der Festivalwochen genutzt wird.

Am liebsten aber sitzt das Publikum im Schlosshof mit Blick auf den Grienericksee und den 1790 am anderen Ufer aufgestellten Obelisken. Schöner kann eine Open-Air-Kulisse kaum sein. Eine positive Atmosphäre auch für die Nachwuchstalente, die sich jeden Januar und Februar in strengen Wettbewerben um Rollen in Rheinsberg bewerben. „In diesem Jahr nahmen mehr als 400 Sängerinnen und Sänger aus 48 Ländern am internationalen Gesangswettbewerb teil“, sagt Ute Schindler, Pressesprecherin der Kammeroper. „Am Ende setzten sich 40 Preisträger aus 17 Ländern durch, die nun beim Festival auftreten.“

Da sich Siegfried Matthus nach dieser 24. Saison in den verspäteten Ruhestand zurückzieht, steht diesen Sommer noch einmal ein Stück von ihm auf dem Programm. Zum Auftakt am 28. Juni erklingt im Schlosshof seine Oper „Judith“ nach dem Drama von Friedrich Hebbel aus dem Jahr 1840. Das Stück zeigt die biblische Judith weniger als die gottesfürchtige Frau, vielmehr als gekränkte, an sich selbst Zerbrechende. Matthus stellt zwei Chöre gegeneinander: das Triumphgebaren der babylonischen Söldner im Feldlager und die Klagen der belagerten Einwohner Bethuliens.

Im Schlosstheater geht es an sechs Abenden ab 25. Juli um Mozart – jedoch ohne dessen Musik. Gespielt wird „Mozart und Salieri“, von Alexander Puschkin geschrieben, von Nicolai Rimski-Korsakow vertont. Ergänzt wird die Aufführung durch den Einakter „Mavra“ von Igor Strawinsky, ebenfalls mit Puschkins Text.

Mozart erklingt in Rheinsberg aber dann doch: Das Heckentheater bringt seine „Zauberflöte“ ab dem 8. August auf die von Buchenhecken umgebene Naturbühne im Schlosspark. Zuvor, vom 3. bis 5. Juli, lädt das Festival zur Operngala, zum „Singenden See“ dann für 11. und 12. Juli (Volksweisen, Abendlieder, Lieder bei Nacht im Spiegelsaal des Schlosses) und zum Programm „Love“ mit Liedern zu Dramen von William Shakespeare vom 18. bis 20. Juli ebenfalls im Spiegelsaal.

Es wird erwartet, dass das Festival wieder ein Publikumshit wird. Mittlerweile haben schon 370 000 Besucher insgesamt 660 Preisträger im und am Schloss in Aktion erlebt.

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