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Von Thomas Lähns: In zehn Jahren fertig

Neue Visionen für Beelitzer Heilstätten: Museum für Privatsammlungen und internationaler Medizinpark

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Beelitz - Verwilderte Wege, bröckelnde Fassaden, Geisterhäuser mitten in der Landschaft: Die Beelitzer Heilstätten zeichneten sich zuletzt durch einen eher morbiden Charme aus, der allenfalls das Herz von Fotografen und Melancholikern höher schlagen ließ. Nachdem vor acht Jahren die Roland-Ernst-Gruppe Insolvenz anmelden musste, drohte Brandenburgs größtes Flächendenkmal, vom Dornröschen-Schlaf direkt ins Koma zu fallen. Jetzt wird es wachgerüttelt.

Anfang Februar dieses Jahres hat Architekt Torsten Schmitz mit seiner Terra Entwicklungsgesellschaft große Teile der ehemaligen Lungenheilanstalt gekauft – insgesamt 75 Hektar – und damit jede Menge Erwartungen geweckt. Gegenüber den PNN erläuterte er jetzt seine Visionen, die zum Teil schon zu konkreten Plänen gediehen sind. Kultur, Tourismus, Medizin und Forschung, all das spielt eine Rolle dabei – und soll auf internationaler Ebene Anklang finden. Was wird mit dem neuen Investor anders? „Wir sind schlanker als die Ernst-Gruppe“, sagt Schmitz und verweist auf die Tatsache, dass sein Vorgänger sich mit Projekten in den ostdeutschen Großstädten übernommen hatte, nicht mit Beelitz. „Entscheidungen können bei uns sofort getroffen werden. Und wir haben mehr Phantasie.“

Mit den Betreibern der vorhandenen Kliniken in Heilstätten sei er seit Februar im Gespräch, berichtet Schmitz. Erweiterungsbauten stehen schon auf dem Reißbrett, hinzu kämen Häuser für betreutes Wohnen und ein Patientenhotel. Die Außenanlagen habe man hergerichtet, jeder freie Meter im nordöstlichen Bereich ist beplant. „Erst einmal müssen wir die Leute vor Ort stärken, für bessere Wettbewerbschancen.“ Dabei soll es nicht bleiben: Schmitz sieht hier die Chance für einen „Global Medical Park“ von internationalem Rang. Die nötige Infrastruktur ist mit Autobahn und Schienenweg vorhanden, „sogar die Landeerlaubnis für Hubschrauber haben wir jetzt“. Nun gehe es darum, Investoren in dieser Branche zu finden, und dafür geht der Blick nach Osten: Im Rahmen des jährlichen Petersburger Dialogs kurbeln Deutsche und Russen seit 2001 jährlich gemeinsame Projekte auf höchster Ebene an.

Dafür braucht Beelitz-Heilstätten Unterstützung, und die erwartet Schmitz von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): Mehrere Vorschläge, wie es hier weitergehen könnte, habe er bereits an ihn geschickt, eine Reaktion sei bislang nicht gekommen. „Es ist sein Wahlkreis. Er muss sich Gedanken darüber machen und sich positionieren.“ Dabei gehe es nicht um Fördermittel, sondern schlichtweg um Reputation: Mit dem Außenminister als Zugpferd ließen sich Kontakte einfacher herstellen.

Auf Fördermittel aus dem Europäischen Strukturfonds setzt der Planer hingegen in einem anderen Bereich: Für mindestens fünf Millionen Euro soll das Badehaus an der Straße nach Fichtenwalde im Süden des Ortes zum Museum werden. Hier hätten Kunstsammler aus aller Welt Gelegenheit, ihre Sammlungen für ein bis zwei Jahre in einem würdigen Rahmen auszustellen. Ein Museumscafé, ein Shop und ein Veranstaltungsraum für die Beelitzer hätten hier Platz, acht Voll- und zehn Teilzeitstellen könnten allein hier geschaffen werden.

Kunstexperten und Kuratoren hätten die Zukunftsfähigkeit dieser Idee bestätigt, das Konzept liege auch Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) vor. „Jetzt müssen wir an einen Tisch.“ Für die Realisierung des Vorhabens würde die Terra das Badehaus an eine Stiftung abgeben, privatwirtschaftlich lasse sich so etwas nicht betreiben. So würde eine Kunst- und Kulturachse im Herzen der Heilstätten entstehen, mit den Heizhäusern im Norden und dem Museum im Süden.

„Wir müssen den Standort aus der Lethargie reißen“, sagt Torsten Schmitz. Im Moment würden alle abwarten, was nun passiert. Dass zahlreiche Beelitzer auf Pressemeldungen angesprungen sind, denen zufolge die Entwicklungsgesellschaft Multiversa bereits mit im Boot sitze, sei nicht verwunderlich. Solchen Verlautbarungen widerspricht Schmitz aber. „Die haben bei uns angefragt, seit dem kam nichts mehr.“ Von einer Kirche und Sportanlagen war vor einigen Wochen die Rede. „Dass die Stadt und Multiversa planen, ohne den Besitzer hinzuzuziehen, halte ich für unwahrscheinlich.“

Museum, Klinikbauten, Außenflächen: Das alles seien Signale dafür, dass es losgeht in Beelitz-Heilstätten. Wo sieht Schmitz den Ort in zehn Jahren? Kurze und entschlossene Antwort: „Fertig.“

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