
© Thomas Lähns
RB 23 verlängern: Kampf um jeden Kilometer
Michendorf lässt nicht locker: Die Gemeinde hat beim Landesverkehrsministerium erneut ihre Bahnverbindung zum künftigen Flughafen BER zurückgefordert.
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Michendorf - Michendorf lässt nicht locker: Die Gemeinde hat beim Landesverkehrsministerium erneut ihre Bahnverbindung zum künftigen Flughafen BER zurückgefordert. Nachdem das Land Ende 2011 die Michendorfer vom Schönefeld-Express, der Regionalbahnlinie 22, abgekoppelt hatte, reißen die Proteste von Zugreisenden vor Ort, aber auch von Passagieren aus dem Fläming, die hier umsteigen konnten, nicht ab.
Nun wird mit einem neuen Vorschlag aufgewartet: Die RB 23, die zurzeit von Potsdam aus über Caputh nach Michendorf fährt, solle bis zum BER verlängert werden. Davon, argumentiert die Gemeinde Michendorf, würde auch Potsdam profitieren. Die Landeshaupstadt hätte dann nämlich einen Halbstundentakt nach Schönefeld – einmal über Golm und einmal über Michendorf. Und Michendorf hätte seinen Zug zum Flug zurück. In den Augen der Michendorfer ist das auch eine Möglichkeit, der RB 23 mehr Passagiere zu bescheren. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hatte erklärt, dass die Fahrgastzahlen hinter den Erwartung zurückbleiben.
Für viele Michendorfer war die RB 23 eine Totgeburt: Wer nach Schönefeld will, muss mit diesem Zug erst nach Potsdam fahren – um von dort auf dem Berliner Außenring dann wieder die Gegenrichtung einzuschlagen.
Das Schreiben ist kürzlich auch in der Gemeindevertretersitzung erörtert worden – und fand einhellige Zustimmung. „Ich habe letzte Woche fast zwei Stunden bis Schönefeld gebraucht“, sagte Gemeindevertreter Carsten Kumke, „früher brauchte ich 25 Minuten“. Wie ihm gehe es vielen Michendorfern und auch Pendlern aus dem gesamten Fläming, die mit dem Regionalexpress 7 von Dessau aus über Bad Belzig und Beelitz nach Norden reisen. Sie alle müssen nun durch Berlin.
Gemeindevertreter Peter Pilling (Die Linke) bemerkte, dass sich die Lage künftig weiter verschlechtern werde. Denn wie der Verkehrsverbund kürzlich auf einer Veranstaltung der Jungen Union in Michendorf ankündigte, sollen ab Dezember auf der Regionalexpresslinie 7 die neuen Talent-II-Züge eingesetzt werden. Die sind schneller, wodurch allerdings der Fahrtakt in Michendorf in Schieflage gerät: Während man vom hiesigen Bahnhof aus bislang mit RE 7 und OE 33 im Halbstundentakt nach Berlin-Wannsee gelangt, werden die Züge künftig kurz hintereinander fahren – und dann für über 40 Minuten gar nicht. „Da ist es nicht zuviel verlangt, wenn Michendorf künftig wieder zum Umsteigepunkt für einen Schönefeld-Zug wird“, argumentierte Pilling.
Unterstützung erhalten die Michendorfer vom Deutschen Bahnkunden-Verband. „Die Flughafenanbindung droht ein Provisorium auf Jahre zu werden – zulasten all jener, die auf diese Verbindung angewiesen sind“, schreibt der Interessenverband in einer Veröffentlichung – und macht einen noch weitergehenden Vorschlag: So solle der Regionalexpress 9, der ab Dezember den Flughafen Schönefeld mit dem Berliner Hauptbahnhof verbinden soll, weiter über den hauptstädtischen Innenring bis nach Potsdam, Golm und Wustermark geführt werden. Dadurch könnte die RB 22 wieder von Potsdam aus über Michendorf nach Schönefeld fahren. Und man müsste die Bahnsteige in Potsdam-Pirschheide und in Saarmund nicht sanieren.
Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Das Verkehrsministerium hatte immer wieder auf zu geringe Fahrgastzahlen in der RB 22 auf der alten Strecke verwiesen: 600 Passagiere seien hier unterwegs gewesen, hieß es damals. Die Michendorfer halten entgegen, dass durch die Eröffnung des BER die Fahrgastzahlen steigen würden. Außerdem soll der Bahnhof Michendorf im kommenden Jahr barrierefrei ausgebaut werden. Dadurch könnten hier künftig noch mehr Menschen umsteigen.
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