Potsdam-Mittelmark: Jonagold statt Goldbroiler
Glindower Grundschule übernimmt die Patenschaft für 60 Apfelbäume vom Obsthof Deutscher
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Werder (Havel) - ,,Ich esse gerne Äpfel“, sagt Zweitklässer Eddy Biereye. ,,Jede Woche fünf!“ Und weil das noch nicht gesund genug ist: ,,Ich mag auch Möhren und Kartoffeln.“ Er schlendert mit einem Korb von gerade geernteter Äpfel durch die Obstplantage von Jürgen Deutscher. Bis weit über seinem Kopf sind die Bäume links und rechts mit „Jonagold“ behangen. 270 Grundschüler aus Glindow haben gestern die Patenschaft für 60 Apfelbäume übernommen. Das Gesundheitsministerium des Landes Brandenburg will mit der Aktion das Bewusstsein für gesunde Ernährung in den Schulen fördern.
Eddys Schulfreund Florian Volker mag Fischstäbchen – und Äpfel. Immer wieder beißt er rein. Pommes und Broiler kommen in seiner Lieblings-Essensliste nicht vor. Es ist Klassenausflug für die 2b aus Glindow, die Sonne scheint, und mit einigen Eltern und Schulleiterin Rosemarie Jerichow erkunden die Kinder ihr Patenprojekt. Die ersten Äpfel sind gepflückt, die Schüler versammeln sich wie Jäger und das erlegte Gut.
,,Das ist unser Einstieg“, sagt Lehrerin Jericho. Bis zum Jahreswechsel können sich nun alle in der Schule auf zwei Kisten Äpfel pro Wochen freuen, zwei Äpfel pro Kind und Woche. Die Grundschule in Glindow ist damit die erste Schule im Land Brandenburg, die eine Patenschaft für Apfelbäume übernommen hat. ,,Wir tragen das Zertifikat Gesunde Schule“, betont die Schulleiterin, weshalb sie auserwählt worden sei vom Ministerium.
Die Nähe zum Obsthof Deutscher, zu dem sie mit dem Bus angereist sind, sei da nicht nachteilig. Ein gesunder Alltag, stehe bei der Schule ganz vorne. ,,Wir vermitteln gesunde Ernährung und haben auch Arbeitsgemeinschaften Sport und Entspannung.“ Und regelmäßig gebe es ,,Kochevents“, wenn der Essens-Versorger Sodexho einen Vormittag mit den Kindern koche. Wie mit der Baumpatenschaft weiter im Unterricht umgegangen werden soll, ist der Schulleitung noch unklar. Sachkunde oder Biologie-Unterricht böten sich an, Praxis und Theorie tiefgreifender zu vermitteln. Weitere Besuche auf der Plantage seien denkbar.
Für Staatssekretär Daniel Rühmkorf ist klar: Die Patenschaft gibt es nicht „nur so“. ,,Die Kinder sollen richtig anpacken!“ Die Schulen sollen finden: Das ist mein Obst. Ziel sei es, Kinder nicht nur satt zu machen, sondern ,,gesund satt zu machen“. Das sei es, was das Ministerium fördere. Auf diesem Weg, der die Beteiligten zusammengeführt hat, hat das Ministerium die in Berlin ansässige Krankenkasse DAK getroffen. Wie der Staatssekretär sieht der Kassen-Landeschef Herbert Mrotzeck als ,,wichtigen Baustein in der Gesundheitsvorsorge“. Anders als bei den Glindower Schülern sei es keine Seltenheit mehr, wenn Zehnjährige an Diabetes litten oder Gelenkschmerzen hätten. Die Kosten der Patenschaft über 3000 Euro bis zum Jahresende teilen sich Ministerium und DAK.
Am Panoramaweg, der vom Obstgut bis fast an die Grundschule führt, wachsen in zahlreichen Reihen Jonagold und Elstar, aber auch Birnen und Quitten liegen für den Straßenverkauf bereit. An mehreren Reihen prangen die Namenschilder der jeweiligen Klassen. ,,Wir brauchen neue Formen der Direktvermarktung“, sagt Landwirt Jürgen Deutscher. Neben dem Aspekt der gesunden Ernährung sieht er in den Zweitklässern die Kunden von morgen.
Eine gerahmte Urkunde mit Apfelsorte, Bäumen und Details zur Patenschaft gibt er den Schülern mit auf den Rückweg zum Unterricht.Thomas Wendel
Thomas Wendel
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