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Potsdam-Mittelmark: Kemnitzer Stein erhält Infotafel

Wortlaut: „Im Krieg keine Helden, immer nur Opfer“

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Werder (Havel) - Der Kemnitzer Gedenkstein mit der Aufschrift „Unseren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Helden“ soll jetzt eine begleitende Infotafel bekommen. Darauf hat sich der Ortsbeirat in seiner jüngsten Sitzung geeinigt. Neben Erläuterungen zur Geschichte des Findlings soll unter anderem auch der Satz „Zwei Weltkriege haben uns gelehrt, dass es keine Helden, sondern immer nur Opfer gibt“ zu finden sein, kündigte Ortsvorsteher Joachim Thiele an.

Das Kriegerdenkmal hatte im September vergangenen Jahres aufgrund der Inschrift für Kontroversen gesorgt, zumal kurzzeitig auch eine Erweiterung um die „Gefallenen des Zweiten Weltkrieges“ im Raum stand. Die Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag Brandenburg Saskia Ludwig, damals noch Mitglied im Ortsbeirat, hatte die Restaurierung und Aufstellung des Steines vor dem Gemeindezentrum initiiert. Jahrelang galt der Findling als verschollen. Ihn wieder aufzustellen, hieß es damals von den Kritikern, sei ein falsches Signal. Ludwig hatte argumentiert, dass es sich um ein zeitgeschichtliches Symbol und ein „Zeichen für Heimatverbundenheit“ handele.

Erstmals aufgestellt hatte den Gedenkstein der Kriegerverein Kemnitz im Jahr 1920. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg stand er auf einer kleinen Anhöhe vor dem Dorfanger, bevor ihn Parteigänger der SED in den 1960er Jahren umstießen. Jahrelang lag der Stein neben seinem Sockel, bevor er zusammen mit dem Hügel in den 1970ern in den Teich geschoben wurde. 2006 hat der Kemnitzer Manfred Schulz den Koloss auf einer Schutthalde wiederentdeckt. Offenbar war er im Zuge von Baggerarbeiten unbemerkt dorthin geraten. Schulz lagerte den Stein in seiner Scheune ein und schlug die Restaurierung vor.

Intensiv hatten Gegner und Befürworter die Debatte über das Thema Erinnerungskultur geführt. Die zentrale Frage damals: Können Soldaten überhaupt Helden sein? Die Infotafel war ein Kompromiss, den auch das Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam empfohlen hatte. Die Namen der Kemnitzer „Helden“ werde sie allerdings nicht enthalten, schon aufgrund der mangelhaften Datenlage. „Im nächsten Schritt muss über eine Gestaltung der Tafel und die Kostenfrage beraten werden“, erläuterte Ortsvorsteher Thiele. Dafür sollen nun erst einmal Angebote eingeholt werden. „Durch diese Tafel werden nun alle – vor allem für Ortsfremde – aufkommenden Fragen zum Gedenkstein beantwortet“, versprach Thiele. Thomas Lähns

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