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Die grüne Seite von Michendorf: Photovoltaikanlagen, wie die auf dem Scheunendach von Landwirt Jens Schreinicke, sollen künftig das Ortsbild prägen. Einen teuer bezahlten Klimaschutzmanager braucht man dafür erstmal nicht, meint die Verwaltung.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Kein Strom aus Braunkohle

Michendorf spart erheblich Energie. Das Bekenntnis zu den Klimazielen des Bundes ist da Formsache

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Michendorf - Die Bilanz kann sich sehen lassen: Schon jetzt wird in den kommunalen Gebäuden der Gemeinde Michendorf ausschließlich Strom aus Wasserkraft genutzt. Die Kitas und Schulen sind durchweg energetisch saniert oder neu gebaut und in den rund 2200 Straßenlaternen im Gemeindegebiet leuchten zu 99 Prozent Energiesparlampen. „Beim Klimaschutz stehen wir gar nicht so schlecht da“, resümiert Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Trotzdem soll noch mehr getan werden: Per Gemeinderatsbeschluss hat sich Michendorf am Montagabend offiziell zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung bekannt.

Die besagen vor allem eines: Die Kommunen sollen Energie sparen. Denn größter CO2-Produzent ist nach wie vor die Energiewirtschaft: Wenn Braunkohle zu Strom und Gas zu Wärme verarbeitet werden, entstehen bundesweit jährlich fast 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Mit ihrem Strom aus Wasserkraft, der per Vertrag von der Eonedis bezogen wird, haben die Michendorfer dagegen ein Zeichen gesetzt.

Aber auch der Straßenverkehr verursacht einen enormen Kohlendioxid-Ausstoß, weshalb die Michendorfer Verwaltung ihre Bürger auf Fahrrad und Schiene bringen will. Dafür müssten die Bahnanbindung seiner Gemeinde wieder verbessert werden und im regionalen Radwegenetz die letzten Lücken geschlossen werden – zum Beispiel zwischen Langerwisch und Saarmund sowie von Fresdorf über Stücken nach Zauchwitz, so Mirbach. Während diese Aufgaben das Land übernehmen müsste, will Michendorf selbst für genügend Fahrradstellplätze an den Bahnhöfen sorgen und einen Radwegeplan erstellen.

Auch darüber, wie sich noch weiter Energie sparen lässt, wird in Michendorf diskutiert. So sollen die Straßenlampen langfristig und Stück für Stück mit LED-Lampen ausgerüstet werden. 133 solcher Leuchten gibt es bereits im Gemeindegebiet, unter anderem im Langerwischer Mühlenviertel. Zudem sollen alte Heizthermen in den Gemeindegebäuden ausgetauscht und – wenn möglich – mit Solaranlagen oder Erdwärmepumpen kombiniert werden.

Viel zu tun bleibt für die Gemeinde noch im Bereich der Energieerzeugung. Während im gesamten Landkreis die Hälfte des verbrauchten Stroms mittlerweile aus erneuerbaren Energien wie Windkraft, Sonne und Biogas selbst erzeugt wird, ist es in Michendorf weniger als ein Prozent. Der Bau von Windrädern kommt für Michendorf nicht infrage, wohl aber der von weiteren Photovoltaik-anlagen. Noch vor zwei Jahren wurden 43 solcher Anlagen auf den Dächern in den sechs Ortsteilen gezählt, mittlerweile dürften es mehr sein. Vor allem auf den kommunalen Dächern sollen Solaranlagen entstehen. Dagegen hatte sich indes der Ortsbeirat Michendorf ausgesprochen, der hier „versicherungsrechtliche Bedenken“ hat, wie Ortsvorsteher Hartmut Besch am Montagabend erklärte. Auch die Anschaffung eines Blockheizkraftwerkes, in dem neben Wärme auch Strom gewonnen wird, erwägt die Gemeinde: als Ersatz für das alte Heizhaus neben dem Schulcampus Wilhelmshorst.

Die Verwaltung lässt zurzeit den Energieverbrauch in sämtlichen öffentlichen Gebäuden analysieren und will demnächst einen Bericht dazu vorlegen. Mit dem Einsatz eines öffentlich geförderten Klimaschutzmanagers, wie er zum Beispiel schon von Teltow und Kleinmachnow angestellt worden ist, will Michendorf allerdings noch warten. Zuerst müsse man intern überlegen, was noch besser gemacht werden kann, hieß es aus der Verwaltung. Das hat am Montagabend für Diskussionsstoff gesorgt: „Haben Sie die nötige Fachkompetenz?“, fragte Abgeordnete Ulrike Wunderlich (Grüne) herausfordernd. Die knappe Antwort des Bürgermeisters: „Ja.“

Der Bürgermeister lädt am Freitag, dem 23. März, um 19 Uhr zu einem Infoabend in das Gemeindezentrum, Potsdamer Straße 64, ein. Das Thema: „Klimaschutz und Energieperspektiven in Michendorf“.

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