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Potsdam-Mittelmark: Jeder Notruf ist ein Ernstfall

Vor 15 Jahren begann die Rettungswache Teltow die Zusammenarbeit mit dem Behring-Klinikum

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Teltow - Am Anfang war Kompromissbereitschaft gefragt. Als der Rettungsdienst 1990 vom Landkreis den Auftrag erhielt, die notärztliche Versorgung in der Region Teltow zu gewährleisten, standen den 15 Mitarbeitern mit einem umgerüsteten Wartburg und einem Barkas nur veraltete Fahrzeuge aus dem Fuhrpark der Schnellen Medizinischen Hilfe der ehemaligen DDR zur Verfügung. Besonders gewöhnungsbedürftig waren diese Rettungsfahrzeuge aber vor allem für die Ärzte vom Behring-Klinikum aus dem benachbarten Zehlendorf, die seit Juni 1991 mit der Rettungswache zusammenarbeiteten. „Die Ärzte fragten sich jedes Mal, ob sie überhaupt den Einsatzort erreichen würden“, sagte Wolfgang Klamt, Geschäftsführer der Rettungswache Teltow, gestern bei einer kleinen Feierstunde anlässlich der 15-jährigen länderübergreifenden Zusammenarbeit im Rettungsdienst von Teltow und Berlin. Mit diesem Rettungsdienst war der frühere Landkreis Potsdam, heute Potsdam-Mittelmark, der erste Rettungsdienstträger in Brandenburg, der über Landesgrenzen hinaus die Zusammenarbeit mit Notärzten aus Berlin in die Wege leitete.

Wartburg und Barkas sind mittlerweile durch vier moderne Rettungsfahrzeuge abgelöst. Doch bei der kleinen Feier in der Garage der Rettungswache in der Moldaustraße schwelgte mancher Rettungssanitäter in Erinnerung an die alten Fahrzeuge und wie man damals mit der Sirene, ungarisches Fabrikat, vier Töne, die Bewohner im Westberliner Stadtteil Zehlendorf erschreckte. Aus der Zeit der Kompromisse und des Improvisierens ist mit den Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit für beide Seiten geworden, die mittlerweile nicht nur in Berlin Vorbildcharakter habe, so Klamt.

„Wir suchten damals ein Krankenhaus mit genug Notärzten und kurzen Anfahrtswegen, um Notfällen so schnell wie möglich die entsprechenden medizinischen Versorgung zukommen zu lassen“, erklärte Geschäftsführer Klamt. Neben dem Zehlendorfer Behring-Klinikum stand auch das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum zur Debatte. Doch in den Wendewirren erschien der Teltower Rettungswache das Behring-Klinikum eine sichere Bank. Erste Kontakte zum Krankenhaus wurden über das Berliner Rote Kreuz vermittelt und damit der Grundstein für eine qualifizierte notärztliche Versorgung der Bevölkerung im Bereich der Rettungswache Teltow gelegt, so Klamt.

Neben der notärztlichen Versorgung kam in den Anfangsjahren auch die Ausbildung der Rettungssanitäter und Sanitäterassistenten, die bis 1995 andauerte. Hier war man sehr auf die Unterstützung durch das Personal im Behring-Klinikum angewiesen. Heute sind in der Rettungswache Teltow 21 Rettungssanitäter und Assistenten beschäftigt, die rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche, den Notdienst gewährleisten. Daneben ist die Rettungswache in Teltow auch Lehrrettungswache und bildet regelmäßig Rettungssanitäter und Assistenten im praktischen Teil aus.

Fuhr die Rettungswache Teltow im Jahr 1991 insgesamt 980 Einsätze, waren diese im Jahr 2000 auf 1885 gestiegen. Im vergangenen Jahr mussten die Teltower Rettungssanitäter 2212 mal ausrücken. „Dieser Anstieg ist einerseits durch den Bevölkerungswachstum in der Region zu erklären, andererseits aber vor allem durch ein stärkeres Anspruchsdenken“, sagte Klamt. Die Menschen wissen, dass sie ein Recht auf notärztliche Versorgung haben und würden daher schneller zum Telefonhörer greifen. Doch Klamt will das nicht als Vorwurf verstanden wissen. Bei 70 Prozent der Einsätze der Rettungswache Teltow handelt es sich um häusliche Notfälle. „Und da sind die ersten fünf bis zehn Minuten entscheidend, um lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen.“ Ein Zögern sei hier zu gefährlich. Ob nun bei häuslichen Notfällen oder Unfällen im Straßenverkehr, wenn das Telefon klingelt, sind 100 Prozent verlangt. „Jeder Notruf ist für uns zuerst einmal immer ein Notfall“, betonte Wolfgang Klamt. Dirk Becker

Dirk Becker

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