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Auf dem Abstellgleis. Viele Jahre gab es vom Bahnhof Michendorf eine direkte Regionalbahnlinie zum Flughafen Schönefeld. Landrat Wolfgang Blasig will sich nicht damit abfinden, dass die Verbindung gestrichen wurde.

© Thomas Lähns

Nahverkehr: Im Zugzwang

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will sich für eine bessere Anbindung an den BER einsetzen – eines der Vorhaben für 2013

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Potsdam - Beim Thema Schönefeld-Express ist das letzte Wort offenbar noch nicht gesprochen. Der Landkreis werde nicht hinnehmen, dass seine vom Fluglärm betroffenen Kommunen keine vernünftige Anbindung an den künftigen BER haben. Das hat Landrat Wolfgang Blasig (SPD) jetzt vor der Presse erklärt. Er erinnerte daran, dass mehrere Vorstöße der Gemeinde Michendorf in diesem Jahr, ihren Direktzug nach Schönefeld zurückzubekommen, vom Land abgewiesen wurden. „Herr Vogelsänger ist da sehr strikt – was ich nicht nachvollziehen kann“, so Blasig. Diesen Konflikt zu lösen ist eines der Vorhaben, die sich das Landratsamt für das kommende Jahr auf die Agenda gesetzt hat.

Wie berichtet hatte das Infrastrukturministerium Michendorf Ende vergangenen Jahres von der Regionalbahnlinie 22 abgeschnitten: Um schneller von Potsdam am Airport zu sein und dabei auch Golm anzubinden, fahren die Züge seitdem auf dem Berliner Außenring und nicht mehr über Michendorf. Dadurch sind auch Zugreisende aus dem Fläming auf der Strecke geblieben: Sie konnten vom Regionalexpress 7 aus Richtung Dessau in Michendorf nach Schönefeld umsteigen, nun müssen sie bis Potsdam oder Berlin fahren, was Zeit kostet. Die vom Land vorgeschlagene Variante, dass die Landkreise einen Bus einsetzen, war bislang an der mangelnden Bereitschaft in Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming gescheitert.

Fraglich wird im kommenden Jahr, wie es mit der Havelbus-Verkehrsgesellschaft überhaupt weitergeht. Potsdam-Mittelmark hält an einer Neustrukturierung fest und will dem Landkreis Havelland – beiden gehört die HVG je zur Hälfte – im Februar ein letztes Vertragsangebot für die Fortführung der GmbH vorlegen. Sollte das nicht akzeptiert werden, „wird der Aufbau einer eigenen Gesellschaft für Potsdam-Mittelmark auch funktionieren“, so Blasig. Die Entflechtung von Havelbus werde aber eine langwierige Angelegenheit, räumte er ein.

Während Mittelmark mit den Nachbarn im Havelland in diesem Punkt über Kreuz liegt, läuft es mit Potsdam im Moment gut: Die Ankündigung, dass das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ das Krankenhaus in Bad Belzig von den Johannitern übernehmen will, hat bereits zu einer Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Kreis und Landeshauptstadt im Gesundheitssektor geführt. Potsdam hat zugesichert, die Versorgung im Fläming über das Bergmann-Klinikum aufrechtzuerhalten. Im Januar wollen die Hauptausschüsse die Kooperation weiter vertiefen.

Was die Kreisfinanzen angeht, blickt der Landrat optimistisch auf die kommenden beiden Jahre – erstmals wird es in Mittelmark einen Doppelhaushalt geben. 2012 sei finanziell das bisher erfolgreichste Jahr für den Landkreis gewesen, so Blasig, und auch im kommenden solle die Kassenlage stabil bleiben. Zwar geht das Landratsamt im aktuellen Haushaltsentwurf noch von einem Defizit in Höhe von gut sechs Millionen Euro in 2013/14 aus, doch in Anbetracht der besseren Kassenlage des Landes und höheren Förderquoten seitens des Bundes im Sozialhilfebereich könnte sich diese Summe noch verkleinern. Damit, so stellte Blasig in Aussicht, wäre dann auch eine Aufstockung des Kreisentwicklungsbudgets möglich. Geplant ist, im kommenden Jahr 750 000 Euro aus der Kreiskasse an finanzschwache Städte und Gemeinden in der Mittelmark auszureichen, die Linke fordert eine Million.

Optimistisch stimme ihn auch die kontinuierlich hohe Zahl der Bauanträge. Vor allem in Werder (Havel) und Beelitz würden sich auch weiterhin Häuslebauer ansiedeln wollen, auch aus der Wirtschaft würden immer wieder Bauanträge eingehen. „Wir wollen das wirtschaftsfreundliche Klima im kommenden Jahr weiter stärken“, kündigte Blasig an.

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